Kapitel 18

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"Wir müssen reden...", Reo schien, als würde ihm das Herz aus der Brust springen. Diese Worte waren ihm nur all zu bekannt.
In jedem Film fielen sie, wenn Paare kurz davor standen sich zu trennen. Es bedeutete nie etwas Gutes, wenn sie ausgesprochen wurden.
Nagi sah ihn mit solch einem entschlossenen Blick an, kein Zweifel. Er musste genau solche Gedanken haben, wenn er mit ihm reden wollte. Aber wieso musste es unbedingt jetzt und in der Schule sein? Hatte er den Weißhaarigen vielleicht irgendwie verärgert?
Im Kopf ging Reo alle Situationen des heutigen Morgens nochmal durch. Sie hatten sich nur über das Training unterhalten. Ja, Nagi hatte dabei nicht wirklich glücklich gewirkt. War das aber schon Grund genug ihn deswegen in den Wind zu schießen, wo es doch noch nicht mal richtig zwischen ihnen angefangen hatte? Das konnte doch nicht sein.
"Ja, sollten wir. Meinst du nicht auch?", Reo konnte ihn hören, hatte jedoch nicht den Mut weiter zu ihm aufzusehen. Wenn er jetzt auch nur den leisesten Anflug von Mitgefühl oder dergleichen sehen würde, würde Reo wahrscheinlich anfangen zu weinen. Die Blöße wollte er sich jetzt nicht geben.
"Wenn es um das Training geht, kann ich auch noch länger pausieren, wenn dich das glücklich macht Nagi. Es ist mir nicht so wichtig wie du. Nur bitte sei deswegen nicht sauer auf mich", seine Hände hatten sich verkrampft, sodass Reo unbewusst seine Fingernägel in seine Handflächen drückte. Der Schmerz war gut. Es lenkte ihn ab.
Vor ihm bewegte sich etwas. Nagi. Er setzte sich zu ihm. So nah, dass Reo seinen vertrauten Geruch in der Nase hatte. Oh Gott, wenn es so weiter ging, dann würde er gleich wirklich anfangen zu weinen.
"Was? Nein, darum geht es nicht. Also doch schon. Also auch meine ich, aber das war nicht das, worüber ich als Erstes mit dir reden wollte", eine kurze Pause lag in der Luft: "Reo was machst du da mit deinen Händen?".
Und dann lagen Nagis Hände schon auf seinen. Sanft strichen sie über diese, sodass dem Lilahaarigen wenig Raum blieb um weiter so verkrampft da zu sitzen. Er konnte nicht anders. Wenn Nagi so mit ihm umging, entspannte sein Körper sich ganz automatisch.
Nun sah er ihn doch an. Wie immer war er einfach wunderschön. In Reos Hals bildete sich ein Kloß.
Normalerweise war es nicht die Art des Weißhaarigen ihn in der Öffentlichkeit so liebevoll zu berühren, jetzt jedoch legte er eine seiner Hände an Reos Wange und strich über diese: "Rede bitte mit mir und sag mir, was los ist".
"Du wolltest doch reden...", seine Stimme klang so dünn.
"Ja über uns", verwirrt sah Nagi ihn an.
"Dann rede".
"Du wirkst nicht sonderlich begeistert".
Nicht weinen Reo, fang bloß nicht an zu weinen. Um dich herum sind so viele Menschen und jeder könnte das sehen. Du bist stärker als das.
Reo hob seine freie Hand an, um Nagis von seiner Wange zu nehmen: "Es klingt auch nicht sonderlich gut, wenn du mir scheinbar mitten in der Pause sagen willst, dass du das mit uns nicht kannst".
Nun sah Nagi komplett geschockt drein: "Was?".
"Du hast gesagt 'Wir müssen reden', was soviel bedeutet wie 'Ich mache Schluss mit dir'".
"Moment mal, Stopp! Das habe ich doch gar nicht gesagt", überfordert versuchte Nagi das Gespräch noch in eine andere Richtung lenken zu können: "Ich wollte wirklich nur reden Reo. Ganz ohne solche Gedanken. Eigentlich wollte ich nämlich das Gegenteil. Ich wollte wissen, ob du nun mein Freund bist, weil ich es nicht mehr aushalte nicht zu wissen was wir sind".
Stille.
"Was..."?.
Nervös rieb Nagi sich seinen Nacken: "Wir haben noch gar nicht darüber geredet was wir sind. Nach den Küssen im Krankenhaus dachte ich eigentlich wir wären vielleicht mehr, aber dann sind wir irgendwie doch wieder eher nur Freunde gewesen und langsam bin ich sehr überfordert. Deswegen dachte ich, wir könnten da vielleicht drüber sprechen, damit ich endlich Bescheid weiß".
Reo hatte mit allem gerechnet. Innerlich hatte er sich gerade darauf gefasst gemacht, dass der Junge vor ihm sein Herz brechen würde. Er hatte gedacht, er würde nun doch weinend die Schule verlassen und sich für den Rest der Woche in seinem Zimmer einsperren, damit ihn keiner mehr zu Gesicht bekam. Innerlich hatte er damit abgeschlossen seinen Ruf bewahren zu wollen, wenn es bedeutete den ganzen Tag noch den Starken spielen zu müssen. Das alles hätte er einfach nicht gekonnt.
Doch nun saß dieser gutaussehende Idiot neben ihm und fragte ihn indirekt, ob sie nun ein Paar waren? War das echt?
"Ich dachte gerade du würdest zwischen uns alles beenden. Einfach so und mitten in der Schule. Stattdessen fragst du mich nun, ob ich dein Freund bin?", versuchte Reo zusammen zu fassen. Dabei war seine Stimme immer noch kurz davor einfach zu versagen.
Eine leichte Röte legte sich über die Wangen seines Gegenüber: "Ja, ich denke schon. Also fester Freund meine ich, falls das nicht klar war. Oh man, ich habe sowas noch nie gemacht, sorry".
Die anfängliche Wut und Unsicherheit entwich dem Lilahaarigen. Zurück blieb die pure Liebe zu diesem unsicheren und Introvertierten Jungen, welcher immer noch nervös über seinen Nacken rieb. Irgendwann würde Seishiro Nagi wirklich sein Untergang sein, so viel war sicher.
Lächelnd lehnte Reo sich etwas vor, um Nagi näher sein zu können. Außerdem wusste er nicht wie gut seine Stimme weiterhin mitmachen würde, weshalb er nun flüsterte: "Ich würde gerne dein fester Freund sein Seishiro".

Sorry ... [Reo x Nagi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt