----- TEIL EINS -----

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Ende des Blattfalls, irgendwo in den Bergen


Dunkle Wolken türmten sich am Himmel, prophezeiten Regen, ja vielleicht sogar Sturm. Obwohl die Sonne schon lange aufgegangen war, schien die Finsternis dem Tageslicht nicht weichen zu wollen.

Kaum ein Tier hatte sich bereits aus seinem Unterschlupf hinaus in die karge Felslandschaft der Berge gewagt. Einzig ein breitschultriger, dunkelbrauner Kater mit gelbbrauner Tigerung trotzte Wind und Dunkelheit. Das auffallend lange Fell um seinen Hals erinnerte entfernt an das eines Löwen und auch seine Entschlossenheit ähnelte der, die den großen Raubtieren in Mythen und Legenden nachgesagt wurde. Sich gegen die Böen stemmend, setzte er auf einem schmalen Pfad eine Pfote vor die andere. Rechts von ihm ragten Felsen steil in den Himmel, links fiel die Felswand viele Baumlängen in ein Tal hinab. Einen Sturz würde wohl kaum ein Tier überleben, das keine Flügel besaß.

Schließlich gelangte er auf ein kleines Plateau. Dort verbarg sich eine überraschend geräumige Höhle hinter einem katzengroßen Riss im Gestein.

Der Kater trat hinein. »Der Weg sieht gut aus, wir sollten es noch heute schaffen.«

Neben ihm setzte sich eine schwarze Kätzin mit weißer Brust auf, die zuvor auf dem nackten Fels gelegen hatte. »Gut. Langsam sollten wir einen Ort finden, an dem es sich vernünftig jagen lässt.«

Ein Rascheln. Zwei Erhebungen auf dem Gestein im hinteren Teil der Höhle entpuppten sich ebenfalls als Katzen, als sie sich aufrappelten und zu den anderen ins schwache Tageslicht kamen. Einer von ihnen, ein Kater mit cremefarbenem, verfilztem Pelz tat sich deutlich schwer, selbst mit diesen paar Schritten. Seine Pfoten schleppten kraftlos über den Boden, sein Atem rasselte.

»Ihr solltet ohne mich weiterziehen.« Sein Miauen war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich glaube kaum, dass ich die Strecke zu den Clans bis Sonnenuntergang schaffe. Ich halte euch nur auf. Ihr solltet an diesem Abend in einem Wald voller Beute jagen können, nicht hier in den kahlen Bergen, wo jeder Schritt euren Tod bedeuten könnte.«

Der Tigerkater schüttelte den Kopf. »Das kommt gar nicht in Frage! Wir lassen keine Freunde zurück. Niemals.« Mit einem Satz war er an der Seite des Cremefarbenen. »Ich werde dich stützen. Bei den Göttern aller Katzen, die wir je getroffen haben, wenn es sein muss, trage ich dich sogar.«

»Aber die Klippen sind steil und...«

»Keine Widerrede! Lieber überquere ich die Berge zehnmal, lieber jage ich einen ganzen Mond direkt neben diesen schwindelerregenden Abgründen, als einen von uns zurückzulassen.«

Der Cremefarbene wich zurück. »Und die Krankheit? Ging es uns nicht darum, ihr zu entgehen, indem wir auf die andere Seite der Berge fliehen? Ich könnte euch...«

»Eben«, schnitt der Tigerkater ihm das Wort ab, stellte sich erneut neben den Cremefarbenen und schob ihn förmlich ins Freie hinaus. »Du bist krank und du brauchst unsere Hilfe. Entweder, du kommst mit uns in beutereichere Territorien, oder wir werden bei dir in dieser Höhle bleiben.«  



***


Dieses Kapitel ist im April 2023 entstanden, also etwa 2,5 Jahre nach dem ersten Kapitel. Zu diesem Zeitpunkt habe ich eigentlich schon sieben Kapitel veröffentlicht, wobei das siebte Kapitel auch schon wieder mehr als 10 Monate alt ist. Der Grund, warum ich schon wieder so lange gebraucht habe? Das war wohl eine Kombination aus: dass ich eine Weile damit beschäftigt war, einen genaueren Plan für diese Geschichte zu erstellen (sodass ich jetzt für jede Figur eingeplant haben sollte, wann sie auftritt), dass ich diesmal ein paar mehr Kapitel vorgeschrieben habe (welche auch bald folgen sollten) und ja, manchmal wohl auch zu wenig Zeit oder Motivation.

Genaueres (der Grund, warum dieses Kapitel vor dem ersten Kapitel überhaupt existiert und was es mit der seltsamen Überschrift „Teil eins" auf sich hat) steht in dem kleinen Infotext unter der Überschrift „Upload-Plan", den ich ganz am Anfang dieser Geschichte im Vorwort ergänzt habe (Kapitel: „Vorwort").

Ach ja, und eine kurze Frage: Da ich wie gesagt gerade dabei bin, gleich mehrere Kapitel vorzuschreiben (12 geschrieben, 1 muss noch geschrieben werden, bevor ich sie alle veröffentliche)... Würdet ihr 2 Kapitel pro Woche bevorzugen, oder eins pro Woche, aber logischerweise über einen doppelt so langen Zeitraum?

Zersplittert - MMFFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt