Hell

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Casio und ich gehen gerade einige Daten durch, als ich ein poltern höre. Es klingt, als wäre jemand - wohl Aurora - mit irgendwas kollidiert. Als ich aufstehe um nach dem Rechten zu sehen verzieht Casio genervt das Gesicht und rollt mit den Augen - was ich nicht kommentiere.

Ich folge dem Geräusch, höre leises fluchen und finde die Ursache schneller als mir lieb ist. Mit einem schmunzeln auf den Lippen das ich nicht unterdrücken kann beäuge ich Aurora die sich im Bademantel verheddert hat. Was auch immer sie vorhatte, sie hat die Schuhe im Weg nicht gesehen. "Alles in Ordnung?" frage ich und versuche so neutral wie möglich zu wirken, was allerdings hinfällig wird sobald sie ihren Kopf in meine Richtung hebt und mich ansieht. Zuerst befürchte ich ein Donnerwetter, doch dann verzieht auch sie das Gesicht zu einem Lächeln. Ihr Versuch trotzdem ernst und sogar beleidigt zu sein, weil ich lachen muss, erstickt sich wie von selbst im Keim. "Du könntest mir helfen, statt zu lachen." murrt sie. Wenige Momente später habe ich das Wirrwarr um ihre Beine gelöst und helfe ihr auf.

Momente wie diese hat es bisher so gut wie nicht gegeben und ich bin auch nicht wirklich gut darin. Sobald sie steht ist sie mir näher als gut für irgendwen von uns ist und wie ein begossener Pudel weiß ich nicht wohin mit mir.

"Äh... Die Pizza wird kalt." flüstere ich schließlich um den starren Blickkontakt zu lösen. Ich will mich umdrehen und die Situation verlassen, zurück zu Casio und das weitere Vorgehen besprechen, aber Aurora greift nach meiner Hand. Der kurze Kontakt unserer Augen genügt um eine Gänsehaut auf meinen Armen zu entfachen. "Danke." haucht sie und lässt mich wieder los. Dann ist sie es, die die Flucht antritt und verschwindet um sich etwas passenderes anzuziehen.

"Was läuft da zwischen dir und der Kleinen?" fragt Casio als ich zu ihm zurück kehre. Sein leicht mauliger Unterton zeugt von Abneigung. Als ich mit einem Schulterzucken antworte kneift er die Augen zusammen. "Du bist unkonzentriert. Muss ich dich daran erinnern dass das hier wichtig ist?"

Nein, genau das muss er nicht. Ich weiß das ich hierbei all meine Konzentration benötige aber es fällt mir zunehmend schwerer. "Vergiss sie jetzt mal." gebe ich zurück, "wir haben Dinge zu besprechen."

Doch um ehrlich zu sein ist meine Ermahnung weniger an ihn als an mich selbst gerichtet.

Der Plan steht und er wird Aurora nicht gefallen. Sie hat bereits klar und deutlich gemacht nicht als Lockvogel zu agieren und der Moment ist bereits überschritten ihr das glaubhaft zu entlocken.

Es folgen drastischere Maßnahmen, die ich nur schwer über mich ergehen lassen kann. Casio hat ein paar meiner Männer beordert und gemeinsam stürmen sie in die Richtung, in der Aurora verschwunden ist. Ich kann ihre verwirrte Frage was los sei bis hierhin hören, dann folgen Schreie. Die Männer tragen sie aus dem Zimmer, halten sie fest und sie wehrt sich, tobt und beschimpft sie - auch mich, als sie sieht das ich keinen Finger rühre um ihr aus der Lage zu helfen. Vor Casio bleiben sie dann kurz stehen...

"Bringt sie zum Wagen. Wird Zeit das sie Sanchez übergeben wird und wir diesen Scheiß endlich bereinigen." grummelt er, wenig beeindruckt von Aurora's Gegenwehr. Bevor sie aus der Wohnung getragen wird sieht sie mich noch einmal an. Ich weiß was sie denkt, was sie sagen will... Und kann nichts tun um sie zu beruhigen. Casio setzt auf authentische Mittel und er hat nicht ganz unrecht.

