Kapitel Neunzehn: Beschwerden

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L I N A

Meine Augen sind auf die beiden Übeltäter gerichtet, während ich im Wohnzimmer auf und ab gehe. Mein ganzer Körper ist angespannt und zittert, weil ich so wütend bin, da Patrick die Feier vorzeitig beenden musste. Und wer ist schuld an dem ganzen Schlamassel? Genau! Mein Bruder, Maya und ich.

Was haben sich die beiden nur gedacht? Hätten sie das nicht auf eine zivilisierte Art und Weise lösen können? David hat seinen Blick gegen den Boden gerichtet und seine Schultern hängen lassen. Er weiß genau, was ihm blühen wird, während Maya sich nach hinten gelehnt hat und ihre Fingernägel betrachtet. Um eine weitere Szene zu verhindern, habe ich die beiden nach meiner Maus Aussage an den Armen gepackt und hierhergeschleppt. Dean ist bei seinen Eltern geblieben, um die Gäste zum Ausgang zu begleiten.

»Was habt ihr euch nur dabei gedacht?«, schreie ich laut auf, weswegen die beiden kurz zusammenzucken. »Heute Abend ging es um Sophia und Mark und nicht um irgendwelche Beziehungsprobleme zwischen euch beiden«, fahre ich fort und zeige mit dem Finger auf sie.

Es mag sich zwar gemein anhören, aber ich bleibe dabei. Sie hätten ihre Probleme für diesen Abend ignorieren sollen. Meinetwegen hätten die beiden sich am nächsten Tag an die Gurgel springen können.

Niemand will mir eine Antwort darauf geben, sodass ich mit meiner Schimpftirade weitermache. Das haben sie sich selbst zuzuschreiben. »Es war ein toller Abend und die beiden waren so glücklich, bevor euretwegen alles den Berg heruntergerollt ist.« Abrupt bleibe ich stehen und atme tief ein. Ich muss mich beruhigen, bevor ich etwas sage, was ich noch bereuen könnte.

»Es ist alles seine Schuld«, zischt Maya und sieht meinen Bruder an.

Ihre Augen sind zu Schlitzen geformt und wären wir in einem Zeichentrickfilm, so würden Blitze aus ihnen schießen und auf David zu fliegen. Am besten so, dass er gleich umfällt. »Das ist mir egal. Im Endeffekt hättest du schlauer sein müssen und dich von ihm nicht provozieren lassen.«

»Seine bloße Anwesenheit ist eine reine Provokation«, spukt Maya weiter und verschränkt trotzig die Arme vor der Brust.

»Das ist mir klar. Immerhin bin ich mit ihm aufgewachsen. Was meine Frage nicht unbedingt beantwortet.« Davids Blick wendet sich ruckartig in meine Richtung und ich kann die Empörung in seinem Gesicht erkennen. »Trotzdem hättest du ihn stehen lassen können. Es hätte keine Szene gegeben und alle wären noch auf dieser Feier und hätten weiter schlafen können.«

Plötzlich spüre ich ein Kribbeln in meiner Bauchgegend, welches mir zu verstehen gibt, dass eine ganz bestimmte Person den Raum betreten hat. »Ist alles okay bei euch?«

»Nein! Hilf uns und sag meiner Schwester, dass sie aufhören soll uns wie kleine Kinder zu behandeln.« Davids Stimme hat einen flehenden Unterton angenommen und sein Hundeblick könnte Sammy Konkurrenz machen. Aber zum Glück weiß mein Freund, was er in einer solchen Situation tun muss. »Oh nein. Lasst mich aus dieser Sache heraus. Ich mische mich da nicht ein. Also viel Spaß euch noch«, winkt er zum Abschied und verschwindet aus dem Raum. Kluge Entscheidung. Er weiß, dass ihm die Flucht eine Diskussion mit mir ersparen wird.

Meine beiden armen Unruhestifter seufzen resigniert auf. Ich kann mir denken, dass sie am liebsten irgendwo anders sein wollen, jedoch müssen sie da durch. »Irgendwie ist es mir noch immer schleierhaft, wie ihr beide euch kennengelernt habt, aber verdammt nochmal, reißt euch zusammen.« Prüfend wandern meine Augen hin und her. Es ist, als wären sie wieder kleine Kinder und ich ihre Mama, die sie wegen schlechtem Benehmen tadeln muss. Trotzdem muss ich Maya eine Frage stellen, da ich es nicht zurückhalten kann. »Wieso David? Es gibt so viele Männer da draußen, die bestimmt besser sind, als dieser hier und du hast dich für ihn entschieden?«

Zuckersüß wie dunkle Schokolade | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt