Fear

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Ein.
Aus.
Ein und Aus.

Ich sitze immer noch im Auto und schaue auf den Block. Der heutige Drehplatzt.
Ich habe mir eine Woche lang freigenommen, doch gestern haben sich mein Stiefvater und Nuri zusammengetan und entschieden, dass ich heute arbeiten gehen muss. Aber ich kann nicht. Ich kann da nicht rein, ohne vor Scham im Boden zu versinken und was ist, wenn ich wieder Lee Minho sehe. Sein Hass erfülltes Gesicht. Ich zittere und kann schon wieder losheulen.

"Du schaffst das!" Meint Nuri von hinten im Auto. "Bitte, tut mir das nicht an!" Flüster ich den beiden zu und schaue meinen Vater flehend an. Liebevoll schaut er mich an und drückt meine Hand, doch schüttelt er den Kopf. "Du musst wieder arbeiten!" Meint er.

"Nuri, kannst du dir kurz deine Ohren zu halten? Ich will mit meiner Tochter alleine reden!" Meint Haneul und sofort steckt sich Nuri Kopfhörer in die Ohren und nimmt sich ihr Handy.

Sein Blick legt sich wieder auf mich und er streichelt sanft über meine Hand, die in seiner liegt. "Okay, ich werde dir jetzt genau erklären, was Liebesschmerz ist.-" Ich will ihn unterbrechen und sagen, dass ich gar nicht verliebt bin, aber er schüttelt leicht den Kopf, also lass ich es.

"Es ist einer der schlimmsten Schmerzen, die man spüren kann. Du verlierst etwas, was dir sehr wichtig ist und eigentlich nie hattest. Es ist schrecklich und du willst nie wieder etwas tun und auf keinen Fall die Person wieder sehen." Er machte eine Pause und schaut mir tief in die Augen.

"Du weißt, wann ich diesen Schmerz gespürt habe." Flüstert er und ich nicke leicht. "Mama"
"Ja, ich dachte sie wäre die Frau meines Lebens, aber sie dachte anders. Das Schlimmste daran war nicht wirklich, dass sie ging, sondern dass sie mich nicht mehr liebte. Aber noch schlimmer war es, als sie mir dich weggenommen hat. Du warst so ein süßes kleines Kind und ich liebte und liebe dich immer noch wie mein eigenes."
Ich muss lächeln, als ich sein verträumtes, aber auch schmerzvolles Lächeln sehe.

"Der Schmerz ist schlimm und man braucht immer jemand denn einen da unterstützt und wieder rausholst. Sonst fällst du in ein Loch und kommst nie wieder raus. Deswegen ist es gut, dass mich Nuri angerufen hat, denn du musst wieder raus. Und du bist noch jung, du musst doch dein Leben leben!"
Er nimmt mich in seine Arme und ich lasse mich reinfallen. "Ich hab dich lieb, Papa" flüster ich und spüre ihn lächeln. "Ich dich auch, meine Kleine. Und jetzt geh!"

Er lässt mich los und ich steige aus. "Noch eine Frage!" Meine ich und halte die Tür offen. Er nickt. "Hört es jemals auf weh zu tun." Lange antwortet er nicht. "Nein. Nie." Er lächelt mich nochmal an und ich schließe die Tür vorsichtig. Dabei schaue ich weiterhin zu Haneul und direkt in seine Augen. Erst jetzt wird mir klar, nach diesem Gespräch, wie sehr Haneul noch meine Mutter liebte und wie sehr er mich liebt. Wie sehr es ihn noch verletzt, dass sie nie mit ihm so glücklich war, wie er mit ihr.

Ich drehe mich zur Tür des Blockes und schüttel den Kopf. Ich kann da nicht rein. Egal wie viel mein Vater sagt, es geht nicht. Wenn ich mir vorstelle, jetzt die anderen zu sehen oder gar Minho. Nein, das würde ich nicht schaffen. Ohne zu Überlegen lehne ich mich an den Block und hole mein Handy raus. Mein Finger zuckt über die Nummer meines Bruders, doch dann entscheide ich mich anders und schallte mein Handy aus.

Genervt stöhne ich auf und schlage mit meiner Faust voller Frust gegen die Wand, was ich aber sogleich bereue. "Scheiße!" Zische ich und reibe über meine Hand. "Das sollst du vielleicht nicht machen!" Meint Jemand lachend neben mir und ich sehe Changbin. "Komm rein!" Meint er und dreht sich zur Tür. "Mir geht es nicht so gut, ich habe Kopfschmerzen und Bauch-" Versuche ich ihn anzulügen, doch stoppt mich Changbin durch einen Blick.

"Komm rein, es ist echt viel zu tun und du wirst dich nicht für immer verstecken können. Außerdem musst du dich nicht verstecken. Du willst gar nicht wissen, wie scheiße es Minho den letzten Tagen ging und er musste trotzdem arbeiten. Also komm rein!"
Da ich mich immer noch nicht bewege, nimmt er mich am Arm und zieht mich zur Tür. Wir werden mit Lärm empfangen. Es ist eigentlich ein einziger Raum mit verschiedenen Vacations. Am Rand sind viele Menschen und ich kann Frau Seo in der Mitte schreien hören.

"Bitte, mir geht es wirklich nicht gut!" Was irgendwie stimmt, da mir immer klarer wird, dass alle Acht hier sind. Nicht nur Changbin, auch Chan, Jisung und... und Minho. Ich stemme mich gegen ihn, doch ich habe keine Chance, so dass er mich weiter zu Frau Seo zieht.

"Schauen Sie mal, wenn ich gefunden habe, Yuna stand unsicher vor der Tür und dann habe ich sie mal hereingebracht!" Meint Changbin und lässt mich los. "Da ist Jisung" Sie zeigt in eine Richtung und schaut auf ihren Block. "Minho wurde von jemand anderen gemacht, wir dachten nämlich du wärst noch krank" Sie schaut mich mit einem kalten Blick an und ich fühle mich auf einem Mal noch unwohler als schon davor.

Frau Seo wendet sich von uns ab und ich drehe mich in die Richtung, in die sie gezeigt hat, doch werde ich nochmal von Changbin festgehalten. "Schäm dich nicht und" er stockt kurz und schaut mir in die Augen "und rede mit ihm" dann lässt er mich los und geht weg. Erst jetzt wird es mir richtig peinlich und ich gehe mit schnellen Schritte weg. Hatte Minho ihnen alles erzählt? Wieso wussten jetzt alle davon? Ich gehe zu Jisung, der entspannt auf einem Stuhl sitzt und mich durch den Spiegel vor ihm anlächelt. Sofort senke ich den Kopf und schaue auf den Boden.

"Yunaaaaah" Er breitet die Arme aus, als will er mich umarmen, doch schüttel ich den Kopf und gehe weg von ihm. Ich hole die Sachen, die ich brauche und fange an. "Wegen letzter Woche-" Fängt Jisung an und ich stoppe sofort. "Bitte... einfach den Mund halten." Flüster ich und schaue ihn an. In seinem Blick liegt Fürsorge und Interesse.

Schweigend schminke ich ihn weiter.  "Fertig!" Murmle ich und gehe schon wieder weg. "Yuna-" Glaube ich zuhören und bleibe kurz stehen. "Wir sind deine Freunde, okay!" Ich nicke und renne weg. Ich will nicht noch mehr Zeit mit ihm verbringen, den schon die zwei letzten Gespräche zeigen, dass jetzt jeder denkt, dass ich ein schwaches Ding wäre. Und ja, in der letzten Woche, war ich nicht sehr stark, aber sonst. Werden die anderen jetzt immer so von mir denken?

Ich will eigentlich nicht, dass jemand sieht, wie verletzlich ich bin. Die Members von Straykids kenne ich seit 2 Monaten und natürlich sind sie immer nett zu mir und ich mag sie, aber trotzdem bin ich keine Person die gerne etwas von sich preisgibt.

"Alle herkommen!" Schreit der Direktor und es wird ruhig. "Okay, wir fangen mit der 1. Szene von Case 143 an!" Er dirigiert alle Leute und wir Staff werden auf eine Seite geschickt, in der wir nicht sichtbar sind, während Straykids zur Kamera geht.

Mein Blick gleitet durch die Menge und bleibt bei Minho stehen. Sein Make-up ist einfach gemacht und seine Haare gestylte. Ich sehe auch wie Changbin zu ihm geht, mit ihm redet und dann genau in meine Richtung zeigt. Minhos Blick folgt dem Finger und schaut genau zu mir.

Seine Augen sind voller Trauer und Wut, doch weicht alles aus seinem Blick, als er blinzelt. Etwas Warmes bricht in meinem Bauch aus, was mich zu ersticken droht, aber ich fühle auch den Scharm, der sich langsam über meinen Arm ausbreitet. Die Traurigkeit, die Verletzungen, die einfach nicht schließen. Schon wieder ist mir zum weinen zu mute. Mit einem Ruck wende ich meinen Blick ab und schaue auf den Boden und das die ganze Zeit, sogar als Miga kommt. "Minho schaut immer wieder hierher!" Flüstert sie und ich spüre, wie mir Wärme in die Wangen schießt, aber antworte ich ihr nicht.

"Wie war eigentlich das Dinner mit Chan?" Fragt sie wie beiläufig. Ich atme laut aus. "Reden wir nicht darüber!" Sie versteht zum Glück und lässt mich in Ruhe auf den Boden schauen, während die Musik von Case 143 läuft.

"143 I love you!" Singt einer der Jungs und die Leute neben mir fangen an zu applaudieren, doch halte ich den Kopf immer noch gesenkt.

Lovers to Enemys Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt