ICH SCHLENDERE ZUSAMMEN mit Tsireya am Strand entlang. Die warme Sonne erwärmt den heißen Sand unter unseren Füßen, doch daran sind wir gewöhnt. Der Himmel ist wolkenlos und strahlend blau.
»Wie läufts eigentlich mit dir und Lo'ak?«, frage ich meine Schwester.
»Ganz gut.«
»Wie, ganz gut?«, hake ich nach. »Komm schon, du kannst mir alles erzählen. Ich bin deine Schwester«, ermutige ich sie.
»Also...wir haben uns gestern getroffen und...naja...«, ich unterbreche sie, als sie nicht weiterspricht. »Was naja?«, frage ich ungeduldig.
»Naja, wir waren zusammen im Wald, mehr nicht«, erzählt Tsireya, doch ich merke, dass das nicht die ganze Geschichte ist. »Hast du dich nochmal mit Neteyam getroffen, seitdem ihr...seitdem ihr im Wald wart?«, fragt meine Schwester da.
Ich bin etwas überrascht von ihrer Frage und überlege, was ich antworten soll. »Ähm...nein, eigentlich nicht«, sage ich da.
Ich realisiere, dass ich meine Schwester gerade angelogen habe, was ich normalerweise nie tue. Tsireya und ich sind so etwas wie Seelenverwandt, wir verheimlichen nichts voreinander. Doch irgendwas in mir sagt, dass ich die letzten Treffen mit Neteyam für mich behalten soll.
Jetzt verstehe ich auch, warum meine Schwester nicht mit mir über Lo'ak reden möchte und hake nicht weiter nach, was die beiden betrifft. Liebe ist für uns beide neu und ich verstehe, dass sie ihre Gedanken erstmal für sich behalten möchte.
Plötzlich greift Tsireya nach meinem Arm. »Sind das nicht Roxto und Ao'nung und Taiksu? Und die Omaticaya?«, fragt sie verwirrt und deutet mit dem Finger auf eine Stelle im Sand.
Ich sehe genauer hin und erkenne ein Knäul aus sich gegenseitig schlagenden, hell- und dunkelblauen Na'vi. »Das sind sie«, erkenne ich. »Wieso schlagen die sich?«
»Komm, wir müssen sie auseinander bringen«, mit einer Handbewegung bedeutet meine Schwester mir, ihr zu folgen. Wir rennen auf die Na'vi zu und ich erkenne Lo'ak, der auf Ao'nung einprügelt und Neteyam, der von Roxto und Taiksu am Schwanz gepackt und durch den Sand geschleift wird. Kiri steht daneben und ruft irgendwas davon, dass sie aufhören sollen und dass das, was sie da tun, kindisch ist. Aber niemand hört auf sie.
»Was ist hier los?«, fragt Tsireya Kiri.
»Eure Brüder und euer Freund haben mich geärgert und Neteyam und Lo'ak waren der Meinung, sie müssten deswegen eine Prügelei anfangen«, erklärt die Grünäugige genervt.
Roxto und Taiksu schleifen Neteyam immer noch durch den Sand. Blut klebt in seinen Haaren und in seinem Gesicht. »Hört auf«, fauche ich wütend und ziehe Roxto von dem Omaticaya weg. Neteyam befreit sich von Taiksu und richtet sich wütend auf.
Ich sehe, wie Tsireya und Kiri es schaffen, Lo'ak zu beruhigen und Ao'nung von ihm zu trennen. Mein Bruder blutet über dem Auge und Lo'aks Lippe ist aufgeplatzt.
Mein Blick fällt auf Neteyam. Etwas Blut läuft ihm aus dem Mundwinkel und er hebt seine Hand, um es wegzuwischen. Bei dieser Bewegung sieht er so verdammt heiss aus, dass ich mir auf die Unterlippe beisse und mich schnell abwende.
Ich merke, wie Roxto sich wieder auf Neteyam stürzt und Taiksu ihm hilft. Ich will die drei anfauchen, sie sollen gefälligst damit aufhören, aufeinander einzuschlagen, da trifft mich eine Faust am Kopf.
Der Schlag trifft mich so unvorbereitet, dass ich nach hinten stolpere und auf den Boden falle. Mein Kopf brummt und für einen Moment dreht sich alles um mich herum. Ich vernehme wütende Schreie, doch ich kann sie nicht zuordnen. Stöhnend versuche ich die Augen zu öffnen, doch immer noch dreht sich alles und schließlich falle ich tief ins Nichts und schwarze Dunkelheit verschluckt mich.
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Meine Lider flattern und ich versuche die Augen zu öffnen, schließe sie jedoch gleich wieder, weil das Licht mich blendet. Als ich mich an die Helligkeit gewöhnt habe, öffne ich meine Augen ganz. Ich sehe die Decke eines Zeltes über mir und setze mich leicht auf. Wieso bin ich hier? Was ist passiert? Krampfhaft versuche ich mich zu erinnern.
»Sie ist wach«, höre ich da eine aufgeregte Stimme und sogleich werde ich wieder zurück auf die Liege gedrückt. Ich erkenne die Gesichter von Neteyam, Lo'ak, Kiri und Tsireya, die sich alle über mich beugen.
»Geht es dir wieder besser?«, fragt Neteyam, Besorgnis spiegelt sich in seinen Augen wieder und er greift sanft nach meiner Hand. Er hält sie und lässt sie nicht mehr los. Gleich fühle ich mich besser, als ich seine Körperwärme spüre, die von seiner Hand ausgeht.
Ich richte mich auf und lege eine Hand an meine brummende Stirn. »Was ist passiert?«, frage ich und wundere mich, warum meine Stimme so kratzig klingt.
»Du warst mehrere Stunden bewusstlos«, erklärt Kiri mir.
»Dieser Idiot Roxto hat dich geschlagen«, redet Neteyam dazwischen.
»Nur aus Versehen«, fügt Tsireya schnell hinzu, als sie den entsetzten Gesichtsausdruck auf meinem Gesicht sieht, den ich bei Neteyams Worten aufgesetzt habe.
Jetzt erinnere ich mich wieder an den Spaziergang am Strand, die Schlägerei und dass ich plötzlich bewusstlos geworden bin. Wie konnte Roxto mich 'aus Versehen' schlagen? So etwas passiert doch nicht einfach.
Gerade beschließe ich auszustehen, meinen Bruder zu suchen und ihm eine zu klatschen, da meint Tsireya: »Am besten legst du dich nochmal hin. Du siehst nicht besonders wach und gesund aus.«
Ich merke, dass ich müde bin und meine Augen fast wieder zufallen. »Komm Kiri, wir gehen etwas essen«, höre ich meine Schwester sagen. »Kommst du mit, Neteyam?«, sie und Kiri stehen auf.
»Nein, ich bleibe noch kurz hier, okay?«, erwidert er zu meiner Verwunderung. Kiri nickt nur und folgt Tsireya aus dem Zelt.
Ich blicke fragend in Neteyams Gesicht. »Willst du nicht mit ihnen gehen?«
»Ich bleibe noch etwas bei dir«, noch immer liegt meine Hand in seiner.
»Aber-«, doch er unterbricht mich: »Schlaf jetzt.«
Ich schließe meine Augen und versuche mich zu entspannen, doch mein Herz hämmert aufgeregt gegen meine Brust, weil ich Neteyams Anwesenheit immer noch spüre.
»Schlaf Prinzessin«, sein Daumen streichelt meinen Handrücken und ich fühle, wie er sich zu mir hinunter beugt und sanft meine Stirn küsst. Ich bin überrascht von der Geste, merke jedoch, wie mein Herzschlag sich verlangsamt und ich endlich Schlaf finden kann.
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𝕒𝕞𝕓𝕖𝕣 𝕖𝕪𝕖𝕤 ⎮ Neteyam x OC
Romance𝖭𝖾𝗍𝖾𝗒𝖺𝗆 x Oc ⩤Ich blicke wieder in Neteyams Augen, während er seine Hand auf meine an seiner Brust legt und sie so festhält. Die andere legt er sanft an meine Wange. Die Augen des Omaticaya finden meine und erwidern den liebevollen Blick, der...