Helsinki, 1993; Annis Sicht:
Als Samu und ich uns vor zehn Jahren kennenlernten konnten wir uns überhaupt nicht leiden. Wir waren damals zusammen in einer Klasse und wie es in der Grundschule nun mal so war, fanden wir das andere Geschlecht einfach nur nervig und doof. Diese Einstellung änderte sich zwar mit den Jahren, und wir kamen auch recht gut miteinander aus, aber mehr als Klassenkameraden waren wir nicht, bis zu einem Tag in der siebten Klasse. Wir mussten eine Gruppenarbeit machen und natürlich steckte der Lehrer mich und Samu in eine Gruppe. Damals war ich natürlich total traurig, dass ich nicht mit meinen Freundinnen zusammenarbeiten konnte, aber heute bin ich unserem Lehrer sehr dankbar, denn aus dieser Gruppenarbeit entstand eine sehr schöne Freundschaft. Seitdem gab es keinen Tag, an dem wir uns nicht getroffen haben und wenn einer von uns im Urlaub war, schrieben wir uns Briefe. Wir konnten uns immer aufeinander verlassen, egal was in unserem Leben passierte, der andere war immer der erste, dem wir es erzählten. Natürlich gab es auch mal Streit zwischen uns, aber wir konnten nie lange böse aufeinander sein und so saßen wir meistens eine Stunde nachdem wir uns gestritten haben wieder zusammen und lachten über sämtlichen Blödsinn.Eines Tages waren wir zusammen auf einer Party. Der Alkohol floss und wir hatten beide nicht wenig getrunken, trotzdem schien Samu das irgendwie besser wegstecken zu können, als ich. Vielleicht überspielte er es auch nur, aber auf jeden Fall war er es, der irgendwann beschloss, dass wir gehen würden. Bis zu ihm nach Hause dauerte es nicht so lange, deshalb hatten wir uns schon vorher darauf geeinigt, dass wir die Nacht bei ihm verbringen würden und so liefen wir los. Samu hatte den Arm um mich gelegt und stützte mich. Irgendwann sah ich zu ihm auf und musste lächeln. "Was hast du denn jetzt?" "Weißt du eigentlich, dass du echt heiß bist?" sagte ich und fing an zu kichern. "Ja und du bist betrunken." erwiderte er und wollte weitergehen, jedoch machte ich mich so schwer, dass das fast unmöglich war. "Bleib doch stehen... Ich mein das ernst. Du bist sexy." "Anni..." Wir standen uns mittlerweile gegenüber, aber er hatte immer noch die Hände an meiner Taille. "Was denn? Deine Freundin kann sich glücklich schätzen so jemanden wie dich zu haben." "Ich bin single, das weißt du doch." "Ja zum Glück. Sonst könnte ich das hier nicht machen." Und damit stellte ich mich auf Zehenspitzen, legte die Arme um seinen Hals und küsste ihn. Zuerst war er überrascht, aber dann erwiderte er den Kuss. "Du bist auch echt wahnsinnig heiß..." hauchte er und drückte mich an sich. Ich weiß nicht mehr genau wie, allerdings hatten wir es irgendwie zu ihm ins Zimmer geschafft und dort sind wir sofort übereinander hergefallen.
Ich hätte gerne gesagt, dass das eine einmalige Sache war, etwas worüber man später lachen konnte, aber das war es nicht. Von diesem Tag an konnten wir einfach nicht mehr die Finger voneinander lassen, so als ob uns vorher nicht klar gewesen wäre, wie attraktiv der andere eigentlich ist. Es gab viele Storys in denen die Freundschaft unter dem Sex litt und entweder wurde man ein Paar oder die Freundschaft brach auseinander, bei uns passierte weder das eine noch das andere. Ich hatte keine Erklärung dafür, vielleicht waren wir doch zusammen, aber darüber gesprochen haben wir nie. Wenn wir gefragt wurden bezeichneten wir uns beide als Single und unseres Wissens nach wusste auch keiner, dass wir miteinander schliefen. Eventuell wäre aus uns doch noch ein Paar geworden, aber eines Tages verkündeten meine Eltern, dass wir umziehen würden. "Was? Aber das geht nicht! Ich hab hier mein Leben, meine Freunde... Ich kann nicht einfach weg...!" rief ich verzweifelt."Das wissen wir und wir würden dir das gerne ersparen, aber Papa hat eine neue Stelle bekommen. Uns bleibt nichts anderes übrig." "Wo?" Vielleicht hatte ich ja Glück und wir ziehen nur in eine andere Stadt, sodass Samu und ich uns wenigstens hin und wieder sehen konnten, aber dem war leider nicht so. "Wir müssen nach Toronto, in Kanada." Entsetzt schaute ich meine Eltern an. "Nach Kanada?! Wir werden Finnland verlassen?!" "Es tut uns sehr Leid, aber ja." "Nein, auf keinen Fall!" "Anni es geht nicht anders." "Doch! Lehn ab, es ist nur ein scheiß Job! Außerdem hast du doch hier schon ne Stelle!" "Natürlich, aber die Firma wird expandieren und sie haben mich als Leiter für die neue Zweigstelle gewählt." "Überleg doch mal, in der neuen Position verdient Papa viel mehr und wir haben ein bisschen mehr Puffer für Urlaub oder Familienunternehmungen." "Aber was mit mir ist, ist euch wohl egal?! Ich will nicht nach Kanada! Ich will hierbleiben!" "Süße, du bist 16 Jahre alt, du kannst nicht alleine hierbleiben." "Dann geh ich halt zu Eve! Sie würde sich bestimmt freuen und Samu erst recht!" "Du weißt, dass wir Eve und ihre Kinder sehr mögen, aber das können wir nicht machen. Die haben ja gerade mal genug Geld für sich selbst, da kannst du nicht auch noch einziehen." "Ich würde ja arbeiten gehen und wenn Samus Band endlich mal Erfolg hat, hat sich das Problem sowieso erledigt." Mein Vater seufzte. "Ja, wenn. Und wenn es nicht klappt, was macht ihr dann? Samu ist ein netter Junge und ich weiß wie wichtig dir eure Freundschaft ist, aber er wird nächstes Jahr 18 und außer der Musik hat er keinen Plan für die Zukunft." "Was soll das heißen?" "Er sollte sich vielleicht mal was überlegen, damit er auf eigenen Beinen stehen kann und seiner Mutter nicht mehr auf der Tasche liegt." "Er gibt sich doch Mühe. Außerdem will er sich nach seinem Wehrdienst was suchen. Als Übergangslösung, solange das mit der Band noch nicht so läuft." "Aha na dann." "Du glaubst mir nicht oder?" "Was ich glaube tut nichts zur Sache. Fakt ist, du kommst mit uns und damit Ende der Diskussion." Die nächsten Wochen versuchte ich noch unzählige Male meine Eltern davon zu überzeugen, doch bei Samu und seiner Familie bleiben zu dürfen, aber es half nichts. Selbstverständlich erzählte ich Samu alles, aber auch als wir zusammen mit unseren Eltern sprachen, hatten wir keinen Erfolg und zwei Monate später war dann der Tag des Abschieds gekommen. Samu, seine Mutter, seine Schwester und sein Bruder kamen früh morgens zu uns, um sich zu verabschieden. "Versprich mir, dass du dich regelmäßig meldest ok?" Traurig sah er mich an. "Ja und du führst Sunrise zum Erfolg..." "Ganz bestimmt." "Gut..." "Anni, wir müssen los." "Gleich! Du fehlst mir jetzt schon..." "Du mir auch..." Wir legten die Arme umeinander. "Pass auf dich auf wenn du beim Militär bist..." "Mach ich und du lässt dich nicht von Kanadiern verarschen, sonst komm ich höchst persönlich zu dir und polier demjenigen die Fresse." Ich musste lächeln und drückte ihn an mich heran. Wie werde ich diesen Kerl vermissen... Am liebsten wollte ich ihn gar nicht mehr loslassen, aber als meine Eltern mich zum dritten Mal riefen musste ich es tun. "Du bist was ganz besonderes, vergiss das niemals, ja?" "Das gleiche gilt für dich. Wie gesagt deine zukünftige Freundin kann sich glücklich schätzen." Er lächelte und drückte mich ein letztes Mal an sich. Ein letztes Mal lag ich in seinen starken Armen und atmete seinen Duft ein, dann stieg ich zu meinen Eltern ins Taxi. Wir fuhren zum Flughafen und ich winkte solange, bis ich meinen besten Freund nicht mehr sehen konnte.So, das ist der erste Teil der neuen Story, ich hoffe er gefällt euch! Schreibt's gerne in die Kommentare und bis bald 🥰
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Listen to your Heart
FanfictionSamu Haber und Yva Nyman führen seit Jahren eine glückliche Beziehung, bis eines Tages eine Einladung für eine Hochzeit im Briefkasten liegt. Bei der Braut handelt es sich um Anni Pesonen, eine sehr gute Freundin aus Samus Kindheit und Jugend, Yva...