Schreckliches Date

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"Hey." Er stand vor dem Gryffindor Gemeinschaftsraum und wartete gespannt auf mich. Seine Stimme war sanft und er lächelte. "Du siehst wirklich unglaublich gut aus!"
Er zog mich in eine flüchtige Umarmung und küsste mich auf die Wange.
Schweigend liefen wir nebeneinander her. Erst als wir das Gelände verließen, hakte ich meinen Arm in seinen ein und fing an zu reden.
"Also... Wie geht's dir?" Na klar. Eine bessere Frage hätte ich ja nicht stellen können.

Die Sache mit James eben hatte mich ganz wuschig gemacht. Ich versuchte also meine volle Konzentration darauf zu lenken, das ganze einfach zu vergessen. Natürlich war ich nebenher kein Profi mehr in Small Talk.
"Mir geht's gut Lily. Ach ja, falls das Angebot mit dem Buch noch steht, würd ich es mir bei Gelegenheit dann auch gerne ausleihen."
Welches Buch denn nun schon wieder?! Ach ja...
"Klar mein Bücherregal ist auch dein Bücherregal." Ich lächelte ihn an.

"Dankeschön. Kennst du denn George Orwell?" Erkundigte sich Will und schaute interessiert zu mir herüber, wobei er es nicht ausließ, mir wieder einen Kuss auf die Wange zu geben.
"Ähm klar." Merlin... Das machte mich ganz nervös. Dabei war es nur Will und auch nur ein beiläufiger Kuss auf die Schläfe.
"Naja, also ich hab zwar schon einiges von ihm gehört, aber noch nichts von ihm gelesen." Ich zuckte mit den Schultern. "Kannst du denn was empfehlen?"
"Mir hat "Auftauchen um Luft zu holen" Ziemlich gefallen. Es ist ein Lebensbericht in und nach dem ersten Weltkrieg. Er hat mich echt aufgerührt und tagelang nicht losgelassen. Das kann ich wirklich nur empfehlen, auch wenn ich "Erledigt in Paris und London" fast noch besser fand."
Er redete über die beiden Bücher. Seine Stimme war dominierend, dass ich kaum zu Wort kam, aber auch so angenhem, dass ich glatt die Zeit vergaß. Ohne dass ich etwas gesagt hatte, saßen wir schon bei einem nicht ganz so alkoholfreien Tee im Madam Puddifoot's.
Es hatte mich nicht wirklich gestört, dass Will die ganze Zeit redete. Eher im Gegenteil: Ich hatte es genossen, dass sich mal nicht auf mich verlassen wurde und ich einfach nur dieser schönen Stimme zuhören konnte. Zumindest redete ich mir das ein.

"Welche Bücher gingen dir am meisten unter die Haut?" fragte er mich irgendwann, sodass ich nun doch seinen Monolog unterbrechen musste.
Ich musste eine Weile überlegen, um ihn zu antworten, doch dann fand ich endlich eine Antwort. "Als ich klein war, hatte ich ein, nennen wir es mal "kindgerechtes" Buch über Zauberer geschenkt bekommen. Ich weiß gar nicht mehr so genau, wie dieses Buch hieß, aber ich habe es geliebt." Ich kramte in meiner Erinnerung nach einem Titel, konnte mich jedoch nur noch grob an das Cover erinnern. "Es war dunkelblau, hatte eine Hexe auf dem Cover und oben funkelten ganz viele Sterne. Es sah immer so magisch aus."
Ich musste lächeln, als ich daran dachte, wie ich Mum gezwungen hatte, mir dieses Buch jeden Abend wieder und wieder vorzulesen. "Die Protagonistin war die einzige Hexe auf der Welt und niemand hatte Verständnis für sie, weshalb sie jeden Tag trauriger und trauriger wurde, doch irgendwann traf sie ein Einhorn und eine Fee und eine Meerjungfrau. Alle hatten sich einst einsam gefühlt, hatten sich dann aber zusammen geschlossen und waren eine große Familie geworden."
Ich seufzte. "Damals wusste ich noch nicht, dass ich eine Hexe war. Ich wusste nur, dass ich nicht ganz normal war. Dieses Buch hat mir Mut gemacht. Ich wusste nicht, woher es meine Eltern gehabt haben, aber als ich erfahren habe, was ich war und wohin ich bald gehen musste, verschwand es wieder. Damals hatte ich gedacht, dass es nun dem nächsten Kind helfen musste, das so war wie ich, aber heute glaube ich, dass Petunia es mir weg genommen hat." Ich beendete meine Erzählung, indem ich mich zurück lehnte und einen großen Schluck Tee zu mir nahm. Schade dass ich dieses Buch nicht mehr hatte. Ich bin mir sicher, dass es mir auch heute noch gefallen würde, alleine der Erinnerungen wegen.

Will zog seine Augenbrauen zusammen und guckte mich zweifelnd an. "Also das Buch, dass dir bis jetzt am meisten unter die Haut gegangen ist, war ein Kinderbuch? Und du kannst dich noch nicht mal an den Titel erinnern?" Er lachte kurz auf. "Nimm es mir nicht übel Lily, aber das klingt echt lächerlich." Lachend lehnte er sich zu mir herüber. "Obwohl es nach einem literarischen Meisterwerk klingt." Fügte er noch scherzhaft hinzu.

Mein braunäugiger Idiot ||Jily FF|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt