Gins Arme um sich, und ihren Körper an seinem Rücken zu spüren, löste etwas in Shane aus. Ein Gefühl, als ob man sich in eine wunderbar warme Badewanne setzen und zurücklehnen würde, um sich vollends zu entspannen. Man fühlte sich herrlich wohl und angekommen. Er konzentrierte sich auf die Straße und fuhr mit Absicht einen kleineren Umweg, damit er die Nähe zu ihr auskosten konnte. Die Endorphine rasten durch seinen Körper und ließen seine Haut angenehm prickeln, was ein Lächeln um seine Lippen spielen ließ. Hatten sie bisher eine grüne Welle gehabt, so steuerte er nun langsam auf eine Ampel zu, welche gerade auf rot sprang und er hielt an, um dann mit seinen Beinen die Maschine zu stabilisieren. Hinter ihm regte sich Gin ganz leicht und er drehte seinen Kopf ein wenig.
„Alles okay bei dir?", wollte er laut genug wissen, als er das Visier hochklappte.
Ein Nicken war ihre einzige Reaktion und er legte eine Hand auf ihre Hände, welche noch immer auf seinem Bauch lagen, um diese kurz zu drücken. Er war sich nicht sicher, ob sie sich vielleicht unwohl fühlte, da es sich um ihre erste Motorradfahrt handelte, oder ob sie sich einfach nicht traute, sich von ihm zu lösen, um das Visier zu öffnen. Die Ampel sprang um und er umfasste wieder den Griff, um seine Ducati anfahren zu lassen, nachdem er das getönte Visier geschlossen hatte. Da er den Umweg fuhr und sie noch einige Minuten unterwegs wären, fuhr er in eine ruhige Seitenstraße und schaltete die Maschine aus, um seine Handschuhe auszuziehen und seinen Helm abzunehmen.
„Gin?"
Sie löste sich ein wenig von ihm und rutschte ein Stück zurück, ehe sie das Visier hochklappte, wie er über seine Schulter aus dem Augenwinkel erkennen konnte.
„Ist wirklich alles in Ordnung?", wollte er ernst wissen, kickte den Ständer seiner Maschine mit dem Fuß raus und stieg geschickt von dieser ab, um seinen Helm an den Lenker zu hängen und die Handschuhe achtlos hineinzuwerfen.
Behutsam öffnete er den Verschluss ihres Helms und nahm ihn ihr ab, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. Ihre Wangen waren gerötet, da sie die Wärme nicht gewöhnt war, die sich unter dem Helm staute, doch sie sah nicht aus, als würde es ihr schlecht gehen.
„Ja, mir geht es gut. Es ist nur wirklich sehr aufregend auf dem Motorrad mitzufahren", erwiderte sie mit einem Lächeln und schob sich eine vorwitzige Strähne aus dem Gesicht. „Und es ist ganz schön warm unter dem Helm."
„Das stimmt", erwiderte Shane ihr Lächeln und atmete innerlich auf, weil es Gin wirklich gut ging. „Wir haben noch ein bisschen Zeit. Hol ruhig noch ein paar mal Luft, ehe wir weiterfahren."
„Du hast da übrigens was", sagte Gin und deutete an ihrer eigenen Nase auf eine Stelle, während er ihre Bewegung nachahmte. „Nein. Komm her, ich helfe dir."
Shane trat dichter an sie heran, legte ihren Helm auf dem Sitz ab und platzierte eine Hand darauf, damit er nicht aus Versehen herunterfiel. Parallel dazu zog sie ihre Handschuhe aus und lehnte sich ihm ein wenig entgegen. Sein Blick traf ihren und er hielt für einen Sekundenbruchteil den Atem an, da sie ihre Hand an seine rechte Wange legte und ein Stück weit in seinen Nacken schob. Er versank in den Tiefen ihrer Augen und spürte ihren warmen Atem auf seinem Gesicht.
„Das ist aber nicht meine Nase", bemerkte er mit heiserer leiser Stimme und sein Mundwinkel zuckte leicht amüsiert, als ihr Daumen über seine Wange strich. „Gin..."
„Shane...", raunte sie genauso leise zurück und übte einen leichten Druck mit ihren Fingern in seinem Nacken aus, der ihn dazu brachte, seinen Kopf noch ein klein wenig zu senken.
Ihre Lippen berührten sich hauchzart und er schloss die Augen, um das Gefühl zu genießen, während er seinen Atem anhielt und versuchte, seinen Herzschlag zu beruhigen. Gins weiche Lippen strichen wie der Flügelschlag eines Schmetterlings über die seinen und ein kaum hörbares Seufzen entwich ihrem Mund. Shane wollte sie richtig küssen. Sie schmecken und ihren Mund erobern. Langsam ließ er seinen Atem entweichen und sammelte sich. Und ihm ging das Herz auf, weil Gin einfach auf seine Initiative wartete. Er hob seine freie Hand und führte sie an ihre Taille, als sein Handy klingelte und er ein leises unwirsches Knurren von sich gab.
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Photographer Heart [Buch 2]
RomanceShane Gardner, Fotograf und Single aus Überzeugung. Bei dem weiblichen Geschlecht heiß begehrt, doch will er sich nicht fest binden. Wird er die Frau fürs Leben finden? Und dann ist da noch Pia Hall, Freundin seiner kleinen Schwester Madison...