Ich warte noch einen Moment bevor ich mich selbst in Bewegung setze. Das ganze hat etwas groteskes, fühlt sich falsch an. Aber es ist das einzige was wir tun können.

Es gibt da diese eine Stelle an den Docks, die offenbar ständig Dreh und Angelpunkt krimineller Geschäfte zu sein scheint. Daher ist es auch nicht verwunderlich, als wenig später - nachdem man uns eingehend beobachtet hat - ein SUV auftaucht, dessen Scheiben getönt sind. Mittlerweile ist Aurora geknebelt, denn die Männer und Casio haben weniger Geduld als ich und ihre Beschimpfungen waren derart gravierend. Ihre Hände sind gefesselt und einzig ihre Beine bieten ihr noch etwas Bewegung. Sie hat Angst.

Die Tür vom SUV öffnet sich und mehrere Leute steigen aus. Als ich unter ihnen Atkinson erkenne wird mir flau im Magen. "Ezio! Scusi! Heutzutage ist Loyalität so wichtig. Aber weißt du was noch wichtiger ist? Das richtige Kleingeld."

Er sagt das so, als hätte ich ihm keine horrende Summe versprochen, aber das ist erstmal Nebensache. Viel schlimmer ist das er mich rein gelegt hat, wie er kurz darauf dann auch bestätigt. "... Ich habe also dafür gesorgt das du in einer meiner Immobilien unter kommst und ich dich somit im Auge behalten kann. Eigentlich wollte Dario euch dann selbst überraschen, aber du weißt ja wie vielbeschäftigt man sein kann."

Aurora's Teint ist blass. Ihre Augen werden größer als sich Dario's Schergen nähern und sie schließlich packen und zum Wagen schleifen. Das hier läuft nicht ganz so wie erhofft und die späte Erkenntnis ist vernichtend. Aus Erfahrung weiß ich das ich als nächstes dran bin ins Auto zu steigen. Wenn Dario nicht selbst die Zeit gefunden hat her zu kommen, so ist es üblich zu ihm zu gehen. Was allerdings niemand weiß... Diesmal bin ich es, der einen Tracker mit sich führt.

Casio und meine Männer bleiben zurück während ich dem bulligen Typen zum Wagen folge. Drinnen erwartet mich das selbe wie draußen - Gefahr. Aurora wirft mir einen bösen Blick zu und Tränen schimmern in ihren Augen. Ich wette sie würde richtig los legen, wären ihre Fesseln gelöst und ihr Mund nicht bedeckt und verklebt. Als der Wagen sich in Bewegung setzt greife ich unauffällig zu ihr rüber, streichle kurz über ihren Oberschenkel und ziehe die Hand anschließend zurück. Mit dieser Geste habe ich versucht sie zu beruhigen, ihr zu sagen das alles in Ordnung ist... Oder zumindest sein wird, wenn ich Erfolg habe mit dem was geplant ist.

Die Fahrt endet schon wenige Minuten später. Man öffnet mir die Tür und als ich mich umschaue weiß ich wo wir sind... Es ist ein exklusiver Club für Fetisch - Lover. Ich war nie hier und doch kenne ich all die Geschichten, die sich um diesen Platz ranken. Aurora wehrt sich als auch sie aus dem Wagen bugsiert wird. Ihre Gegenwehr stoppt aber plötzlich als sie begreift wo wir sind.

Langsam schreiten wir vorwärts, vorbei an Schreien und Stöhnen. Die Schergen peilen den Keller an und ein mulmiges Gefühl macht sich breit.

Casio und meine Männer sind in Position, trotzdem fühle ich mich alleine... Und das beklemmende Gefühl wird nicht weniger.

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