Eye for an Eye

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Alles was ich besitze trage ich bei mir. Nur wenige Waffen, die Kleider an meinem müdem Leib - sonst nichts. Es genügt.
Zu wissen das Aurora in Sicherheit ist, unentdeckt und außerhalb der Reichweite ihres kranken Onkels gibt mir einen Schub. Ich muss diese Made erwischen, ihm zuvor kommen. Ich muss es tun. Ich will es. So ist es vorher bestimmt.

Es ist nicht schwer einen seiner Schergen zu finden denn sie suchen nach uns. Ich lasse mich an einem öffentlichen Platz nieder, an dem um diese Zeit keine Zivilisten sind und tue so als würde ich in der Zeitung lesen, als schon der erste auf mich zu kommt. Dicht vor mir bleibt er stehen und faltet die Hände vor sich. "Aufstehen." murmelt er. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen drückt er die Waffe die er bei sich trägt etwas hervor.

Ich bleibe sitzen. Will, daß die Situation eskaliert - aber vor allem will ich, daß Sanchez zu mir kommt. Ich habe nur diese eine Chance und diese schwindet, wenn ich sein Territorium betrete. Ich muss ihn auf neutralem Boden erwischen.

Sein Handlanger wiederholt die Forderung erneut und schnaubt als ich wieder nicht reagiere. Ich reize ihn, daß weiß ich. Schließlich geht er einen Schritt zurück und ich höre nur noch sein gemurmel. "Boss,... Ja. Wir haben ihn. Von ihr fehlt jede Spur." säuselt er. Das ist mein Moment. Blitzschnell springe ich auf, ziehe mein Messer und ramme es ihm in die Kehle. So schnell, daß er nicht einmal mehr Zeit hat zu realisieren was genau gerade passiert. Er landet auf den Knien, röchelt und versucht mit beiden Händen zu verhindern, daß noch mehr Blut austritt - vergebens. Ich weiß, daß ich die wichtigste Arterie getroffen habe und er langsam aber sicher durch den Blutverlust sterben wird.

"SANCHEZ!" schreie ich, damit er mich hört. "Komm und beende es!"

Keine Menschenseele ist hier, keiner kann dem armen Kerl zu meinen Füßen jetzt noch helfen. Und ich? Ich will und werde sein Leid nicht beenden sondern ihn langsam dahin siechen lassen, so wie er es verdient.

Es dauert eine halbe Ewigkeit bis ich etwas höre. Schritte die sich mir nähern, aber mehrere. Natürlich kommt Sanchez nicht alleine und natürlich habe ich das einkalkuliert - denn jeder weiß das es im Falle eines Falles wie aktuell nur zu seinen eigenen Gunsten ausgehen kann, wenn man genügend Menschen hat, die einem den Rücken freihalten. Die Ironie dabei ist, daß ich vollkommen alleine und auf mich gestellt bin. Eine falsche Bewegung, ein unbedachter Moment und es ist vorbei.

Dann kommt er. Läuft geradewegs auf mich zu ohne Eile. Der elegante Mantel weht um seinen Körper. Er grinst als er einige Schritte vor mir stehen bleibt. "Ich weiß nicht ob ich deinen Mut loben oder dich wegen deiner Dummheit allein zu kommen rügen soll." zischt er. "Jedenfalls wirst du heute Nacht ein mahnendes Beispiel an all die jenigen sein, die sich mir in den Weg stellen. Aber... Es liegt bei dir ob du langsam und qualvoll stirbst, oder ob ich es schnell beende. Alles was du tun musst ist mir zu sagen wo sie ist. Sag es mir und du wirst einen schnellen Tod erleben."

Geräusche hinter mir lassen mich innerlich nervös werden, doch nach außen hin bin ich die Ruhe selbst. Eines der vielen Dinge die ich von meinem Vater gelernt habe...
Da ich schweige setzt Sanchez erneut an etwas zu sagen. Er will mich aus der Reserve locken - auch das ist nicht neu. "Weißt du, diesen Kampfgeist habe ich schon einmal gesehen. Diese Sturheit. Bei deinem Vater aber auch bei deiner kleinen süßen Schwester. Ohhh, ich kann dir gar nicht nahe bringen wie süß sie war. Wie liebreizend sie gebettelt hat, als ich ihr die Kleider vom Leib geschnitten habe. Diese junge unberührte Seele zu berühren war wie ein Rausch. Ich habe es genossen das sie schrie... Ich höre es immer noch."

Sanchez beginnt seinen Mantel abzulegen. Achtlos wirft er den teuren Stoff auf die Bank neben mich. Er präsentiert die beiden Waffenholster, die entlang seiner Achseln verlaufen und in denen zwei Pistolen stecken.
"Bei Aurora war es ähnlich. Sie hat gebettelt und mich angefleht aber ich wusste das ihr Widerstand brechen würde. Und ich hatte recht. Die kleine Schlampe hat genossen, was ich mit ihr getan habe. Ganz still lag sie da, ließ sich f*cken. Es ist eine Schande, das sie sich dir ebenso bereitwillig dargeboten hat... Aber wenn du erstmal tot bist und ich sie finde, wird sie für ihr schlampiges Verhalten bestraft. Es gibt genügend Freiwillige, die sich ihrer unbedingt annehmen möchten."

In mir brodelt der Hass.
Die Schritte hinter mir kommen näher und ich weiß das ich jetzt nur noch wenige Sekunden habe um das ganze zu meinen Gunsten zu drehen.

Mein Kopf reckt sich gen Himmel. Ich bilde mir ein das irgendwo dort oben, vielleicht auf Wolken gebettet, meine Familie auf mich herab schaut und mich anfeuert. Dann schließe ich die Augen, greife hinter mich und löse die beiden Granaten, die ich dort sicher versteckt habe. Die Stifte, die zur Sicherung darin steckten, fallen achtlos zu Boden und mit Schwung schaffe ich es die Granaten hinter mich zu werfen. Es überrumpelt die, die sich von hinten anschleichen wollten und verhindert so, daß sie mich erreichen. Sanchez schnallt zu spät was ich getan habe, schon explodieren sie.

Den Moment der Verwirrung nutze ich für mich. Der Lärm der Explosion arbeitet für mich.
Bevor der Bastard vor mir begreift was geschieht, drücke ich mein Messer an seine Kehle. Ihn zu erschießen wäre zu leicht - ich will das er leidet. "Du bist noch dümmer als ich vermutet habe." knurrt er. "Du wirst sterben und nichts und niemand kann das aufhalten. Du und diese kleine Schlampe, ihr werdet beide qualvoll krepieren."

Ich lache.

Eigentlich wollte ich ihn an Ort und Stelle töten, doch er bettelt geradezu danach das ganze deutlich hinaus zu zögern. Mit voller Wucht schlage ich den Griff des Messers gegen seine Schläfe und er sackt fast sofort zusammen. "Du redest zuviel." murmle ich. Dann hebt sich mein Kopf und ich sehe mich um. "Hört zu. Und hört ganz genau zu, denn ich werde mein Angebot nicht wiederholen. Ich entlasse euch in die Freiheit wenn ihr mich jetzt zusammen mit eurem Boss gehen lasst. Keiner von euch hat hiermit irgendwas zutun. Ihr könnt abhauen und ein neues Leben irgendwo ganz weit weg beginnen. Schlagt ihr dieses Angebot jedoch aus... Ist es vorbei mit euch."

Für einen Außenstehenden mag es wirken als wäre ich verrückt, als würde ich dem Wind etwas zu flüstern - aber ich als geübter Beobachter weiß, daß zwischen den Hecken und Sträuchern noch verbliebene Männer von Sanchez sind.

Langsam zerre ich den schlaffen Körper in Richtung des Vans, den ich eigens hierfür gekapert habe. Es kostet mich viel Kraft diesen Bastard auf die Ladefläche zu hieven, aber als es endlich getan ist atme ich erleichtert aus. Ich fessle und kneble ihn, steige dann hinüber zum Fahrersitz und starte den Motor.

In diesem Moment gibt es nur einen Ort an dem ich sein will. Und genau dort fahre ich nun hin.

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