Kapitel Zehn: Luigi

765 80 153
                                    

L I N A

Die Häuser ziehen an mir vorbei, die Lichter erhellen den Fußweg, welcher noch gut besucht ist. Meine Augen versuchen, jedes Detail in sich aufzunehmen, um mich ein wenig abzulenken. Meine Gedanken hören nicht auf, sich zu drehen, als wäre ich auf einem Karussell. Ein Wunder, dass mir noch nicht schlecht geworden ist. Währenddessen lenkt Dean den Wagen gekonnt durch den Verkehr und bekommt nichts von all dem mit, da ich die ganze Zeit aus dem Fenster starre.

Nach diesem unglaublichen Kuss bin ich noch immer ganz hibbelig, sodass ich ein wenig Angst habe. So kenne ich mich gar nicht. Es ist, als würde ein Blick genügen und ich würde Adonis bespringen, da ich dort weitermachen will, wo wir aufgehört haben. Ich meine, stellt euch das mal vor? Das ist doch verrückt und in diesem Augenblick keine Option. Das ist überhaupt keine Option. Erstens will ich unbeschadet ins Restaurant ankommen und meine heißgeliebte Lasagne verspeisen. Und zweitens, was würde er von mir denken? Dass ich gleich mit jeden Mann in die Kiste will?

Auch wenn ich ganz scharf auf diesen Adonis bin, kann ich eine Unsicherheit tief in meinem Inneren spüren. Es ist zu lange her, seit ich solche Gefühle in diese Richtung gespürt habe. Was, wenn es nur von meiner Seite aus kommt? Verdammt. Diese Gedanken machen mich ganz kirre.

»Worüber denkst du nach?«

Deans Stimme unterbricht meine Gedanken und mit gerunzelter Stirn sehe ich ihn an. Was hat er gerade gesagt? »Was?«, will ich wissen, da ich ihn nicht richtig verstanden habe. Ich war viel zu abgelenkt von meiner kleinen Diskussion mit mir selbst. »Wo bist du mit deinen Gedanken, Lina?«, wiederholt er die Frage und sieht kurz zu mir rüber, bevor er seinen Blick wieder auf die Straße richtet. Ich will meinen Mund bereits öffnen, jedoch schließe ich ihn schnell wieder, nicht, dass mir noch was rausrutscht, was er nicht zu wissen braucht.

Er bringt mich immer dazu, ehrlich zu ihm zu sein. Nur stelle ich mir die Frage, was er denken würde, wenn ich ihm beichte, dass ich am liebsten zurück ins Schlafzimmer will. Die Antwort darauf will ich ehrlich gesagt gar nicht wissen. »Ich überlege gerade, wie lecker das Essen sein wird. Lange habe ich darauf gewartet und ich kann es kaum erwarten diese Köstlichkeit zu vernaschen.« Belogen habe ich ihn nicht. Immerhin kann man meine Aussage auch auf ihn beziehen. Nur werde ich es dieses Mal nicht unverblümt zugeben.

»Ich muss dir leider gestehen, dass ich bei Luigi noch nie die Lasagne probiert habe. Das werde ich heute Abend jedoch tun, so wie du von ihr schwärmst.«

Im Augenwinkel kann ich sehen, wie sein Mundwinkel nach oben zuckt. Schnell wende ich meinen Blick wieder aus dem Fenster. Ich werde wirklich noch verrückt, da ich mich wie ein Teenagerin verhalte, die zum ersten Mal mit einem Jungen ausgeht und es kaum erwarten kann ihr erstes Mal zu erleben. Was ist nur los mit mir?

»Oh, du wirst sie lieben. Bereits der erste Blick wird reichen, dass dir das Wasser im Mund zusammenläuft. Und dieser köstliche Duft …«, kurz stöhne ich auf, als ich nur daran denken muss. Der süchtig machende Schokoladenduft dringt mal wieder in meine Nase und riecht verdammt verführerisch. »Himmlisch«, beende ich den Satz mit geschlossenen Augen. Deans räuspert sich, sodass mein Blick zu ihm schießt. Er hat seine Stirn gerunzelt, während seine Hände fest das Lenkrad umklammern, sodass seine Knöchel weiß hervortreten.

»Habe ich was Falsches gesagt?«, will ich wissen. Ich weiß nicht, wieso er plötzlich so angespannt wirkt. »Nein, hast du nicht.« Seine Stimme ist eine Oktave tiefer geworden, weshalb meine Haut zu kribbeln anfängt. Es breitet sich rasant aus und verursacht gleichzeitig eine Gänsehaut. Die Stimmung wechselt wieder und ich kann diese Elektrizität spüren, die jedes Mal zum Vorschein kommt, sobald es in diese Richtung geht.

Zuckersüß wie dunkle Schokolade | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt