Kapitel 46: Wallfahrtsort

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Das Hauptquartier im Grimmauldplatz bestand aus großen, leeren, weitläufigen Zimmern. Diese wurden jedoch nur noch von zwei Leuten und einer Boteneule bewohnt.

Harry fand es deprimierend.

Man konnte mit Agent Barnaby Richards nicht viele Gespräche führen. Korrektur: man konnte versuchen, Gespräche zu führen - bevor man aufgab und weg ging. Harry wusste, dass der Mann durchaus fähig war, mit Leuten zu reden, ohne sie anzuschreien. Aber Harry schien irgendetwas an sich zu haben, dass ihn zum Explodieren brachte.

Der Hauptgrund von Richards Verärgerung war wahrscheinlich Harrys sturköpfiges Beharren darauf, dass jemand in London bleiben sollte, um weiter nach den fehlenden Mitgliedern ihres Teams zu suchen, und die Kamine im Haus am Brennen halten. Jeder andere war bereits nach Taransay Island gebracht worden und hatte sich dort den Flüchtlingen angeschlossen, um die sich Ginny und die anderen Weasleys kümmerten. Richards stimmte, Harrys Entscheidung zu bleiben, nicht zu. Aber für Harry war das nichts Neues. Er war damit vertraut, sich Leuten entgegenzustellen, die dachten ein besseres Urteilsvermögen als er zu haben. Verdammt, er war an Hermione gewöhnt.

Nach dem Abendessen, bestehend aus Dosenmais und Thunfisch, ging Harry in die Küche, um sich eine Tasse Tee aufzubrühen. Auch wenn er wusste, dass es sinnlos war, hatte er die Pantryküche noch einmal von oben nach unten durchsucht, in der Hoffnung eine letzte Flasche von Dr. Kate McAllisters Whiskey zu finden. Aber natürlich hatte sie ihren gesamten Vorrat mit sich nach Taransay genommen. Es gab keinen Alkohol mehr im Grimmauldplatz, nicht einmal eine Flasche schlechten Weins. Es war eine Schande, denn Harry hatte gehofft, etwas zu finden, dass ein bisschen stärkender wäre, als Scrimgeours Lieblingsdarjeeling.

Das Klicken seines Teelöffels in der Tasse war nervenaufreibend laut in der leeren Küche. Das Haus brauchte wirklich mehr Umgebungsgeräusche. Es gab keine Wissenschaftler mehr, die um den Esstisch saßen und geistesabwesend ihren Toast strichen, während sie sich über ihre neuesten Entdeckungen austauschten. Es gab keine Hermione mehr, die immer über alles nachdachte, beschäftigt war und ihn mit diesem wissenden Blick ansah, der auch ohne Worte sagte: "Oh Harry." Es gab keinen besorgten, müden Scrimgeour, keinen weichherzigen Neville und keine Ginny, mit ihrer sanften Beharrlichkeit und übermenschlichen Geduld.

Projekt Weihnachten war zerfetzt worden und der traurigste Teil davon war, dass Harry nicht wusste warum. Niemand konnte bestätigten, was mit ihren vermissten Freunden passiert war. Es gab nur Vermutungen und ihren letzten bekannten Standort.

Mürrisch machte Harry sich seinen Tee. Er passierte die Teeblätter, nutzte die letzte Kondensmilch (ha! Nimm das Richards) und trank ihn. Er war gerade damit fertig, ihre Hauseule zu füttern, als die Front des Hauses in sich zusammenbrach.

***

"Zeit und Distanz, meine Liebe", hatte Molly Weasley ihr einst gesagt. "Einige Probleme sind wie fiese, kleine spitze Steine. Zu scharfkantig, um einfach mit den Fingern danach greifen zu können. Am besten man lässt sie für den Moment ruhen. Sie holpern neben dir her und scheinen aus nichts anderem als scharfen Kanten zu bestehen. Aber nach einiger Zeit beginnen sie sich an der Straße abzuwetzen. Und das ist dann die Zeit, um anzuhalten und sich ihrer anzunehmen."

Molly hatte sich, während einer ihrer Sommerurlaube, auf Ron bezogen als Hermione verzweifelt genug gewesen war, ihre Beziehungsprobleme der Weasley Matriarchin anzuvertrauen.

Wenn Ron ein scharfkantiger Stein gewesen war, dann ist Draco Malfoy definitiv ein ganzer verdammter Steinbruch. Zu viel, um sich allem anzunehmen. Unmöglich sich ihm anzunehmen. Etwas das man erkunden musste, um anschließend Warnhinweise aufzustellen, so dass andere wussten, wo sie besser nicht hintreten sollten.

Liebe in der Zeit einer Zombie ApokalypseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt