Casual fangirl (Felix Lobrecht)

Kapitel 18 - Ablenkung

Wie in Trance starrte ich auf das Foto. Reflexartig tippte ich auf den blauen Hörer.

„Joana?" Ich konnte kaum atmen. „Jojo, ich..." Ich schnappte nach Luft. Das war nicht wahr. Das konnte nicht wahr sein!
„Lia, ich..." Ich holte tief Luft, um nicht zu hyperventilieren. Meine beste Freundin am anderen Ende war genauso angespannt wie ich. „Süße, das..."
Ich brach in Tränen aus. „Liana, ich kenne sie! Das ist die Blondine aus Stuttgart!"
Das Foto zeigte niemand geringeren als Michelle, die ich am Samstagabend in Köln kennengelernt hatte. Michelle, die mich an der Domplatte so freundlich angelächelt hatte. Und Michelle, die jetzt an einer Hotelbar neben Felix stand. Eng umschlungen, die Gesichter einander zugewandt und lachend, als würden sie sich schon ewig kennen.

Wusstest du, dass Felix Lobrecht heute Abend da auftritt?

Mir wurde schlecht. „Joana, bleib wo du bist und tu jetzt bitte nichts unüberlegtes, hörst du?"
Kurz war es still am anderen Ende. Ich hörte das Tippen ihrer Tastatur, dann ein paar Mausklicks. „Ich bin in 5 Stunden bei dir."

Freitag, 5. Mai 2023. 18 Uhr.

Seit gestern Abend hatte ich mich kaum aus dem Bett bewegt. Lia war tatsächlich gekommen. Sie hatte sich in den nächsten Zug gesetzt und war auf direktem Weg von München nach Berlin gefahren.
Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. Womit hatte ich sie nur verdient?
„Jojo, ich weiß, dass das gerade nicht leicht für dich ist." Freudlos lachte ich auf. Es war absolut beschissen.
„Aber du kannst dich nicht ewig hier verkriechen. Das hilft weder dir, noch ihm weiter."
Wieder lachte ich auf. „Was er macht, ist mir egal."
Liana überhörte den Kommentar. „Du musst nach draußen. Frische Luft schnappen, was anderes sehen. Lass uns heute Abend ins Gym gehen, bitte."

Ich setzte mich auf und schaute meine beste Freundin an, zum ersten Mal, seit sie mich angesprochen hatte.
„Ins Gym? Was soll ich da? Jetzt ist doch eh alles egal."
„Erstens stimmt das überhaupt nicht, und zweitens brauchst du dringend Abwechslung." Sie holte ihr Handy raus und schien nach etwas zu suchen. „Wir gehen ins John Reed. Da kannst du solange trainieren, bis all deine Emotionen und der Schmerz draußen sind."