Kapitel 2 - Die Show

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Es war 19:56 Uhr, als ich abgehetzt in den Saal kam und mich auf meinen Platz setzte - Reihe 2, Platz 24. Mit einem entschuldigenden Blick schob ich mich an den anderen Zuschauern vorbei und setzte mich auf meinen Platz, einer der wenigen, die überhaupt noch frei waren. In. 4 Minuten begann die Show.
Als ich meine Jacke ausgezogen und meine Tasche abgelegt hatte, sah ich zum ersten Mal Richtung Bühne. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut zu quietschen - ich saß exakt vor der Bühne. Also nicht direkt, denn es gab ja noch die erste Reihe vor mir, aber ich hatte komplett freie Sicht. Das mussten maximal 5 Meter Luftlinie sein! Ich grinste vor mich hin - hier war er nun, mein Geburtstag in der Show von Felix Lobrecht, der Tag, auf den ich mich seit 8 Monaten freute.
Um mich herum war die Stimmung ausgelassen und fröhlich - ein paar Leute tuschelten, lachten oder schossen Fotos von der Bühne für ihre Instastory.
Die Musik, welche schon die ganze Zeit aus den Lautsprechern ertönte, wurde plötzlich für einen Song um einige Oktaven höher. Ich verzog das Gesicht.
War das ein technischer Fehler? Nein. Definitiv nicht.
„LEUTE HERZLICH WILLKOMMEN ZU ALL YOU CAN EAT, HABT IHR BOCK AUF DIE SHOOOOOOOOW?", ertönte Felix' Stimme durch die Halle. Ich bekam eine Gänsehaut und jubelte laut mit dem Rest des Publikums mit.
"Yeeeessssss!! Dann begrüßt jetzt mit einem tosenden Applaus meine Openerin: FILIIIIIZ TASDAAAANNNN!"

Filiz war der Wahnsinn. Sie war 41 Jahre alt, wie wir bald erfuhren und sie machte viele Witze über ihr Alter, Mom-Jeans, ihren fleischessenden Freund, während sie selbst vegan lebte und vieles mehr. Das Publikum liebte sie und ich auch. Wir lachten und klatschten beinahe durchgehend während ihres 30-Minütigen Sets. Ich merkte gar nicht, wie die Zeit verging, als Filiz plötzlich sagte: "Leute das war's von mir, vielen Dank und noch viel Spaß bei der Show!"
Unter tosendem Applaus verließ sie die Bühne und ich setzte mich automatisch aufrechter hin. Jetzt ging es wirklich richtig los.
Ein weiterer Song ertönte aus den Boxen, während jemand auf die Bühne kam und einen Hocker, ein goldenes Mikrofon und eine Flasche Wasser auf die Bühne brachte. Bei genauerem Hinsehen stellte ich fest, dass es Julian, Felix' jüngerer Bruder und Tourmanager war.
Er stellte den Hocker auf, stellte die Wasserflasche darauf und legte das Mikrofon zurecht. Dann verließ er die Bühne genauso ruhig und unauffällig, wie er sie betreten hatte.
Dann ertönte Julians Stimme aus dem Off.  "Und jetzt macht Lärm und rastet aus - für euch, hier in seiner Heimat Berlin Kreuzberg - Felix! Lobrecht!"

Die Menge rastete aus. Alle jubelten, klatschten und pfiffen, während Felix mit lockeren und schwungvollen Schritten die Bühne betrat. Er grinste übers ganze Gesicht, als er sich auf seinen Spot vorne mittig auf der Bühne stellte. "Jaaaaaa! Ich bin es wirklich!", witzelte er. "Der ist ja live noch hotter! Fuuuck!"Er grinste. Er sprach aus, was wir alle dachten, während er seinen Blick durchs Publikum schweifen ließ. Plötzlich ruhte sein Blick auch auf mir, was mir direkt die Röte ins Gesicht schießen lies. Ich schluckte und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und klatschte und jubelte mit den anderen mit, während ich Felix keine Sekunde aus den Augen lies.

Die nächsten 2 Stunden waren wohl die glücklichsten und zugleich lustigsten meines Lebens. Ich lachte, klatschte und strahlte, während ich die Show in vollen Zügen genoss.
Wenn Felix eines drauf hatte, dann war es Humor. Er schaffte es, aus jeder kleinsten Reaktion des Publikums noch einen Joke zu drehen, der jedesmal perfekt ins Programm passte. Er kam nicht nur gut an, er wurde regelrecht gefeiert wie ein Rockstar.
Bisher kannte ich Felix nur aus dem Podcast. "Gemischtes Hack" (den ich zugegebenermaßen in jeder freien Minute hörte) und aus seinen beiden vorherigen Programmen, die ich von Netflix kannte und beide schon mehrmals anschaut hatte. Das hier war das erste Mal, dass ich selbst live bei einer Show von ihm dabei war und ich konnte gar nicht fassen, wie viel Spaß das Ganze machte und wie viele Glückshormone meinen Körper durchflossen.
"Leute, das war All You Can Eat, Danke, dass ihr alle hier wart." Felix ließ das Mikrofon sinken und strahlte übers ganze Gesicht, während er von den 1000 Zuschauern beklatscht und bejubelt wurde.
Nach und nach fingen vor und neben mir Leute an, aufzustehen und das Klatschen synchronisierte sich zu ein und desselben Rhythmus.
Sofort erhob auch ich mich von meinem Sitz und schaute Felix strahlend in die Augen, während ich laut und begeistert klatschte, so wie der Rest des Saales auch.
Felix strahlte ebenfalls und ließ seinen Blick durch das Publikum schweifen, so wie er es die ganze Show über während seines Sets auch getan hatte, aber jetzt hatte sein Blick nichts witzig-provokantes mehr. In seinen Augen lag tiefste Dankbarkeit und Demut. Er fasste sich mit der rechten Hand ans Herz, murmelte lautlos etwas und verbeugte sich mehrmals, bis die Musik verklang und das Saallicht anging.
Nach und nach erhoben wir uns von unseren Sitzen und strömten aus der Halle.

Casual fangirl (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt