Do. 30.03.2023

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Wo soll ich denn einen Kieselstein herbekommen?
Mensch, du gehst mir mit deinen Aufgaben manchmal richtig auf den Keks!
Sie flucht und meckert, während sie in ihre Schuhe schlüpft und sich auf den Weg zum Bus macht.
Am Weg dorthin hält sie die Augen offen und scannt immer wieder den Gehsteig ab.
Aber vergebens, in dieser Straße wurde bereits geräumt und sie findet keinen Kieselstein.
Daher legt sie einen kurzen Umweg ein und geht durch Seitenstraßen hindurch, bis zur übernächsten Haltestelle.
„Da! Endlich!" freut sie sich lautstark, etwas zu laut, wird ihr kurz darauf bewusst und Anette sieht sich schüchtern um.
Niemand da? Glück gehabt. Flink bückt sie sich und hebt einen Kieselstein auf, den sie in der Jackentasche verschwinden lässt.
Erst als sie im Büro angekommen ist kommt der Stein zum Einsatz.
Sie platziert ihn in ihrer Socke und schlüpft in ihre Hausschuhe.
„Ahh!" jammert sie beim ersten auftreten und stützt sich am Tisch ab.
„Alles in Ordnung?" fragt Fiona.
Anette nickt mit zusammengekniffenen Augen und humpelt aus dem Büro.
Nach einigen Schritten findet sie eine Position, bei der es aushaltbar ist mit dem Stein, dennoch muss sie sich bei jedem Schritt konzentrieren.
Ihre größte Angst, jemand anderes könnte sie auf den gebückten Gang ansprechen.
Zu ihrem Glück muss sie heute nicht all zu oft aus dem Büro raus und der Arbeitstag vergeht wie im Flug.
„Endlich." erleichtert lehnt sie sich zurück und friemelt den Stein aus ihrer Socke.
„Du kleines Mistding! Endlich bin ich dich los." schimpft sie den Kieselstein und schnippt ihn in den Mülleimer.
Sie massiert über die Fußsohle und gibt ihrem Fuß noch ein paar Minuten Ruhe, ehe sie in ihre Schuhe schlüpft und zum Bus geht.
>Wie war dein Tag? Steinig und Schwer?<
„Hach, was für ein Brüller." ist Anettes Gedanke und sie verdreht genervt die Augen.
>Alles Bestens, man nennt mich auch die menschliche Steinmühle, das Ding ist jetzt Pulver.<
„Oh." sie schmunzelt und bemerkt direkt selbst die doppeldeutige Aussage.
>Wehe da kommt jetzt irgendeine Meldung zu meinem Gewicht! Ich warne dich! Halt ja die Klappe! 😀 <
>Das wäre mir so gar nicht in den Sinn gekommen, hättest du mich nicht darauf gebracht. Ich denke doch nie zweideutig oder gar kindisch!< versichert ihr Ralf.
Anette lächelt und steckt ihr Handy in die Tasche, denn sie ist gerade bei ihrer Haltestelle angekommen und muss aussteigen.


SchMärzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt