DIE TIEF STEHENDE Sonne küsst das Meer am Horizont, Vögel ziehen kreischend darauf zu und der Ozean liegt ruhig da. Tsireya und ich sitzen schon am Strand, seit die Sonne noch hoch am Himmel gestanden hat und flechten Perlen in Bänder. Vor einigen Stunden sind Roxto und Ao'nung zu uns gestoßen. Als wir sie gefragt haben, wo sie waren, haben sie nur knapp geantwortet, sie wären auf Jagd gewesen.
Nun, wo die Eklipse fast anbricht, sitzen wir zu viert am Strand und reden über die Ereignisse der letzten Tage.
»War es wirklich nötig, euch mit Neteyam und Lo'ak zu schlagen?«, fragt Tsireya meine Brüder.
»Sie haben angefangen!«, verteidig Roxto sich. »Wir hatten alles geregelt und dann hat Lo'ak mich ins Gesicht geschlagen. Es ist seine Schuld«, fügt Ao'nung hinzu.
»Aber ihr hättet davor ja nicht Kiri ärgern müssen«, werfe ich ein.
»Wir haben sie nicht geärgert«, widerspricht Ao'nung. »Sie hat mit dem Kopf nach unten im Wasser gelegen und nichts getan. Wir haben sie nur gefragt was sie macht.«
»Ihr habt sie 'Freak' genannt«, erwidere ich wenig beeindruckt.
»Wo ist Lo'ak?«, ruft da jemand. Ich drehe mich um und sehe, wie Neteyam angestürmt kommt, seine Augen blitzen vor Wut und Sorge. Er packt Ao'nung am Arm und reisst ihn zu sich herum. »Wo ist mein Bruder?«, zischt er mit einem gefährlichen funkeln in den sonst so warmen Augen. »Wo ist er?«, schreit Neteyam, als mein Bruder nicht antwortet. Der Omaticaya sieht aus, als würde er Ao'nung am liebsten schlagen.
»Neteyam, beruhig dich«, beherzt trete ich vor und versuche, die beiden Na'vi voneinander zu trennen. Ich lege eine Hand an Neteyams Arm, als er Ao'nung nicht loslässt. Der Omaticaya wendet sein Gesicht zu mir und für einen sehr langen Moment bohren sich seine Augen in meine und unsere Blicke kreuzen sich. Unvorbereitet auf den intensiven Kontakt mit dem Na'vi zucke ich leicht zusammen, seine Augen ziehen mich in eine Art Trance, wollen mich nicht mehr loslassen.
»Neteyam lass ihn los«, flüstere ich beschwichtigend, nachdem ich meinen Blick von Neteyams losreissen kann. Widerstrebend hört der Omaticaya auf mich und lässt Ao'nung los, der mich etwas verwirrt ansieht. Für einen kurzen Moment liegt meine Hand noch an seinem Arm, dann lasse ich Neteyam schnell los.
»Wo ist Lo'ak?«, Neteyam wendet sich an Ao'nung, diesmal ist seine Stimme ruhig und beherrscht, jedoch nicht weniger misstrauisch.
Ao'nung lächelt nur amüsiert. »Woher sollen wir das wissen?«
»Er ist zu euch gegangen, um sich zu entschuldigen, was habt ihr mit ihm gemacht?«, faucht der Omaticaya meinem Bruder ins Gesicht.
»Wir sind jagen gegangen, wir wissen nicht wo dein Bruder ist«, Ao'nung zuckt mit den Schultern.
Mich beschleicht ein mulmiges Gefühl. Wenn sie jagen gegangen waren, aber ohne Lo'ak zurückgekommen sind, dann müssen sie ihn irgendwo ausserhalb des Riffs alleine gelassen haben.
Nein, das würden meine Brüder nicht tun!, ich schüttele den Kopf.
»Wir finden Lo'ak schon«, meint Tsireya beschwichtigend, doch ich erkenne die Sorge, die auch ihre Stimme zeichnet. Auch sie hat ein Verdacht beschlichen.
»Wir sollten Mom und Dad davon erzählen, sie können einen Suchtrupp ausschicken«, schlage ich vor. Tsireya nickt und ich wende mich ein letztes Mal an Neteyam. Meine Augen treffen seine, ich lege abermals eine Hand auf einen Arm und sage mit sanfter Stimme: »Wir finden deinen Bruder, mach dir keine Sorgen.«
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Sterne glitzern am Himmel und erhellen die sonst so dunkle Nacht. Helle Fackeln werfen Licht über das gesamte Metkayina-Dorf und die Bewohner sitzen an großen Lagerfeuern, tauschen sich über Ereignisse aus und erzählen sich alte Geschichten längst vergangener Zeit.
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𝕒𝕞𝕓𝕖𝕣 𝕖𝕪𝕖𝕤 ⎮ Neteyam x OC
Romance𝖭𝖾𝗍𝖾𝗒𝖺𝗆 x Oc ⩤Ich blicke wieder in Neteyams Augen, während er seine Hand auf meine an seiner Brust legt und sie so festhält. Die andere legt er sanft an meine Wange. Die Augen des Omaticaya finden meine und erwidern den liebevollen Blick, der...