Und dann?

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Unter dem Kompromiss, dass meine Eltern eines dieser magischen Fotos bekamen, was sie sich einrahmen und an die Wand ins Wohnzimmer hängen konnten, hatten sie mir Geld zukommen lassen, was ich dafür aufwenden konnte, mir das Abschlussballkleid meiner Träume zu kaufen. Deshalb schlenderten Mary und ich gerade Arm in Arm nach Hogsmeade und philosophierten darüber, was wir denn jetzt nach der Schule am liebsten tun wollten.
"James und ich suchen nach einer kleinen Wohnung für uns beide in der Muggelwelt." Gestand ich Mary. Wenn wir uns früher ausgemalt hatten, was wir nach Hogwarts machen wollten und wo wir sein wollten, war für uns immer klar gewesen, dass Mary und ich zusammen bleiben wollten und uns auch gemeinsam eine Wohnung teilen wollten. Allerdings hatten wir schon lange nicht mehr darüber gesprochen und in dieser Zeit hatte sich vieles verändert. Ich konnte  ihren Gesichtsausdruck nach dieser Beichte nicht ganz deuten. War es Entsetzen oder freute sie sich? Ich wusste es nicht.
Sie seufzte und guckte mich an. Sie biss sich auf die Lippe und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Ich war mir eigentlich sicher, dass sie das schon gewusst hatte, schließlich redeten wir hier über Mary, aber trotzdem... Jetzt wo ich das Gespräch mit ihr suchte, wurde auch mir ganz mulmig. Meine Zukunft würde so anders aussehen. Vor ein paar Jahren hatte ich mit Mary zusammen den kleinen Finger Schwur abgelegt und geschworen, dass wir Jungs auf ewig ignorieren würden und dass wir für immer zusammenbleiben würden. Aus einer Laune heraus sagte ich schließlich:  "Aber du kriegst einen Schlüssel!" Nun strahlten wir uns beide an und mussten lachen. Sollte James doch denken, was er wollte! Wenn meine beste Freundin mich besuchen kommen möchte, dann sollte eine Tür keine Barriere sein. Obwohl Mary die Tür auch einfach durch einen Zauber aufschließen konnte, aber mir gefiel der symbolische Schlüssel.

Schließlich straffte Mary ihre Schultern und sah mich, immer noch mit lachendem Gesicht, an. Ihr Tonfall hingegen klang ernst und nachdenklich. Eine Eigenart, die sie in so kurzer Zeit vermutlich von Remus aufgeschnappt hatte. Vermutete ich zumindest, denn ich hatte das vorher noch nie bei ihr beobachtet. Normalerweise hatte sie einen sehr starken Ausdruck im Gesicht, der sic auch in ihren Worten widerspiegelte. "Es war ja klar, dass ihr zusammenziehen wollt, nur habe ich mir bis eben noch gar keine Gedanken gemacht, was ich machen will und hatte keine weiteren Pläne geschmiedet. Dass du bereits einen Plan hast, und nicht nur auf die Wohnung bezogen, ist unglaublich. Du hast James, mit dem du ein gemeinsames Leben aufbauen wirst, du hast beruflich gute Chancen. Ich hab das Gefühl, dass ich dir einfach in vielen Bereichen nachhänge. Du bist erwachsen geworden und ich fühl mich immer noch wie die kleine Mary aus der fünften Klasse." 
Ich hatte gar nicht gewusst, dass sie so empfindet und jetzt wo die Worte draußen waren, bekam ich auch ein schlechtes Gewissen, weil ich ja unmöglich hätte ahnen können, was in ihr vorging. Ich war in letzter Zeit so viel mit mir selbst und mit James beschäftigt, dass es ja klar sein musste, dass sie so dachte. 
In ihrem Blick lag noch mehr Unausgesprochenes.

Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter und hielt sie somit an. Ich ließ meine gut gelaunte Fassade fallen und hatte das Gefühl, dass Mary im gleichem Atemzug auch mein Make Up durchblickte und meine tiefen Augenringe darunter sah, meine Sorgen.

Erst gestern hatte ich mit James darüber gesprochen, dass ich, Aufgrund der steigenden Anfeindungen Muggelstämmiger gegenüber, wohl erstmal meinen Plan, Aurorin zu werden, hinten anstellen musste.
Auslöser für dieses Gespräch war ein Brief von James Eltern gewesen, in dem es hieß, dass sie im letzten Kampf sechs muggelstämmige Kollegen verloren hätten und dass momentan auch nur auf nicht Reinblütige gezielt wurde. Sie hatten über noch mehr solcher Fälle berichtet und dass nicht nur Zauberer angegriffen wurden, sondern dass Voldemorts Anhänger auch reihenweise die Muggel umbrachten, die die Reinheit des Blutes gefährdeten.
Die meisten ihrer muggelstämmigen Kollegen waren jetzt untergetaucht und sie hatten mir geraten, direkt nach dem Schulabschluss, das gleiche zu tun. 
'Geraten' traf es dabei nicht ganz. Viel mehr hatten sie mir befohlen, dass ich auf gar keinen Fall einen Fuß ins Ministerium setzen sollte und James ermahnt, dass er mich, komme was wolle, davon abhalten sollte. Als kleine Fußnote hatten sie noch geschrieben, dass sie ansonsten persönlich vorbeikommen würden und James und mich für immer einschließen würden. James hatte zu dem Kommentar nur gemeint, dass es schlimmeres geben würde und ob wir es dann nicht erst recht riskieren sollten.
Ich wusste, dass er nur versucht hatte, die Stimmung aufzuheitern, doch ich konnte nicht darauf eingehen. Viel zu entsetzt hatte ich auf die Zeilen vor uns gestarrt.
Wir bekamen immer öfter solche Briefe, die uns auf dem laufenden hielten, denn in der Presse wurde sowas nicht mehr berichtet. Es schien gar so, als wäre es regelrecht verboten worden, auch nur Voldemorts Namen zu sagen oder über die vielen Toten zu schreiben. Aber so direkt waren James Eltern dabei noch  nie gewesen.
Die Zukunft war gerade einfach so ungewiss, dass mich das Eingeständnis, mein geplantes Leben aufschieben zu müssen, und das nicht nur unter Androhung, sondern weil ich es auch selbst eingesehen hatte, dass ich durchaus den Wunsch hatte, länger als nur noch ein paar Wochen oder Monate nach meinem Abschluss zu leben, sehr runtergezogen hatte. Auch wenn James mich festgehalten hatte, während ich darum kämpfte diese verdammten Tränen einfach auszuschalten und vergeblich wegzublinzeln, hatte es mich die ganze Nacht beschäftigt und ich war jedes mal hochgeschreckt, wenn ich es kurz einmal geschafft hatte ein Auge zuzutun, weil ich Albträume gehabt hatte. James hatte deshalb heute morgen noch müder ausgesehen als ich. Ich war wohl so unruhig gewesen, dass er es nicht mal geschafft hatte, sich überhaupt auszuruhen. Schlafen konnte er erst recht nicht. Mich hatten jetzt eine Weile schon keine schlimmen Albträume mehr gequält, aber dadurch dass der Schulabschluss jetzt direkt vor uns lag, schaffte ich es nicht mehr meine Positivität aufrecht zu erhalten, wenn ich überhaupt jemals eine besessen hatte.
Deshalb hatte ich vorhin spontan Make Up aufgelegt, um die tiefen Ringe unter meinen Augen zu verdecken, denn Mary und ich freuten uns seit Wochen auf diesen Shopping Trip und ich wollte ihn nicht vermiesen. Bevor ich gegangen war, hatte ich James, der schließlich am späten Vormittag doch auf unserem Sofa eingeschlafen war, noch seine Brille abgenommen und ihm ein Kissen unter den Kopf gelegt. Er hatte nur kurz ein Auge aufgemacht, gesehen, dass es mir gut ging und hat fröhlich weiter geschnarcht.

Mary legte fragend den Kopf schief, weil ich eingeatmet hatte, um etwas zu sagen, aber schließlich die Luft angehalten hatte, weil ich nicht wusste, was.
"So einfach ist das alles nicht." War schließlich die einzige Zusammenfassung all meiner Gefühle, die ich ihr geben konnte und ich glaubte sie verstand. Wir umarmten uns, spendeten uns halt, während es so schien, dass der Satz: "So einfach ist das nicht." im Wind wieder hallte. 
Ganz dicht beieinander gingen wir irgendwann weiter.
Sie atmete auf. "Ich hab vorhin mit Alice geredet." Sagte sie leise und rutschte noch ein Stück dichter an mich heran, damit ich sie auch wirklich hören konnte. "Sie und Frank treten nach der Schule irgend so einem Zirkel bei. Der Zirkel des Adlers oder so ähnlich." Wissend korrigierte ich sie, wobei ich mich ihrem leisen Ton anpasste. "Der Orden des Phönix."
Auch darüber hatten uns James Eltern jetzt schon des Öfteren kleine Informationsschnipsel in ihren Briefen zukommen lassen. James meinte, es klänge so, als wäre es eine alternative. "Auroren in freier Wildbahn" hatte er es getauft. Leider konnten seine Eltern nichts ausführlich darüber schreiben, da wir Angst hatten, dass ihre Briefe abgefangen wurden und so hatten wir uns das bisschen, was wir glaubten zu wissen, zusammengereimt.  Sobald wir aus Hogwarts kamen, würden sie ausführlich mit uns reden.
"Irgendwas mit einem Vogel halt." 
Sie wollte sich weiter darüber unterhalten, doch ich schüttelte nur den Kopf. Nicht nur, dass ich vermutlich ganuso wenig wusste wie sie, auch konnte man nie wissen, wo es Augen und Ohren gab.

Stattdessen sprach ich ein Thema an, von dem ich wüsste, dass Mary direkt alles andere vergessen würde. "Ich habe sorge, dass James mir einen Antrag macht."


Mein braunäugiger Idiot ||Jily FF|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt