Kapitel 26

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Tage vergingen in denen nichts passierte. Zumindest nichts, was Nagi traurig stimmte. Es grenzte an ein Wunder das er zusammen mit Reo endlich mal etwas Ruhe genießen konnte. Zwar trainierten sie wieder - sehr zur Freude des Teams und vor allem Hotaru schien es zu freuen - aber ansonsten war alles relativ ruhig und entspannt.
Nach ihrer Auseinandersetzung waren die beiden Teenager gemeinsam wieder zu Reos Freunden gegangen und hatten diesen knapp erklärt, dass zwischen ihnen alles wieder in Ordnung war. Neugierige Blicke hatten auf die verschränkten Hände der Beiden geschaut, am Ende hatte sich aber keiner von ihnen dazu durchringen können nachzufragen. Nagi hatte es auch nicht wirklich für nennenswert empfunden das Ganze zu erklären. Sie liebten sich. Wer das nicht sehen konnte, war einfach blind für die Liebe.
Seitdem war es ihm mit jedem Mal wo Reo ihn mit zu seinen Freunden nahm, leichter gefallen in ihrer Nähe zu sein. Er würde sogar fast schon behaupten, dass er sie leiden konnte. Vor allem Atsuo fand er sehr angenehm. Seine ruhige Art und die Tatsache, dass jedes seiner Worte wirklich wohlüberlegt war, hatte etwas wirklich Schönes. Eine willkommene Abwechslung zu all dem Trubel, den er sonst so durchstehen musste.
Es schien also fast perfekt, wäre da nicht immer noch der Hintergedanke das alles auf Zeit war.
Das Testspiel zu dem Reo und er eingeladen waren, fand in einer Woche statt. Bauchschmerzen konnten nicht mal ansatzweise beschreiben was sich in Nagi seinem Bauch abspielte. Ehrlich gesagt rechnete er jeden Moment damit, dass sein Körper sich komplett quer stellte und einfach nicht mehr das tat, was er sollte. Es war einfach zu viel.
Sie verbrachten so viel Zeit zusammen, es gab Momente in denen Nagi ganz ungezwungen lachen konnte, alles könnte so verdammt perfekt sein und doch stand er hier und blickte über das Spielfeld mit einem Kloß im Hals. In einer Woche würde alles anders sein, das wusste er.
Entweder sie würden es schaffen oder aber nicht. Doch egal wie es ausging, Nagi konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es irgendwas Positives an sich haben könnte. Fußball war Freude und Leid zugleich. Er liebte den Sport, ja tatsächlich. Langsam hatte er endlich verstanden worum genau es ging. Es war eine Leidenschaft, etwas, bei dem er mit Leib und Seele dabei sein konnte und das ihn erfüllte. Ein Hobby, welches er mit Reo zusammen verfolgte und das ihn auf eine Art erfüllte, wie es seine Videospiele nie getan hatten. Generell hatte er in den letzten Wochen so gut wie gar nicht mehr gespielt.
Und dann war da die andere Seite. Die, die es scheinbar nicht gut mit ihnen meinte. Nach wie vor ging Reo mit sich viel zu harsch um. Immer öfter wollte er länger trainieren. Länger, als überhaupt für ihn oder irgendwen gut war. So oft versuchte Nagi mit den richtigen Worten zu ihm durchzudringen, allerdings hatte er nie eine Chance. Stattdessen durfte er sich immer und immer wieder anhören, dass er es eh schaffen würde. Obwohl sie sich darauf geeinigt hatten es gemeinsam durchzuziehen, waren sie dennoch weiterhin Rivalen. Sie liebten sich und doch konnten sie sich niemals ganz vertrauen.
Eine Woche...
Sein Blick heftete sich auf den lila Hinterkopf seines Freundes, der weiterhin auf dem Platz stand und einen Schuss nach dem anderen auf das leere Tor ausübte. Sie waren allein und das seit weit mehr als zwei Stunden. Nagi hatte immer wieder versucht zu ihm durchzudringen, vergebens. Und wenn er annahm, Reo müsste irgendwann die Puste ausgehen, so lag er offensichtlich falsch. Wieder schnellte ein Ball über das halbe Feld und landete im Tor. Zwar nicht mehr mit so viel Wucht wie zu Anfang, dennoch schien es zu reichen.
"Reo lass uns endlich gehen", rief Nagi erneut über das Feld und hielt seine Hände dabei wie einen Trichter an seine Lippen. Er hasste es, wenn Reo ihn zu solchen Methoden drängte.
Kurz blickte der Lilahaarige auf und sah mit einem ausdruckslosen Blick zu ihm, seine Lippen geöffnet, während sein Körper verzweifelt nach Luft holte: "Gleich".
Das hatte er vor einer halben Stunde auch schon gesagt.
Kopfschüttelnd schaute Nagi seinem Freund nach, der nun wieder Fahrt aufnahm und zum nächsten Ball rüber ging um ihn ebenso präzise in das Netz zu schießen. Lange konnte er das doch nicht mehr aufrecht erhalten.
"Wirklich Reo, es reicht", im Laufschritt machte er sich zu seinem Freund auf, damit Nagi ihm endlich die Bälle abnehmen konnte: "Es wird langsam dunkel und dort hinten ziehen auch schon die ersten Wolken auf. Es soll später regnen, schon vergessen?".
"Umso wichtiger das ich jede Sekunde nutze, die ich kriegen kann", noch ein Schuss.
Nagi ergriff Reos Unterarm, ehe er ihn zu sich zog und seine Arme von hinten um ihn legte. Seinen Kopf bettete er dabei an dem Hinterkopf des Kleineren: "Du übernimmst dich komplett. Lass es gut sein für heute".
Kurz war es still. Dabei konnte Nagi genau den Herzschlag von Reo an seiner Brust spüren, während dieser verzweifelt nach Luft schnappte. Er schien komplett fertig und dennoch versuchte er sich weiter an den Rand des Unmöglichen bringen zu wollen.
"Ich kann nicht...".
"Wieso?", es war nur noch ein Flüstern, während Nagi seine Lippen sanft an Reos rechtes Ohr positionierte: "Was hält dich davon ab?".
"Alles. Verdammt Nagi, du bist ein Naturtalent. Du verstehst das einfach nicht. Ich bin einfach nicht gut genug, okay? Ich muss besser werden. Krieg das endlich in deinen Kopf rein", Reos Körper schien stochsteif vor ihm zu verharren.
"Du bist gut. Du bist so viel besser, als du denkst und egal was du sagst, du bist für alles gut genug", es schien nur noch ein Hauchen zu sein.
Reo befreite sich aus dem Griff des Größeren und drehte sich zu ihm um: "Was soll das werden?".
"Ich versuche dir begreiflich zu machen, dass du dich grundlos so wahnsinnig machst".
Kurz huschten die Augen des Lilahaarigen zu den Lippen seines Freundes. Ein Schlucken und dann ein nervöser Blick nach oben in dessen Augen, was Nagi als kleinen Triumph ansah. Hätte man ihm vor ein paar Monaten gesagt, er könnte solch eine Wirkung auf eine andere Person ausüben, er hätte gelacht. Jetzt jedoch wusste er, was er tun musste, um diesem Jungen vor sich die Sinne zu rauben und ihn um den Finger zu wickeln.
Wieder legte er seine Arme um ihn und zog Reo an sich.
"Was machst du da?".
"Dich näher an mich ziehen, wieso?".
Reo schüttelte den Kopf: "Ich sollte weiter machen".
Noch ehe Nagi die Chance hatte etwas dazu zu sagen, riss sich der Lilahaarige von ihm los. All seine Bemühung hatte nichts gebracht. Aber was hatte Nagi auch erwartet? Wenn Reo sich einmal etwas in den Kopf setzte, dann zog er es auch bekanntlich durch. Nichts und niemand konnte ihn davon abbringen, nichht einmal er selbst.
Seufzend ging Nagi langsam vom Feld runter. Er steuerte ihre Taschen an, die Nagi schon nach Trainingsschluss aus der Kabine genommen hatte, damit ihr Trainer diese abschließen konnte. Dabei hatte er Nagi nochmal zur Seite genommen und ihn sowie Reo für ihre Mühen gelobt. Er meinte aber auch, sie sollten es nicht übertreiben, wobei sein Blick verdächtig zu Reo gewandert war.
Nagi wusste es. Er wollte ja etwas dagegen tun, aber verdammt, was sollte er denn noch versuchen? Egal was er vorschlug, alles reichte nicht aus, um Reo gefühlt die Stollenschuhe von den Füßen zu reißen. Würde es so weiter gehen, dann wäre wirklich dieses Spiel alles, was nützen würde, egal wie es ausfiel.
Ihm graute jetzt schon vor dem Ergebnis.
An den Taschen angekommen, schnappte Nagi sich sein kleines Handtuch, welches er oben drauf liegen lassen hatte. Langsam ging er damit über sein Gesicht und wischte sich so den Schweiß weg. Auch wenn er selbst gar nicht mehr trainierte, so war es dennoch warm und trieb ihn in den Wahnsinn. Es grenzte an ein Wunder das Reo es noch aushielt.
Wieder blickte Nagi sehnsuchtsvoll zu ihm und nahm einen Schluck Wasser zu sich, als er ein Aufleuchten aus Reos Tasche wahrnahm. Bei genauerem Betrachten konnte er erkennen, dass es das Handy von seinem Freund war. Vorsichtig nahm er es aus der offenen Tasche und hielt es entschlossen in die Höhe, während er Reo rief.
"Geh ran", gab dieser nur keuchend von sich und spielte einfach weiter.
Schulterzuckend sah Nagi auf das Display und erkannte das die Nummer nicht eingespeichert war. Als er auf den grünen Hörer drückte, blieb sein Herz kurz stehen, als er sich meldete.
"Hi, ich bin es Mirai", hörte er am anderen Ende, dabei konnte Nagi nicht sagen wie er sich fühlte. Zu viele Gedanken auf einmal durchströmten seinen Kopf. Einer schlimmer, als der andere.
"Hi Mirai...", gab er nur leise von sich.
"Nagi bist du das?", er hatte sich ihr den Tag natürlich vorgestellt, auch wenn er ihr am Liebsten nur seine Jacke aus der Hand gerissen hätte und dann weggelaufen wäre. Konversationen mit anderen Leuten, erst recht mit Mädchen lagen ihm einfach nicht. Dennoch hatte er all seinen Mut an diesem Tag zusammen genommen und sich der Situation gestellt, vor allem weil er hatte verstehen wollen, wieso dieses fremde Mädchen seine Jacke hatte und was Reo sich dabei gedacht hatte, bevor er ihn dafür verurteilte. Hatte nur nicht ganz geklappt, denn verurteilt hatte er ihn dennoch.
"Ja", gab Nagi zu.
"Oh hi, ich dachte du hättest mir die Nummer deines Freundes gegeben", wenn sie doch wüsste, wie richtig sie mit den Worten lag und das Reo sein verdammter Freund war, an den sie sich ran machen wollte: "Wolltest du mich etwa selbst kennen lernen? Ich dachte ehrlich gesagt, du könntest mich nicht wirklich ausstehen".
"Es ist Reos Nummer".
"Oh...", kurzes Schweigen: "Aber wieso bist du dann ran gegangen?".
"Reo ist verhindert", emotionslos versuchte Nagi das Gespräch so schnell es ging abzuwimmeln.
"Na gut, dann rufe ich wohl später nochmal an".
"Das solltest du wohl tun", gab er klein bei, auch wenn er Mirai am Liebsten ganz andere Sachen gesagt hätte. Verdammt, wann war er nur so eifersüchtig geworden? Noch nie in seinem Leben hatte er solch eine Wut gegenüber einem anderen Menschen verspürt, den er gar nicht kannte. Sie hatte ihm nichts getan und dennoch wünschte er sich, dass sie einfach verschwand. Natürlich sollte ihr nichts passieren, aber er wollte, dass sie ihn und vor allem Reo einfach vergaß.
"Es war schön dich nochmal gehört zu haben", es klang wirklich aufrichtig und kurz fühlte Nagi sich schlecht deswegen, aber nur kurz.
Hinter ihm waren Schritte zu hören, ein Keuchen wurde lauter und dann stand Reo neben ihm, der Nagi das kleine Handtuch aus seiner anderen Hand abnahm: "Wenn es meine Mutter ist, sag ihr, dass wir uns gleich auf den Weg machen".
"Ist Reo doch da?".
Nagi nahm das Telefon von seinem Ohr, da er Mirais Stimme in diesem Augenblick nicht ertragen konnte. Außerdem wollte er es an Reo zurück geben. Seufzend hielt er es ihm hin: "Es ist das Mädchen, das du letztens kennen gelernt hast. Ich habe ihr doch deine Nummer gegeben".
Er würde niemals zugeben, dass er sich den Namen des Mädchens gemerkt hatte. Außerdem wollte Nagi wissen, ob Reo ihn wusste. Ob sie ihm wichtig genug war, damit er ihn sich merkte und sie ansprechen würde.
"Oh", mehr sagte er nicht, als er das Telefon entgegen nahm und es sich dann an sein eigenes Ohr drückte: "Hi Mirai".
Scheiße, es war nur ein Name und dennoch tat es Nagi einfach weh zu hören wie selbstverständlich er sie ansprach. Es war wirklich nichts weiter. Nur ihr Name und ein einfaches Hi und dennoch kam mit einem Mal wieder diese Eifersucht in ihm auf, die Nagi einfach nicht erklären konnte. Er wusste nur, dass er sich mit ihr in seinem Leben schrecklich fühlte.
Ohne weiter darüber nachzudenken, was er da wirklich tat, schnappte Nagi sich seine Sachen und stopfte alles in seine Tasche, was er noch nicht verstaut hatte. Währenddessen versuchte er nicht zu lauschen, damit Reo ihm das nicht vorwerfen konnte. Er wollte tatsächlich einfach nur noch weg.
"Warte mal", sagte Reo, als er sich dann das Telefon vom Ohr hielt und vor Nagi trat: "Was ist los? Wo willst du hin?".
Nagi ignorierte den schneidenen Unterton in der Stimme seines Freundes und schulterte seine Tasche, dann erst hob er seinen Blick: "Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne nach Hause gehen. Wir haben lange genug trainiert und ich bin echt verdammt kaputt".
"Ich wollte dich doch aber mitnehmen".
"Mir scheint, als seist du anderweitig beschäftigt".
Kurz sah Reo ihn einfach nur an, dann nahm er wieder das Telefon an sein Ohr: "Wir müssen das Gespräch leider anderweitig fortsetzen Mirai, sorry. Mir ist gerade etwas Wichtiges dazwischen gekommen". Ohne auf eine Antwort zu warten, beendete Reo das Gespräch und schmiss das Handy auf seine Sporttasche: "Was ist los?".
"Ich mag sie irgendwie nicht...", gab Nagi zu. Untypisch für ihn, weil es um seine Gefühle gingen, wobei diese einmal nicht im direkten Zusammenhang mit Reo standen. Denn wenn es um ihn ging, dann war eh alles anders, aber wenn es um andere Personen ging, dann brachte Nagi kaum ein Wort raus.
"Gibt es dafür einen Grund?".
"Muss ich einen Grund haben?".
Er schüttelte den Kopf: "Natürlich nicht. Trotzdem würde ich es gerne verstehen".
Nagi drehte sich weg und schloss seine Augen, während er versuchte seine Gefühle zu ordnen und zu verstehen was da passierte. Eifersucht war keines der Gefühle, die er wirklich kannte, wie also sollte er da wissen was passiert war?
"Nagi?".
"Ich weiß es doch auch nicht. Es war alles okay und dann hat sie so seltsam nach dir gefragt. Ich verstehe nicht, wie sie nicht sehen kann, dass du kein Interesse an ihr hast", da war es raus. Verdammt, war das schwer gewesen.
"Bist du eifersüchtig?".
Nun drehte er sich zu Reo zurück und sah ihm in seine strahlenden Augen. Kam es ihm nur so vor, oder lag in ihnen wirklich eine Art Glanz, der zuvor gefehlt hatte, als er die ganze Zeit am Trainieren gewesen war? Nagi schluckte. Irgendwie bekam er es etwas mit der Angst zu tun.
Schließlich zuckte er mit den Schultern und ließ dabei seine Tasche fallen, die er zuvor immer noch umklammert hatte.
Vorsichtig ergriff Reo eine seiner Hände. Dieses Mal war es an ihm seinen Freund an sich zu ziehen und ihn mit einem Blick anzusehen, der Liebe und Leidenschaft versprach: "Irgendwie finde ich das verdammt anziehend".
"Was soll daran bitte anziehend sein?", wehrte Nagi ab und sah seinen Freund irritiert an.
"Alles".
"Ich verstehe nicht...".
Als wären Schleusen im Himmel geöffnet worden, fing es mit einem Mal an zu regnen. Kein Vorbote war da gewesen. Einzig und allein die dunklen Wolken waren es gewesen, die sich über den Himmel geschoben hatten und nun all den Regen frei ließen, der sich in ihnen gesammelt hatte.
Binnen wenigen Sekunden waren die beiden Jungen komplett nass, was sie jedoch nicht weiter zu stören schien. Noch immer lag ihr Blick aufeinander, wobei Nagi das Herz bis zum Hals schlug. Wie schaffte Reo es nur immer wieder seinen Herzschlag so zu beschleunigen?
"Wie sollst du das auch verstehen, wenn du das zuvor noch nie hattest? Ich liebe dich Nagi, ich liebe dich so sehr und egal wie schwer es manchmal mit uns ist, du bist mir das Wichtigste. Könntest du sehen, was andere sehen, wüsstest du, dass ich nur Augen für dich habe. Zu denken, ich könnte Mirai dir vorziehen, ist einfach lächerlich. Sie könnte dir nie im Leben das Wasser reichen. Mir ist also vollkommen egal, dass sie mich angerufen hat. Aber zu wissen das es nicht nur mir so geht, das macht mich glücklich. Zu wissen das du mich genauso gut findest, finde ich anziehend", jedes seiner Worte sendete wie kleine Stromstöße durch Nagis Körper und das in Verbindung mit dem Regen ließ dem Weißhaarigen eine riesige Gänsehaut wachsen.
Er wusste auch nach gefühlten Minuten des Schweigens nicht, was er sagen sollte, weswegen Nagi irgendwann nur ein: "Ich liebe dich auch Reo", von sich gab.
Reos Griff wurde etwas fester und Nagi wusste nicht wie ihm geschah, als er auch schon näher an Reo stand, sodass zwischen sie nicht einmal mehr ein Blatt Platz hatte. Sein heißer Atem kitzelte Nagi im Gesicht und sein Blick ließ erahnen, was als nächstes kam.
Freudig empfing Nagi die Lippen seines Freundes, während er seine Augen schloss und all seine Liebe in diesen Kuss legte. Es schien ein magischer Moment zu sein und einer, der niemals ein Ende nahm. Zumindest glaubte er das, während seine Lippen sich rhythmisch auf denen von Reo bewegten und ein leises Keuchen und Atmen von beiden immer wieder zu hören war.
Immer noch prasselte der Regen auf sie nieder und Nagi konnte kaum fassen, was er tat, als er sich langsam löste und sah, wie Reo ebenso eine Gänsehaut hatte. Er biss sich auf seine Unterlippe und hasste sich für das, was kam: "Wir sollten aufhören".
"Aber es ist doch gerade so schön", Reo lächelte ihn an, mit dem Lächeln, welches Nagi so liebte.
Vorsichtig drückte er ihm einen Kuss auf seine Nasenspitze: "Hättest du etwas früher aufgehört, als ich es dir gesagt habe, hätten wir mehr Zeit gehabt".
"Tut mir Leid. Ich weiß, ich bin gerade unausstehlich. Es ist mir nur einfach so ernst Nagi. Ich möchte das unbedingt".
"Ich weiß. Ich möchte es ja auch", gab er leise von sich. Schuld überkam ihn wieder, als er daran dachte, wie er der Grund dafür war, dass sie hier waren und nicht im Blue Lock Gebäude. Wobei, wenn sie da waren, wer wusste schon, ob sie dann jetzt zusammen wären und sich so in den Armen liegen würden, wie sie es gerade taten. Vielleicht würden sie sich ja gar nicht mehr mögen und wären verbitterte Rivalen.
Obwohl, nein. Nagi konnte sich nicht vorstellen, dass er diesen Jungen für irgendwas auf der Welt aufgeben konnte. Niemals.
Vorsichtig schmiegte sich Reo weiter an Nagi und kuschelte sich dabei in seine Arme: "Wenn das nächste Woche vorbei ist, wird alles anders. Da bin ich mir sicher. Bis dahin lass mich nur bitte trainieren. Ich weiß, ich kann das alles. Vertrau mir".
Das mit dem Vertrauen war so eine Sache.
Noch immer hatte Nagi das Gefühl, es könnte komplett nach hinten los gehen, wenn er seinem Freund diese Macht über sich gab. Er hatte ihm schonmal blind vertraut und am Ende so sehr geweint, wie noch nie zuvor. Nochmal konnte er das nicht, das musste Reo verstehen.
Und dennoch murmelte Nagi leise: "Ich vertraue dir", weil er das Gefühl hatte, es sei in diesem Augenblick das Einzige, das sie weiter bringen würde.
Nun sah Reo zu ihm auf: "Was hälst du davon, wenn du gleich noch mit zu mir kommst und wir uns noch einen Film ansehen? Vielleicht bringt uns das ja auf andere Gedanken".
"Klingt gut", gab Nagi lächelnd von sich: "Vorausgesetzt, es gibt etwas zu essen und trockene Klamotten. Ich glaube meine Boxershorts sind nun auch komplett nass".
Reo fing an zu lachen und hielt sich dabei an Nagi fest. Nagi selbst steckte das Lachen sofort an, weswegen sie nun beide zusammen im Regen standen und all ihren Kummer vergaßen, während weitere Momente für die Ewigkeit geschaffen wurden.
Vielleicht können wir es ja doch schaffen, wenn wir weiterhin so als Team funktionieren, dachte sich Nagi und empfand in diesem Moment pures Glück. Wie immer war der Tag mit Reo zusammen eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Mit Sicherheit würde es noch Jahre dauern, bis der Weißhaarige sich daran gewöhnen würde, doch wenn er ehrlich zu sich war, würde er es gar nicht mehr anders haben wollen. Dafür liebte er Reo zu sehr, auch wenn er sich das an gewissen Stellen noch nicht ganz eingestehen konnte.
"Komm mit", Reo löste sich von ihm und nahm sich seine komplett nassen Sachen, die er unordentlich in seine eigene Sporttasche beförderte. Danach nahm er Nagis Hand und ging mit ihm vom Sportplatz: "Wenn du dich nicht über meine Klamotten beschwerst, weil sie zu klein sind, dann darfst du sogar vielleicht den Film aussuchen".
Das ließ sich Nagi nicht zwei Mal sagen und ging somit zufrieden mit seinem Freund vom Sportplatz. Hand in Hand und hoffentlich als Team.

Sorry ... [Reo x Nagi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt