Während des Trainings war kaum eine Minute vergangen in der Nagi nicht verstohlen zu seinem Freund geschaut hatte. Vielleicht wollte dieser gerade nicht wirklich etwas mit ihm zu tun haben, was Nagis Zuneigung zu Reo dennoch nicht schmälerte. Nicht das Reo mehr für ihn war, nein. Er war natürlich nur ein guter Freund. Aber auch diesen Freund wollte Nagi unter gar keinen Umständen missen wollen.
Seine grauen Augen behielten den Lilahaarigen immer wieder im Blick. Es war Wahnsinn wie gut Reo in den letzten Wochen geworden war und mit wie viel Herzblut er bei der Sache war. Langsam konnte Nagi auch hier weitestgehend verstehen wieso ihm so viel an diesem Projekt gelegen hatte. Wär er an Reos Stelle gewesen, dann wäre er wahrscheinlich auch sehr enttäuscht gewesen, hätten sie nicht mitgemacht. So ein Mist...
Tief durchatmend Strich der Weißhaarige sich über seine Stirn. Der Schweiß floss ihm nur so in Strömen an seinem Gesicht hinab. Einige der Perlen liefen ihm sogar bis zum Kinn hinab und immer weiter. All die Anstrenung und all die Mühen nur, damit es Reo besser gehen konnte. Er würde wirklich alles für seinen Freund machen.
In diesem Moment flog der Ball im hohen Bogen in seine Richtung. Wie auf Kommando konzentrierte Nagi sich, nahm diesen Ball im Sprung an und schoss ihn ins Tor. Natürlich ging er rein, was auch sonst? Ebenso wie Reo hatte nämlich auch Nagi sich gesteigert und war mit jedem Training besser geworden, präziser und stärker.
Zähneknirschend kam der Lilahaarige neben Nagi zum Stehen. Normalerweise hätte er ihm nun gesagt wie gut er war und gelächelt. Ja, verdammt nochmal. Nagi vermisste es ihn in seiner Nähe glücklich zu sehen. Er hatte alles richtig gemacht, er hatte ein Tor geschossen und trotzdem fühlte er sich in Reos Anwesenheit schuldig für etwas, was nicht falsch war. Langsam nahm das Ganze Aufmaß an, die einfach nicht gut für ihn waren, für sie beide.
"Guter Pass", sagte Nagi leise und sah zu seinem Freund rüber.
Dieser rieb sich über seinen Mund und schnaubte verächtlich: "Der Pass kam nicht von mir".
Danach drehte Reo sich um und verschwand wieder auf die andere Seite des Spielfeldes.
Wenn es nun schon so weit war, dass er ihm nicht mehr passen wollte, wusste Nagi, dass es echt ernst war. Den Rest des Trainings versuchte er sich nichts anmerken zu lassen, auch wenn es ihm mehr als weh tat zu wissen, dass Reo ihn ein für alle mal mied. Es musste sich etwas ändern. Jetzt.Zu Hause angekommen machte der Weißhaarige es sich mit einem Zitronentee gemütlich. Kurz begrüßte er Choki - seinen geliebten Kaktus - und lächelte vor sich hin, ehe ihm wieder einfiel was er noch alles vor sich hatte.
Nervös nippte er an seinem Tee, während er das Internet durchforstete. Seine Chancen waren zwar sehr gering, doch ließ er sich seinen Mut nicht nehmen eine Anlaufstelle für das Blue Lock Projekt zu finden. Irgendwas musste es doch geben das ihm in dieser Situation helfen konnte. Irgendjemand musste doch eine Email haben, irgendein Presseblatt musste doch etwas wissen. Es konnte ja schlecht sein, dass das Internet keinerlei Spuren zu den Leitern des Camps hatten.
Es waren gefühlte Stunden vergangen in denen sich nichts getan hatte, ehe Nagi endlich auf eine Adresse gestoßen war. Sie gehörte einer Anri Teieri. Mit einem Blick auf das Bild der jungen Frau konnte Nagi in ihr die Rothaarige erkennen, die Reo und ihn gefragt hatte, ob sie dabei sein wollten. Wieder spürte er dieses Stechen in der Brust. Wieso nur war er so ein verdammter Trottel gewesen?
Bevor er es sich allerdings anders überlegen konnte, kopierte der Weißhaarige die Email Adresse und fing an einen Text zu verfassen. Vielleicht war er nicht der Beste, vielleicht waren in ihm auch etliche Schreibfehler zu finden, jedoch konnte nichts Nagi von seinem Vorhaben abbringen. Er musste es einfach versuchen, egal wie gering die Chance war.
Als er fertig war und es sich anfühlte, als könnte er es nicht besser verfassen, verschickte der Schüler seine Email und stellte mit einem Lächeln auf den Lippen fest wie zufriedenstellend das war. Es fiel ihm zwar noch kein Stein vom Herzen, jedoch hoffte er, dass sich alles noch zum Positiven wenden würde.
Gerädert vom Training und der ganzen Anspannung, trank Nagi schnell seinen Tee aus und machte sich im Anschluss bettfertig. Glücklich - zumindest glücklicher, als in den letzten Tagen - schlüpfte er unter seine Bettdecke und schlief mit den Gedanken an Reo ein. Hoffentlich würde es klappen und dann könnte der Lilahaarige ihm verzeihen. Mit Sicherheit würde er das tun...Ich weiß nicht was ich machen kann, damit diese fiesen Gedanken aufhören. Verdammt, wenn das so weiter geht, dann vergraule ich ihn noch. Und das, wo er mir doch so wichtig geworden ist.
Verzweifelt lag Reo in seinem Bett und starrte mit leerem Blick an seine Zimmerdecke. Es wollte ihm einfach nicht gelingen einzuschlafen. Zu sehr kreisten die Gedanken um den heutigen Tag, um all die Blicke und um das Training mit Nagi.
Wenn er doch sonst nicht so nachtragend war, wieso gelang es ihm dann nicht weiterhin normal mit Nagi befreundet zu sein? Warum musste er sich so anstellen, als würde er ihn nicht mehr mögen? Er hatte ihm doch die Wahl gelassen. Er war es gewesen, der zu ihm gesagt hatte, es sei okay, wenn er nein sagen würde. Und nun wo er es wirklich gemacht hatte, stellte Reo sich an wie ein kleines Kind, dem man den Lolly geklaut hatte. Das konnte doch alles nicht wahr sein.
Aber was soll ich machen, wenn das meine einzige Chance war mich zu verbessern? Wenn dies das Sprungbrett war, das mir gefehlt hat? Wenn das alles war, was ich gebraucht habe, um besser zu werden. Stärker zu werden...
Verzweifelt schloss Reo seine Augen und versuchte die Gedanken in seinem Kopf zu dämpfen. Sie sollten endlich leiser werden. Schließlich ging es hier um Nagi, seinen Freund. Der Junge, der ohne zu zögern mit ihm angefangen hatte Fußball zu spielen. Okay, er hatte etwas Anlaufhilfe gebraucht, aber wer nicht? Er hätte immerhin auch nach einem Training direkt das Handtuch werfen können, hat er aber nicht. Er ist bei ihm geblieben, immer bei ihm. Genau genommen wäre er nicht einmal so weit wie jetzt gekommen, wäre Nagi nicht gewesen. Er hatte also absolut keinen Grund sauer zu sein. Er war einfach nur verwöhnt, denn Mikage Reo kam immer an sein Ziel.
Stöhnend setzte der junge Schüler sich auf und griff nach seinem Handy auf seinem Nachtschrank. Nach kurzem Entsperren, öffnete er seine Chats und klickte den Chat von Nagi und ihm an. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, als er bemerkte wie weit dieser nach unten gerutscht war. Wann war das bitte passiert?
Ohne weiter darüber nachzudenken, fing er an zu tippen. Nach all den Worten heute, der kalten Schulter und vor allem seiner Ignoranz war er das seinem Freund schuldig. Er wollte ihn immerhin nicht verlieren. Dafür war Nagi ihm einfach schon jetzt zu sehr ans Herz gewachsen.
'Es tut mir Leid Nagi, wirklich. Ich weiß auch nicht was momentan mit mir los ist, sonst würde ich es dir erklären. Gerade bin ich einfach nur so neben der Spur und lasse alles an dir aus. Ich hoffe wir können in einer ruhigen Minute darüber sprechen. Vielleicht morgen?'.
Ohne weiter darüber nachzudenken, sendete der Lilahaarige die Nachricht ab. Ein Blick verriet ihm, dass Nagi seit über einer Stunde nicht mehr online gewesen war. Mit Sicherheit schlief er einfach schon. Nach dem Training war er einfach immer so kaputt, sodass er nie mehr als zehn Minuten brauchte um einzuschlafen.
Bei diesem Gedanken musste Reo schmunzeln. Es fühlte sich gerade so verdammt richtig an, dass er ihm geschrieben hatte. Fehler hin oder her, Nagi war sein Freund und das würde er sich nicht selber kaputt machen.
Reo legte sein Handy zurück, schloss es an seinem Ladekabel an und kuschelte sich zurück ins Bett. Wer hätte gedacht, dass er mit solch einer Geste zu seinem inneren Frieden finden würde. Mit einem Mal überkam ihn nämlich pure Müdigkeit und als hätte er genau das gebraucht, verfiel er binnen wenigen Minuten in einen tiefen Schlaf. Dabei träumte er von Nagi, sich und einer großen, freudigen Aussprache samt herzlicher, langer Umarmung. Genau das, was er brauchte, auch wenn Reo es gerade vielleicht nicht genau wusste.
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Sorry ... [Reo x Nagi]
FanfictionWas wäre passiert, hätte Nagi sich gegen das Blue Lock Projekt und somit auch gegen seinen besten Freund Reo entschieden? Das konnte so genau niemand wissen. Erst, als Nagi wirklich diesen Schritt gegangen ist, merkte er, was er seinem Freund und so...