Kapitel 12

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Drei Wochen waren vergangen in denen etwas Ruhe eingekehrt war. Für Nagi war das eine willkommene Abwechslung. Nach all dem Trubel, den er sonst aus seinem Leben nicht kannte, mochte er es einfach zusammen mit Reo in einem Waffelladen zu sitzen und gemeinsam Zeit zu verbringen. Wäre er manchmal nur nicht so abweisend.
Insgeheim hatte der Weißhaarige immer noch die Befürchtung sein Freund könnte ihm nach wie vor etwas nachtragen und sauer auf ihn sein. Nur leider fiel Nagi auch nichts mehr ein was er tun könnte, damit es nicht mehr so war.
Sein Blick ging wieder zu Reo rüber, welcher verträumt in seiner Waffel rum stocherte. Eigentlich hatte er sich diesen kleinen, spontanen Trip ausgesucht. Als Nagi ihn nämlich gefragt hatte, was er schon immer mal machen wollte, hatte Reo von Waffeln mit Erdbeeren und Sahne gesprochen.
Doch jetzt saßen sie hier und wären Nagi seine eigene schon komplett aufgegessen hatte, war Reo immer noch komplett in einer anderen Welt gefangen und wirkte alles andere, als glücklich.
"Was ist los?", manchmal wünschte Nagi sich, er würde sich in solchen Situationen wirklich besser ausdrücken. Sein Empathievermögen war gerade mal wieder nicht das Größte, verdammt.
Erschrocken schaute der Lilahaarige auf und ließ währenddessen seine Gabel fallen. Sofort griff er nach dieser und versuchte dieses Missgeschick zu überspielen: "Sorry ich war in Gedanken, was hast du gesagt?".
Nagi atmete tief durch. Ihm war schließlich klar gewesen, dass Reo geträumt hatte.
"Ich wollte wissen was los ist".
"Was sollte los sein?", er wischte seine Gabel mit einer Serviette ab und steckte sich danach eine dicke Erdbeere in den Mund, um nicht mehr sprechen zu müssen.
"Das frage ich ja dich. Ich weiß es immerhin nicht. Sonst müsste ich dir diese Frage doch auch nicht stellen", Nagi konnte sich den bissigen Unterton einfach nicht verkneifen.
Reo kaute die ganze Zeit weiter, was Nagi wirklich irgendwann auf die Nerven ging, ehe er irgendwann anfing zu reden: "Ich weiß selber nicht genau was heute los ist. Irgendwie ist das nicht mein Tag. Vielleicht bin ich aber auch einfach aufgeregt wegen des Spiels in vier Wochen".
"Schon?".
"Natürlich. Immerhin bekommt man nicht jeden Tag so eine Chance nochmal. Oder glaubst du, ich trainiere aus Spaß momentan so viel?".
Nachdem Nagi den ganzen Stress mit Reo geklärt hatte, war ihm der Emailverkehr bezüglich des Blue Lock Projektes wieder in den Sinn gekommen. Nach wie vor hatte man auf eine Antwort seinerseits gewartet, da Reo und er immer noch zu dem U20 Spiel eingeladen waren. Danach hatten sie eine persönliche Einladung zu einem Probetraining bekommen.
Ehrlich gesagt wusste Nagi nicht genau, ob er dem Ganzen trauen sollte. Vielleicht bereute er es sogar ein bisschen Reo davon erzählt zu haben. Denn würde das nicht so zu Stande kommen, wie sie sich das gerade erhofften, würde es dem Lilahaarigen wirklich zusetzen. Und nochmal konnte Nagi das nicht. Er konnte ihn nicht wieder so leiden sehen und daneben stehen müssen, während ihm die Hände gebunden waren.
"Vielleicht sollten wir uns erstmal auf das Spiel konzentrieren, was in ein paar Tagen statt findet", Nagi nahm einen Schluck seiner Coke.
Nickend aß Reo weiter: "Klar, mache ich nebenher auch. Dennoch denke ich wir sollten unser Training weiter anziehen. Vielleicht sollten wir hiernach nochmal zum Platz fahren und ein paar Pässe spielen und aufs Tor schießen?".
"Wie willst du das ohne Torwart machen?", gab Nagi von sich. Langsam zweifelte er wirklich an der momentanen Zurechnungsfähigkeit seitens seines Freundes. Klar, er konnte es nach wie vor verstehen. Aber langsam schien Reo doch zu übertreiben.
Langsam legte Reo seine Gabel ab: "Ich bin fertig. Wir sollten los". Scheinbar hatte er ihm gar nicht zugehört, na toll.
Ohne auf Nagi zu warten, war sein Freund auch schon aufgesprungen und auf dem Weg Richtung Ausgang. Das der Weißhaarige nicht mitkam, war ihm dabei nicht aufgefallen. Erst als Nagi ebenso vor dem Waffelladen stand und seinen Blick über die Straße gleiten ließ, konnte er Reo wieder ausmachen.
Dieser hatte sein Handy am Ohr und schien zu telefonieren. Sofort ging Nagi rüber und lauschte den Wortfetzen, die er ausmachen konnte.
"Ja, danke und beeilen Sie sich bitte. Wir stehen bereits vor der Tür.
Danach legte Reo auf und steckte sein Handy weg, während er schließlich zu Nagi sah: "Wir werden sofort abgeholt und zum Sportplatz gefahren. Ich denke das Torschusstraining können wir auch auf Morgen verschieben. Solange wir was machen, ist alles gut. Meinst du nicht auch?".
"Ehrlich gesagt glaube ich du gehst das Ganze gerade falsch an".
"Was soll das denn heißen?", kam es mit einem säuerlichen Unterton von Reo.
"Reo wir trainieren doch fast schon täglich. Was möchtest du denn noch alles machen? Vergiss nicht, dass du deinem Körper auch mal Ruhephasen gönnen musst. Am Ende kannst du nächste Woche gar nichts mehr machen, weil du komplett an dein Limit gestoßen bist. Und dann?", noch nie hatte Nagi gegenüber seinem Freund so einen Monolog halten müssen. Allerdings würde dieser es wahrscheinlich auch einfach nicht anders verstehen, je netter die Worte seitens des Weißhaarigen waren.
"Hast du überhaupt Bock auf das Probetraining?", natürlich war es falsch angekommen. Wieso auch sollte Reo verstehen, dass Nagi sich nur Sorgen machte?
"Natürlich habe ich das, aber ich möchte einfach nur, dass du auf dich aufpasst".
"Das ist mein großer Traum Nagi. Das weißt du. Ich würde alles dafür machen und alles geben. Also trainiere ich so oft ich kann. Wenn es nämlich am Ende doch nicht klappt, kann ich wenigstens sagen, dass es nicht daran lag", Reo drehte sich weg und schaute die Straße ab, ob seine Chauffeur schon in Sicht war.
Vorsichtig streckte Nagi eine Hand nach seinem Freund aus und legte diese auf dessen Schulter: "Du trainierst doch schon seit Monaten sehr intensiv und hast dich jedes Mal etwas gesteigert. Ich weiß nicht wie du im Moment noch besser werden möchtest. Noch dazu sind wir so ein eingespieltes Team. Wenn sie erstmal sehen was für gute Vorlagen du geben kannst und wie gezielt du passen, dribbeln und schießen kannst, können die nicht anders, als dich zu nehmen. Glaub mir".
Ein leichtes Zucken überkam Reo, als Nagi seine Hand auf ihn gelegt hatte. Vorsichtig drehte er sich zu ihm um und sah ihn mit großen Augen an: "Danke... Wahrscheinlich hast du Recht, aber ich würde dennoch gerne noch etwas spielen. Würdest du mitkommen?".
Ein leichtes Lächeln überkam den Weißhaarigen: "Sehr gerne".

Sorry ... [Reo x Nagi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt