loud silence

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Ich weiß nicht was ich ihm getan habe, aber schon den ganzen Tag geht Kai mir aus dem Weg. Er spricht kaum mit mir, sieht mich nicht an und jedes Mal, wenn ich eine Konversation starten will, unterbricht er mich und geht. Und das, obwohl wir vor zwei Tagen erst geredet haben. Vor zwei Tagen hat er mich gefragt, weshalb ich ihn ignoriere und jetzt macht er genau das selbe? Was ist nur los mit ihm? 

Will er unsere Freundschaft doch nicht? Bin ich ihm doch nichts mehr wert? Habe ich ihn jetzt endgültig verloren? nein, das glaube ich nicht. Irgendwo in mir habe ich immer noch die Hoffnung, dass wir wieder zueinander finden. Ich spüre doch, dass wir zusammen gehören. Wieso merkt er das denn nicht?

Vollkommen einsam liege ich in unserem Zimmer auf dem Bett, starre die Decke an und frage mich, wie ich am besten mit Kai reden könnte.  Wenn ich ihn anschreie, werden wir uns nur wieder streiten, und das will ich nicht.

Ich will ihn nicht verlieren. Auf gar keinen Fall. Ich habe es nach zwei Jahren geschafft, dass wir wieder miteinander klarkommen, das möchte ich nicht aufgeben müssen. Nicht noch einmal. Ich schaffe das nicht nochmal ohne ihn.

Aber ruhig mit ihm zu reden bringt uns wahrscheinlich auch nicht weiter. Er würde alles nur abstreiten und so tun, als wäre nichts passiert. Soll ich es also doch einfach totschweigen?

Aber es macht mich unfassbar wütend, ignoriert zu werden. Erst zwingt er mich, dass ich mit ihm rede, damit wir wieder Freunde werden und jetzt? Jetzt ignoriert er mich. Ich verstehe ihn einfach nicht... Was ist nur los mit ihm?

Auf einmal höre ich, wie sich die Zimmertür öffnet. Und ich höre Kai, welcher wohl zu telefonieren scheint.

„Ich werde ihn umbringen. Wie kann dieser Pisser es wagen, ihn so zu verletzen?" Ruft er aufgebracht ins Telefon, während er weiter ins Zimmer läuft.

Sein Blick streift meinen, doch er sieht direkt wieder weg und läuft immer wieder im Zimmer hin und her.

„Nein Tobi, ich beruhige mich nicht. Er hat ihn betrogen. Er kann froh sein, wenn ich ihm keine Kugel in den Kopf jage." Schreit er und gestikuliert wild mit seinen Händen.

Ich glaube nicht, dass ich Kai jemals so wütend gesehen habe. Ist er wirklich nur so aufgebracht, weil Simon von seinem Freund betrogen wurde? Oder steckt doch mehr dahinter?

Wütend lässt er sich neben mich auf dem Bett nieder, weshalb ich mich etwas aufsetze, um ihn ansehen zu können.

Seine Augen strahlen eine solche Wut aus, wie ich sie noch nie zuvor bei ihm sehen konnte. Sein Brustkorb hebt und senkt sich unglaublich schnell und sogar die Adern an seinem Hals werden sichtbar.

Ohne groß darüber nachzudenken lege ich meine Hand auf sein Bein, was ihn zuerst zusammenschrecken lässt. Doch als ich beginne, kleine Kreise auf seinen Oberschenkel zu malen, scheint er sich endlich ein wenig zu beruhigen. Kurz schließt er die Augen, atmet einige Male tief ein und aus, bevor er wieder anfängt zu reden. Diesmal allerdings viel ruhiger, als zuvor.

„Ja ich weiß. Trotzdem ist er ein Arschloch" sagt er, noch immer wütend, doch längs nicht mehr so angespannt.

Ich male weiterhin Kreise auf dem Stoff seiner Jeans, um ihn noch mehr zu beruhigen, was tatsächlich erstaunlich gut funktioniert.

„I-ich leg jetzt mal auf. Danke, dass du bei ihm bist. Und wenn es ihm doch wieder schlechter gehen sollte, ruf mich bitte an." Spricht er schnell und sieht auf meine Hand, welche immer noch auf seinem Bein liegt.

Unsicher stoppe ich. War das vielleicht doch zu viel für ihn? Doch bevor ich weiter darüber nachdenken kann, nimmt Kai meine Hand in seine und verschränkt unsere Finger miteinander.

Sofort beginnt mein Herz viel schneller zu schlagen und ich bekomme kaum noch genügend Luft zum Atmen. Es ist unglaublich, welche Wirkung Kai nach all den Jahren noch auf mich hat.

Ich sehe ihn geschockt an, weshalb Kai mir nun auch intensiv in die Augen sieht. Die Luft um uns herum wird immer dicker und mir wird schlagartig unglaublich warm und schwindelig. Der Raum ist nur auf uns beide geschrumpft und auch das Telefonat scheint nur noch Nebensache zu sein.

„Hmm, ja. Ich dich auch. Wir hören uns" haucht er noch ins Telefon, bevor er einfach auflegt.

Einige Minuten vergehen, in welchen wir uns einfach nur ansehen.

„Kai" flüstere ich irgendwann in die erdrückende Stille.

Von einer Sekunde auf die andere ändert sich sein Gesichtsausdruck völlig und er sieht mich nun mit Tränen in den Augen an.

„Es tut mir leid. Es tut mir so leid Jule. Ich wollte nicht so ein Arsch zu dir sein." Gesteht er und zieht mich fest in seine Arme.

Völlig überfordert lege auch ich meine Arme um ihn und streiche ihm beruhigend über den Rücken.

„Shh, ist doch alles gut." Sage ich leise und bin selbst nicht wirklich sicher, was ich eigentlich von mir gebe.

„Nein, ist es nicht. Ich war ein Arschloch und hab dich ignoriert. Es tut mir leid. Ich weiß einfach nicht, was mit mir los ist." Redet er weiter, doch ich stoppe ihn, indem ich mich etwas von ihm löse und meine Hand an seine Wange lege. Ich habe keine Ahnung, woher der Mut kommt, ihm plötzlich wieder so nahe zu sein, doch es fühlt sich einfach vollkommen richtig an.

„Es ist okay, wirklich. Für uns beide ist es nicht leicht, mit dieser Situation zwischen uns klarzukommen. Aber wir schaffen das, okay?" Sage ich und streiche mit meinem Daumen die weiche Haut seiner Wange entlang.

Meine Augen brennen sich dabei in seine und ich kann nichts gegen die Schmetterlinge in meinem Bauch tun.

Plötzlich sagt niemand von uns auch nur noch ein Wort. Wir sehen uns einfach an und schweigen. Die Stille ist so laut, dass niemand von uns sich traut, sie zu durchbrechen. Wir sehen uns einfach in die Augen und ich glaube, keine Worte könnten beschreiben, wie intensiv sich dieser Moment gerade anfühlt.

„I-ich denke, wir sollten langsam schlafen gehen. Morgen ist das letzte Training vor dem Spiel. Da müssen wir ausgeschlafen sein. Wir wollen ja beide in die Startelf." Stottert er und löst sich von mir.

Augenblicklich durchfährt eine unangenehme Kälte meinen Körper und ich kann genau spüren, wie mein Herz zerbricht. 

In diesem Moment realisiere ich, dass ich nie wieder mehr für ihn sein werde, als nur ein guter Freund.

„Ja, du hast Recht. Wir sollten wirklich schlafen." Bestätige ich und wende auch mich, schweren Herzens, von ihm ab.


Heyy ihr lieben :) Ich bin wieder zurück, mit einem neuen Kapitel. Ich bin zwar sehr unzufrieden damit, aber ich wollte endlich wieder etwas posten. Es tut mir echt leid, dass dieses Kapitel so kurz ist und dass es so lang gedauert hat. Bei mir ist privat sehr viel passiert, weshalb ich mich erstmal auf mich konzentrieren musste. ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel. Ich hoffe auch, ihr nehmt mir das ende dieses Kapitels nicht übel. Eigentlich war das auch völlig anders geplant, aber ich habe mich spontan dazu entschieden, es doch umzuschreiben. Es hätte einfach nicht gepasst... Aber eventuell kommt das ja an einer anderen Stelle noch vor 🤭 Wie immer würde ich mich sehr über eine kurze Rückmeldung von euch freuen. Habt ihr überhaupt noch Lust auf die Geschichte? Ich hab schon oft überlegt, hier einfach zu pausieren und etwas neues anzufangen, aber da bin ich mir unsicher. falls ihr also keine lust mehr habt, dass diese Geschichte weitergeht und lieber etwas neues hättet, sagt mir bescheid :)

-M <3

Always YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt