Kapitel 59 - Die Reise

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Von allen möglichen Orten hatten sie den Spiegel von Chavín ausgerechnet in Amarovs alten Quartieren aufgebaut. Harry öffnete die Tür und ging ihnen voraus, aber Draco blieb hinter der Schwelle neben Hermione stehen. Sie stoppte kurz vor ihm. Man musste kein Genie sein, um zu verstehen, weshalb.

„Alles ist gut", versuchte er sie zu beruhigen, während er mit seinen Händen ihre Arme hielt. „Amarov ist nicht hier. Belikov hat ihn aktuell im Krankenzimmer der Frauen untergebracht."

„Ich weiß." Ihr Nicken war nur ein kleines bisschen zu abgehakt. „Und außerdem war es nicht hier wo... wo das Schlimmste passiert ist. Aber wahrscheinlich habe ich die meiste Zeit in diesem Raum verbracht, als ich... den Gast gespielt habe."

„Wenn es irgendwie hilft - Belikov hat mir versichert, dass diese Räume die nächsten Wochen in eine Kinderkrippe umgewandelt werden sollen."

Babys. Krabbelkinder. Windeln. Lachen. Farben. Kinder würden die schlechten Erinnerungen aus dem Raum fortfegen. Ja, das half definitiv. Auch wenn es wirklich kein Wunsch von ihr gewesen war, gerade jetzt über Kinder nachzudenken...

„Hermione?", fragte Harry von drinnen. Sein finsterer Gesichtsausdruck deutete darauf hin, dass er ihr Zögern missverstand. „Du musst das nicht tun, weißt du?"

„Ich weiß. Ich muss es nicht - aber ich will es", versuchte sie, ihm zu versichern. Ohne Erfolg. Es schien beinahe so, als würde Harry den gleichen Gesichtsausdruck wiederverwerten, den Draco am Vortag getragen hatte.

Alle Möbel waren aus Amarovs Quartieren entfernt worden, außer dem Esstisch, an den er die Flottenkapitäne befohlen hatte, damit diese mit ihm jeden Abend aßen. Es gab definitiv genug Platz in dem Raum, dass eine ganze Menge Leute sich von ihr verabschieden hätten können. Auch wenn Platz keine Vorbedingung für einen Portschlüssel darstellte. Das war ja genau der Grund, weshalb es sie gab. Zudem waren nur Richards, Harry, Draco und Rufus Scrimgeour anwesend.

„Sir", sagte sie und verwarf anschließend die Formalitäten, als sie den Zaubereiminister umarmte. Sie waren sich kaum über den Weg gelaufen, seit die anderen Flüchtlinge von Taransay sich der Flotte angeschlossen hatten. Er unterstützte aktuell den Flottenrat, indem er die magischen Bewohner repräsentierte. Ihr einstiger Chef sah älter aus und fühlte sich klein und zerbrechlich in ihren Armen an.

„Miss Granger", sagte er in seiner bekannten, herben Stimme. Er vermittelte immer den Eindruck, dass man für seine Unartigkeit gleich eine Strafe zu erwarten hätte. Und wenn sie ehrlich war, hatten sie und Harry das in den meisten Fällen tatsächlich verdient. „Geht es dir gut?"

Es war Harry, der für sie antwortete. „Natürlich nicht. Schau sie dir an!"

Hermione warf Harry einen vielsagenden Blick zu, bevor sie den Cowboy grüßte. „Guten Morgen, Richards."

„Was? Kriege ich keine Umarmung?"

Sie umarmte ihn, inklusive Gehstock und allem. Als sie sich von ihm löste, warf sie ihm noch einen eindringlichen Blick zu. „Mir geht es gut und ich schaffe das schon."

Zu ihrer Erleichterung grinste der Cowboy sie an. „Natürlich wirst du das, wenn nicht einmal die große blonde Brut da dich stoppen konnte."

„Danke", antwortete sie ihm, zufrieden, dass zumindest eine Person an sie glaubte. Ihr Blick glitt über Draco und plötzlich wünschte sie sich, dass sie nicht in seine Richtung geblickt hätte. Er wirkte nicht feindselig, aber seine Augen schienen sie aufzuspießen. Hermione wollte nach seiner Hand greifen, aber sie war zu besorgt, dass er sie nicht mehr loslassen würde, wenn es Zeit für sie war.

„Okay, also, lasst uns an die Arbeit gehen", verkündete Richards und unterstrich seine Worte, indem er mit der Krücke wedelte.

Er ließ eine Umhängetasche auf den Tisch fallen und machte sich dann daran, Hermione die verkleinerten Inhalte zu zeigen, damit sie wusste, was sie mit sich nehmen würde. Da war Extrakleidung, Wasser, ein Messer und Erste-Hilfe-Kästen (sowohl die muggel als auch magische Variante davon). Hermione dachte, dass alles wie eine Campingausrüstung aussah, aber wollte nicht Richards Beweggründe für den Inhalt in Frage stellen. Sie wollte nicht dabei erwischt werden, für etwas schlecht vorbereitet zu sein. Richards zeigte ihr eine schmale Mappe, die alle sachdienlichen Aufzeichnungen in gedruckter Form enthielt, die sie sich erarbeitet hatten. Es gab drei USB-Speichersticks. Einer davon war an einer schmalen Silberkette befestigt.

Liebe in der Zeit einer Zombie ApokalypseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt