Chapter 5

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„Meerjungfrauen gibt es in der Folklore und in Geschichten aller Kulturen, während Sirenen nur in der griechischen Mythologie vorkommen", führte Shane aus und kostete von seinem Ahi. „Des weiteren wurden Sirenen immer als Vogel mit dem Kopf einer Frau dargestellt und waren keine Wasserlebewesen, sondern lebten somit am Land. Wenn sie denn als Jungfrau, halb Mensch und halb Frau, beschrieben wurden, dann sangen sie Lieder, um Matrosen in ihren Bann zu bringen und ertrinken zu lassen. Nicht sehr liebreizend wenn du mich fragst."

Cole schüttelte fassungslos seinen Kopf und begann seinerseits zu essen.

„Du bist ein richtiger Nerd, was sowas angeht, weißt du das? Weshalb interessiert dich das so?"

„Als Fotograf ist man kreativ und hat die unterschiedlichsten Fotoshooting Thematiken. So auch zum Thema Fantasy oder direkt zur Mythologie", zuckte Shane eine Schulter.

„Aber du hast dich schon vorher dafür interessiert", grinste Madison und nahm eine Gabel voll Pasta. „Da warst du dir noch überhaupt nicht darüber im klaren, dass du Fotograf werden willst."

„Ich finde die Mythologie halt faszinierend, was soll ich machen."

Der Fisch war köstlich und der Tipp von Ginessa wirklich Gold wert. Bisher hatte er noch nie Thunfisch probiert, doch er testete gern neue Gerichte aus. Nolan schwelgte schweigend in seinem Eintopf und Shane beobachtete ihn amüsiert, ehe sein Schwager ihn fragend ansah und eine Augenbraue hob.

„Was ist, werter Schwager? Noch nie jemanden gesehen, der sein Essen genießt?"

„Doch doch. Aber ich bin nicht der Eintopf-Typ. Deswegen ist es eine wahre Pracht, dir beim Essen zuschauen zu können", erwiderte Shane und probierte von seinem Ingwer-Klebreis.

„Dein Ahi scheint auch zu schmecken. Ich bin der Meinung, du solltest öfter Restaurants aussuchen in die wir gehen, um sie zu testen", entgegnete Nolan mit einem kurzen Grinsen.

„Ich schmücke mich ungern mit fremden Federn", legte Shane die Karten offen auf den Tisch. „Mir wurde dieses Lokal selbst empfohlen."

„Na, dann halt dir die Quelle warm", bemerkte Cole und Shane warf ihm einen finsteren Blick zu.

„Ich halte keine Menschen warm."

„Außer es handelt sich um eine schöne Frau der kalt ist?", kam der Konter augenblicklich.

„Casanova", schüttelte Shane seinen Kopf und trank einen Schluck. „Deine Gedanken sind schmutzig."

„Nicht schmutziger als deine grade."

War er tatsächlich so verdorben wie Cole behauptete? Shane hatte bisher nicht über solche Dinge nachgedacht, doch war er davon ausgegangen, dass er sich den weiblichen Geschlecht gegenüber immer fair verhalten hatte. Oder hatte er in der Vergangenheit eine Situation zu seinem Vorteil ausgenutzt? Er konnte sich ehrlich gesagt nicht daran erinnern. Schweigend aß er den Fisch und hing seinen Gedanken nach.

- + - + -

„In zehn Minuten bist du wieder dran, Gin", rief Troy ihr zu und sie drehte ihren Kopf, um ihn anzuschauen und ihm ein knappes Nicken zu schenken. „Vielleicht kommt dir eine der Schildkröten entgegen und du kannst sie mit in deine kleine Show einbinden."

„Wir werden sehen", entgegnete sie ausweichend und richtete ihren Blick wieder auf Shane, der mit zwei anderen Männern und einer Frau am Tisch saß und aß.

Von ihrem Lieblingsplatz aus konnte sie ihn beobachten, wenn sie wollte, denn vor dem Steg, auf dem sie saß, war eine verspiegelte Scheibe angebracht. Und das tat sie seit einigen Minuten auch ohne ein schlechtes Gewissen. Bisher hatte sie ihn nicht wirklich betrachten können, ohne dass er davon etwas mitbekam. Die einzige Ausnahme bildete ihr Kennenlernen, als sie sich umgezogen hatte. Wie versprochen hatte er mit geschlossenen Augen vor ihr gestanden und nicht mitbekommen, wie sie ihn aufmerksam musterte. An diesem Tag war ihr auch direkt seine Narbe aufgefallen, die an und für sich ziemlich verblasst war und kaum auffiel.

Photographer Heart [Buch 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt