Sa. 11.03.2023

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„Fuck, wie lange habe ich heute gepennt?" murmelt Anette als sie auf die Uhr blickt.
Es ist bereits kurz vor 12.
Anette rafft sich auf und schlendert zur Kaffeemaschine.
Verschlafen reibt sie sich die Augen und knallt dabei unerwartet mit dem kleinen Zeh gegen eine Kante.
Sie flucht und jammert, während sie auf einem Bein herumhüpft und ihren schmerzenden Zeh festhält.
„Ach, jetzt bin ich immerhin wach..." meckert sie genervt, nachdem der Schmerz nachgelassen hat und sie wieder auf beiden Beinen steht.
Nachdem Anette ihren morgendlichen Kaffee im Magen hat und die Zähne geputzt sind, schreibt sie auf die schnelle eine Einkaufsliste zusammen und macht sich auf den Weg zum Supermarkt.
Als sie draußen auf der Straße steht, weht ihr ein eiskalter Wind ins Gesicht.
Ihr fröstelt und sie schüttelt die Arme.
„Brr, kann es nicht endlich Frühling werden?"
Anette greift an den Reisverschluss und zieht diesen hoch. Im selben Moment fällt ihr Blick auf etwas vor ihr auf dem Gehweg und sie neigt den Kopf.
„Fuck!" schimpft sie und greift an ihren Hals.
Sie hat sich die Haut unterm Kinn im Reisverschluss eingezwickt.
Anette lacht und denkt zurück an die Zeit als Kind, wo ihr das ständig passiert ist.
„Wie ich das gehasst habe, wenn Mama das gemacht hat und jetzt passierts mir selbst"
Sie schwelgt in Erinnerungen, wird dann aber von einem Anruf abgelenkt.
Freundinnen haben sie zu einem Mädelsabend eingeladen. Voller Vorfreude spaziert sie zum Supermarkt und schleppt im Anschluss die vollen Taschen nachhause.
Nachdem sie den Einkauf im Kühlschrank untergebracht hat, überrascht sie erneut die Uhrzeit.
„Was? Schon halb 5?" verzweifelt sieht sie sich um.
„Ich sollte noch Duschen, Haare machen, Anziehen muss ich mich auch und gegessen habe ich auch noch nichts."
Gestresst hetzt sie ins Bad und hüpft unter die Dusche.
„Ich bin und bleibe ein Warmduscher, das ist um so viele Ecken besser!" murmelt sie, während sie sich in ein Handtuch wickelt und an die unangenehme Aufgabe zurückdenkt.
„Apropos Aufgabe? Hat sich Ralf schon gemeldet?"
Anette verwirft den Gedanken wieder und kramt ihr Glätteisen hervor.
Sie steckt es ein und legt es kurz ab. Es lässt ihr aber dann doch keine Ruhe, sie holt ihr Handy und checkt die Nachrichten.
Nichts.
„Lieber auf Nummer sicher gehen." meint sie und tippt selbst eine Nachricht an Ralf.
Gerade als sie mit dem Glätteisen beginnen will, klingelt ihr Handy.
„Ja?"
„Servus."
„Ah, Ralf. Was gibt's?"
„Alles in Ordnung? Bei dir hallt es so?"
„Ja, ich bin im Baaaauuuuaaaa, verdammte Scheiße!" schreit sie ins Telefon und lässt fast das Glätteisen fallen.
Anette hat sich zu sehr ablenken lassen und ist mit dem Finger auf das heiße Glätteisen gekommen.
Zwar hält sie den schmerzenden Finger direkt unter kaltes Wasser, dennoch bildet sich eine Brandblase.
„Bist du noch da?" fragt Ralf.
Anette greift wieder zum Handy und antwortet: „Jaaaa. Verdammte Axt! Heute ist nicht mein Tag."
„Wieso?"
Sie schnattert ungebremst los.
„Zuerst habe ich viel zu lange geschlafen, dann den kleinen Zeh gestoßen. Am Weg zum Supermarkt die Haut unterm Kinn im Reißverschluss geklemmt und jetzt noch den Finger am Glätteisen verbrannt. Ich könnte Kotzen!"
„Bevor du kotzt, lass mich dir kurz sagen, warum ich angerufen habe."
„Ja?"
„Eigentlich wollte ich dir eine kleine Aufgabe verpassen, doch du scheinst dir heute schon selbst ausreichend Schmerzen zugefügt zu haben, daher lasse ich es. Ich will dir nur sagen, dass du am Sonntag erwartet wirst."
„Erwartet? Von wem?"
„Von mir und Fiona. Sie hat mir gebeichtet, dass du weiter nachgehakt hast, obwohl es dir ausdrücklich und mehrfach untersagt wurde. Daher mach dich gefasst auf Konsequenzen. Viel Spaß, bei was auch immer du heute vorhast."
Ihr Handy piept in ihr Ohr.
„Aufgelegt? Er hat einfach aufgelegt."
Verwirrt lässt sie das Handy sinken und blickt in den Spiegel.
Welche Konsequenzen? Habe ich mir zu viel herausgenommen? Warum bekomme ich dann nicht heute schon eine Strafe? Verdammt! Egal, jetzt wird der Abend genossen. Das brauche ich nach dem heutigen Tag!


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