Ein verheerender Angriff (Jurassic World Serie)

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Zwei Monate sind vergangen, seit die Kontrollsysteme versagt haben und alle Besucher von Isla Nublar evakuiert worden sind. Tja, dachte sich Ava, alle nicht ganz. Schließlich hatte man eine ganze Kindergruppe vergessen. Ava hatte gehofft, dass Dave und Roxy sie irgendwann wieder holen würden, sie hatte die Hoffnung schon lange aufgegeben. Wahrscheinlich dachten die beiden, dass die Kinder schön längst aufgefressen oder anderweitig umgekommen waren. Überraschenderweise, zumindest fand Ava, dass es überraschend war, war niemand von ihnen tot. Darius, Sammy, Jazz, Brooklyn, Kenji, Ben und sie selbst waren alle kerngesund und vollkommen unverletzt. Nun, zumindest nicht tödlich verletzt. Sie hatten die ein oder andere aufgeplatzte Ader, blaue Flecken und ziemlichen Muskelkater in Armen und Beinen. Sie hatten aber selten die Möglichkeit, sich auszuruhen, denn ihre meiste Zeit auf der Insel bastand darin, vor Dinosauriern zu fliehen - und das manchmal über Stunden, sehr lang also und auch sehr schnell.

Jetzt gerade war es ausnahmsweise sehr ruhig. Die Kinder gönnten sich eine wohlverdiente Pause. Sie kampierten auf einer Art Lichtung, mit Bäumen und Büschen, hohem, trockenem Gras und keinem Dinosaurier. Sammy, Kenji und Ava saßen im warmen Gras und lehnten sich an Bäume. Darius beobachtete wahrscheinlich mit Ben irgendwo eine Gruppe Compys, Ava verstand es nicht, Jazz ging laufen - nicht, dass sie das oft genug taten - und Brooklyn ... niemand wusste es.

Die Sonne schien warm auf sie herab, als Jazz aufgeregt zu den dreien kam. ,,Leute", rief sie, ,,in der Nähe ist ein Gebäude mit Verpflegung, Medizin und was weiß ich alles!" Angesteckt von ihrer Aufregung erhoben sich die drei und folgten ihr. Ihre Lichtung war mitten im Dschungel, aber Jazz führte sie raus aus dem Wald, auf ein offenes Grasland, Und mitten in dem offenen Gebiet war ein Haus ...

Ava schaute in alle Richtungen, dann stürmte sie über das ungeschützte Grasland auf das Gebäude zu und rüttelte an der Tür. ,,Verschlossen", sagte sie dann missmutig. ,,Lass mich mal", meinte Sammy munter und drückte mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür. Sie sprang nach innen auf und nahm Sammy gleich mit. Ava war verwundert. Wieso hatte das bei ihr nicht geklappt? Sammy bemerkte den Ausdruck auf ihrem Gesicht. ,,Wenn man so dünn ist wie du, ist es klar, dass du die Tür nicht öffnen kannst. Schau mal, dahinter waren ein paar Kisten. Unmöglich, dass du die wegbewegen kannst." ,,Ich bin nich dünn!" Ava hielt sich selbst für sehr durchschnittlich, aber alle zogen sie immer damit auf, wie schlank sie doch war. Schlanker als Jazz sogar. Es nervte sie, aber sie hatte keine Wahl, als es über sich ergehen zu lassen. Aber mal ehrlich: Wenn sie oft tagelang hungerten und mehr Sport trieben, als manche Menschen in ihrem ganzen Leben, war es doch klar, dass sie abnahm, oder? Aber die anderen aßen allgemein mehr als sie, wenn sie die Möglichkeit dazu hatten. Ava hatte oft gar keinen Hunger und wenn sie das dann sagte, kamen Sätze wie: ,,Du wirst noch verhungern!“ oder: ,,Wann hast du denn das letzte Mal etwas gegessen?“

Aber damit wollte Ava sich jetzt nicht beschäftigen. Hier gab es Verpflegung. Die vier gingen in den dunklen Flur. Sammy hatte Recht, da hatte jemand schwere Kisten an die Tür gestellt. Ein kurzer Blick hinein entpuppte bloß gähnende Leere.
Die Kisten bestanden bloß aus schwerem Metall. Sie gingen weiter. Eine Seitentür gab den Blick auf ein kleines Labor frei. Neugierig betrat Ava es. Die anderen gingen in andere Räume. Ava war allein. Sie durchsuchte den Raum. Da waren Truhen, Reagenzgläser, Phiolen, volle Regale und mehr.
Ava fand in einem der Regale eine kleine Kiste mit der Aufschrift:

Gegen Dilophosauriergift, Procompsognatusgift und Infektionen durch Bisse (sparsam auf die Stellen auftragen!)

Sie hielt die Box im Arm, das würde sicher noch nützlich sein. Sie schaute weiter, bis sie unmittelbar hinter sich einen eulenartigen Ruf vernahm.

Erschrocken drehte sie sich um. Etwa drei Meter vor ihr stand ein vergleichsweise kleiner, raptorenähnlicher Saurier mit zwei Höckern auf der Nase. Er hatte eine wunderschöne, grün gesprenkelte Farbe. Und trotzdem hatte Ava Todesangst.
Denn das war glasklar einer der gefährlichsten Dinos auf Isla Nublar:
Der Dilophosaurus.

Wunderschön anzusehen war er, aber er hatte ein Gift, welches er meterweit verspritzen konnte. Und diese Tiere wurden schnell aufmerksam auf etwas in ihre Nähe, was dort nicht hingehörte.
Ava überwand irgendwie ihre Starre und bewegte sich sehr, sehr langsam an den vollen Arbeitstischen entlang in Richtung Ausgang. Der Dilophosaurus beobachtete sie mit einem starren Blick und sie fühlte sich, als würde er ihr direkt in die Seele blicken.
Ava wollte die anderen warnen, sie wollte schreien. Sie wollte, dass wenigstens sie vor dem Dino fliehen konnten, aber...
Bin ich bereit zu sterben?

Nein. Nein, noch nicht. Vielleicht konnten sie alle den Tag überleben, wenn Ava es vielleicht schaffte, weit genug zur Tür zu kommen und sie dann schnell zu schließen...

Sie bewegte sich immer noch sehr vorsichtig, aber kam gut voran. Die halbe Strecke war geschafft.
Und dann schien der Dilophosaurus ihren Plan zu durchschauen. Er fauchte drohend und seine leuchtend bunten Halsfächer flatterten wild. Ava rannte, erreichte die Tür, und als sie sich umdrehte, um sie hinter sich zu schließen, spukte der Saurier. Dann knallte die Tür zu.

Ava fühlte eine schleimige Masse an ihrer Stirn und ihren Augen. In ihrem Adrenalinschub bemerkte sie zunächst nicht, wie es ihre Sicht verdunkelte und ihr Gesicht anfing, wie Feuer zu brennen. Ein Schrei, vielleicht ihrer, holte sie in die Realität zurück. Sie rief:

,,Sammy, Kenji? JAZZ!“

Schmerz machte sie blind und taub für alles andere. Tausend Messer schienen sich genau in ihre Augen zu bohren und ein Feuer wurde auf ihrer Stirn entzündet. Sie schrie vor Schmerz und aus Frustration. Wenn sie es wegwischte, würden die Schmerzen in ihrer Hand weitergehen.
Das Gift lief träge und dickflüssig an den Seiten ihres Gesichts herab und quälte ihre Wangen. Dumpf vernahm sie, wie ihre Beine aufgaben und wie sie fiel, dann kam es ihr vor, es erklängen Schritte, aber sie wusste es nicht. Sie drückte die zuckenden Hände an die Brust, sie durfte sich die Hände nicht zerstören. Ich sterbe, es ist dann doch egal! Doch in dem Moment dachte sie an die Phiolen. Die mussten hier irgendwo sein! Wimmernd und Schreie unterdrückend versuchte sie mit zusammengekniffenen Augen die Kiste mit den Phiolen zu finden, aber sie hatte keine Chance. Und dann...

,,Ava, was ist passiert?“ fragte Jazz panisch. Sie setzte sich neben Ava, welche ihre Versuche aufgab und sich fest an Jazz krallte. ,,Die Gegengifte“ zischte sie unter Schmerzen. ,,Ja, die liegen hier. Welche brauchst du?“ Danke, dass du genau weißt, was los ist. ,,Dilo... Gift. Gesicht...“

Eine Ruhe ergriff von ihr Besitz, eine Ruhe, die sie fürchtete. Auf einmal wurde es sehr still um sie herum. Sie entspannte sich. Nicht nur von den letzten zehn Minuten, sondern von den letzten zwei Monaten. Sie fühle wie durch ein Kissen, wie Jazz sie auf den Rücken auf den angenehm kühlen Boden legte und ihren Kopf in ihren Schoß legte. Sie atmete tief ein und aus, während ihr Gesicht aufhörte zu brennen. ,,Es tut mir leid,“ flüsterte Jazz mit belegter Stimme, ,,ich hätte uns nicht hierherführen sollen.“ Müde, mit schweren Gliedern, war es gar nicht so einfach, den Kopf zu schütteln. Ava nahm trotzdem die Kraft dazu. Sie hoffte, es war nur Bewusstlosigkeit, die sie übermannte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 01 ⏰

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