Kapitel Fünf: Feuer entfachen

915 87 219
                                    

L I N A

Perplex sehe ich ihn an und blinzle mehrere Male schnell nacheinander. Kann es sein, dass mich dieser Mann an einem Abend durchschauen konnte? Es gibt Menschen in meinem Leben, die keine Ahnung davon haben. Und doch hat es dieser Adonis in weniger als ein paar Stunden herausgefunden.

»Ich habe keine Mauer aufgebaut.«

Ich will es nicht zugeben müssen, auch wenn es den Anschein hat, dass er mich besser kennt, als meine anderen Freunde. Mona ausgeschlossen. Aber ich kenne diesen Mann erst seit einigen Stunden, da kann ich ihm doch nicht bereits meine ganze Lebensgeschichte erzählen.

Dean runzelt nur seine Stirn. »Also ist es noch zu früh«, stellt er seufzend fest. »Irgendwann wirst du mir davon erzählen, Lina. Und dann werde ich da sein und dir zuhören.« Er schenkt mir ein sanftes Lächeln, jedoch funkeln seine Augen dabei nicht. Ich kann nur dankbar mit dem Kopf nicken. Etwas anderes fällt mir nicht ein, da er mich mit dieser Frage überfordert hat.

Auch wenn wir uns erst vor kurzem kennengelernt haben, so will ich ihn strahlen sehen. Ich weiß gar nicht wieso, aber dieser Mann hat irgendetwas an sich, was mich fasziniert. Etwas, dass ich gerne herausfinden möchte, auch wenn ich Angst davor habe.

»Woher weißt du von diesem Ort? Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob es legal ist, in Wände einzuschlagen, auch wenn es bald abgerissen wird.« Ich versuche, das Thema zu wechseln und die Stimmung wieder aufzulockern. Dabei setze ich mich auf den Boden und schaue aus dem Fenster in den Himmel hinauf, der mit Sternen übersehen ist und ein wundervolles Bild abgibt.

»Ich bin Bauingenieur und werde dieses Projekt leiten. Aus diesem Grund weiß ich, dass es kein Problem geben wird, da ich die Verantwortung trage.«

Er zuckt mit den Schultern und setzt sich neben mich. Dabei durchströmt sein süßer Schokoladenduft durch meine Nase, sodass ich tief einatme, um noch mehr davon zu bekommen. Wie kann jemand nur so lecker riechen?

»Oh, echt? Das klingt sehr interessant. Machst du das bei jedem Gebäude, welches abgerissen wird?«, hake ich neugierig nach und schaue ihm dabei ins Gesicht. Er hat seinen Blick auf den Nachthimmel gerichtet, wie ich einige Minuten zuvor. Wir sind uns näher als ich anfangs angenommen habe. Seine Hand berührt fast die meine und ich muss mich echt zurückhalten, da es mich in den Fingern juckt Hautkontakt herzustellen. Was ist nur mit mir los?

»Wenn ich Frust herauslassen muss, dann ja. Es ist eine wirklich gute Methode dafür, wie du sehen kannst. Geht es dir jetzt besser?«

Dean dreht sein Gesicht zu mir um und schaut mir tief in die Augen. Dadurch, dass wir nur noch ein paar Zentimeter voneinander entfernt sind, verändert sich die Spannung im Raum deutlich. Funken sprühen und auf einen Schlag wird mir richtig heiß, mein Mund trocken, weswegen ich mit meiner Zunge über meine Lippen fahre. Dean beobachtet mich genau und schaut gebannt auf meinen Mund. Seine Augen sind dunkler geworden, ziehen mich in ihren Bann, aus dem es kein entkommen gibt.

Nichts um mich herum nehme ich wahr. Mein ganzer Fokus liegt auf diesem Mann vor mir, der mich mit jeder Sekunde mehr um den Finger wickelt.

»Lina«, flüstert er rau.

Sein Atem kitzelt meine Wange, löst eine Gänsehaut auf meinem Körper aus, die mir die Luft zum Atmen nimmt. Ein Gedanke schleicht sich in meinem Kopf, der immer lauter wird, sodass ich ihn nicht ignorieren kann. Dean scheint es gleich zu gehen, da er seine Hände in meinen langen braunen Haaren vergräbt und einen Augenblick später seine Lippen auf meinen Mund drückt.

Zuckersüß wie dunkle Schokolade | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt