Anxious Bunny

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Casio bringt mir, was ich verlangt habe. Eine dicke Akte über die Frau im Keller, mit Bildern der letzten 6 Wochen. Auf den meisten lächelt sie, doch ich kann versprechen das sie dieses Hochgefühl nie mehr auch nur im Ansatz spüren wird.

Etwas gelangweilt blättere ich die Bilder durch, lese Einträge dazu und Vermerke, ehe ich auf ein Foto stoße das meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich zieht : Zusammen mit einem älteren Herren, der niemand geringerer als der Kopf der verfeindeten Familie ist, kommt sie aus einem Lokal. Sie wirkt auf dem Foto nicht, als sei ihr unwohl, im Gegenteil.

Ein eindeutiges Zeichen.

"Ich nehme nicht an das sie seine viel zu junge Mätresse ist?" frage ich dumpf obwohl ich die Antwort bereits kenne. Casio hüstelt, fängt sich dann aber wieder. Sein Kopfschütteln ist eindeutig. "Dann... Ist sie was genau? Seine Tochter?"

Eigentlich ist es mir egal wer sie ist, denn offenbar ist sie wichtig genug das er sich mit ihr öffentlich zeigt. Die Vertrautheit der beiden lässt mich kalt, auch wenn ich länger als nötig das Foto studiere. Was auch immer Casio hier entdeckt hat, könnte ein wichtiger Hebelpunkt auf meinem persönlichen Rachefeldzug werden. Sie wird leiden, selbst wenn sie unschuldig ist. Und ich werde es genießen.

Ich laufe einige Stunden später wieder zur Zelle in der ich die junge Frau zurück gelassen habe. Sie liegt auf der spärlichen Matratze auf dem Boden, ihr Brustkorb hebt und senkt sich leicht - was nur bedeutet, daß sie noch lebt. NOCH.

Wie lange sie in diesem Zustand bleibt ist ungewiss, daher nehme ich mir die Zeit und einen Stuhl, platziere ihn direkt vor der Zelle und studiere weiter die Akte über sie, warte und lauere das sie erwacht und langsam realisiert das sie in Gefahr schwebt. Das Gefühl der Hilflosigkeit das ihr durch die Adern peitschen ist - wie ich vermute - das selbe, das meine Schwester gespürt hat, kurz bevor sie getötet wurde.

Als die erste Regung meiner Gefangenen mich aufschauen lässt schließe ich die Akte. Mittlerweile kenne ich die Eckdaten auswendig, will mich aber trotzdem im Schein der Unwissenheit baden.

Leises gemurmel, gefolgt von stöhnen durchdringt die Stille in diesem Raum und schließlich versucht sie sich aufzuraffen - was ihr kaum gelingt. Ich stehe auf, hole einen Pappbecher hervor und kippe etwas Wasser hinein, schiebe diesen dann zwischen den Gittern hindurch und warte, das sie mich wahrnimmt.

Endlich hebt sich ihr Kopf in meine Richtung. Ich bezweifle das sie viel sehen kann. "Wer bist du? Und wo bin ich?" krächzt sie. Ihre Stimme ist heiser. Ich schiebe den Becher mit Wasser etwas weiter hinein, gehe dann zurück zu meinem Sitzplatz und warte, bis sie ausgetrunken hat. Ihre Fragen ignoriere ich, denn sie wird es noch früh genug feststellen.

Als ich die Stimme erhebe um nach ihrem Namen zu fragen zuckt sie zusammen. Ihre Arme um sich selbst gelegt beginnen langsam auf und ab zu fahren, weil sie friert - eine Nebenwirkung dessen, was man ihr verabreicht hat. Sie wird nicht antworten und ich weiß es. "Also gut. Ich komme morgen wieder." murmele ich und stehe auf. Bevor ich jedoch gänzlich verschwinden kann, höre ich wie sie mühsam auf die Beine kommt und sich an den Gitterstäben festhält. "Wo bin ich? Und was willst du von mir?" fragt sie erneut. Aber ich kann dieses schweigende Spiel ebenso gut spielen wie sie selbst, lächle lieblos in mich hinein und verschwinde mit der Akte unter meinem Arm.

Den gesamten nächsten Tag meide ich die Zelle, beschäftigte mich mit Dingen die nicht aufzuschieben sind und befehle zwei Männern Brot und Wasser in den Kerker zu bringen. Für das was noch auf sie zu kommt muss sie wenigstens halbwegs gestärkt sein und darf mir nicht direkt zusammen klappen. Die Männer machen sich sofort ans Werk, freuen sich regelrecht und kurz darauf verschwinden sie aus meinem Sichtfeld, doch es dauert nicht lange bis ich einen markerschütternden Schrei höre, der direkt aus dem Kerker kommt. Casio, der die ganze Zeit still gegenüber von mir gesessen hat springt genauso auf wie ich und gemeinsam laufen wir dem Lärm entgegen, stolpern fast über den Gartenschlauch, der bis hinab führt.

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