KAPITEL 21 : Bjalla

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Die Welt brach auf mich hinein. Schwere erfüllte meine Glieder, ich fiel zu Boden, spürte die Kälte des rauen Holzes unter meinem Körper. Die Krone fiel aus meinem Haar. Um mich herum konnte ich erschrockenes Aufschreien hören. Mein Blick ging nach oben und durch die wenigen Schlitze in dem Dach dieser Halle konnte ich die ersten Sterne sehen, die im Himmel funkelnd umhertanzten. Sie schauten auf mich herab. Mein Atem verlangsamte sich, meine Sinne ließen nach. Jeder Muskel meines Körpers löste sich, ich konnte mich nicht bewegen. Gefangen in der Starrheit meines Körpers zwischen den Menschen, die ich liebte, lag ich da. Reynir hatte sich augenblicklich zu mir gebückt, wollte mir aufhelfen, doch keine Sehne konnte mir den Halt geben, den ich gebraucht hätte. Sie schauten alle zu mir, Isgerd, Aldis und der Mann, für den ich alles aufgegeben hatte. Er hatte mich erfüllt, mir etwas gegeben, für das es sich lohnte zu kämpfen. Er war mein Zeichen und brachte mich an diesen Ort, weg von allem Bösen. Ich konnte mich ihm anvertrauen und spürte auch jetzt noch seine Nähe, das Gefühl von meinen Händen in seinem Haar, das Gefühl meiner Lippen auf seinen. Er gehörte zu mir, war ein Teil meiner Seele. Odin, mein Göttervater hatte immer auf mich Acht gegeben, selbst als ich seine Existenz noch hinterfragt hatte. Er war stets an meiner Seite und hatte mich einst zu Reynir geführt. Ich war ihm gefolgt, ohne zu wissen, wo er mich hinbringen würde. Doch hier in dieser großen, alten Halle erfüllte mich jedes Glück, ich sollte zu diesem Mann gelangen, es war mein Schicksal seit dem Tag, an dem ich in meinem kleinen Dorf aufgewachsen war. Andere würden nun ihr Leben hinterfragen, doch das tat ich schon zu lange, sodass ich umso mehr die Schönheit dieses Momentes erkannte. Den Willen des Allvaters. Hektische Hände versuchten mich hochzuheben, sie sprachen mich an, flehten die Götter an, mich leben zu lassen, doch ich ließ mich in die Ruhe meines Schicksals gleiten, in die erfüllte Aufgabe der Götter. Ich bündelte meine letzte Kraft und schaute in Reynirs Augen. Das Stahlblau breitete sich ungebremst aus, ich sah nichts weiter, als das Blau, dass mich umhüllte, meinen gesamten Körper umarmte und mich empfang. Ich schmeckte das Salz seiner Tränen auf meine Lippen tropfen, die Liebe und die Sehnsucht seines Geistes. Ich trat in das blaue Meer seiner Iris und wusste aus tiefsten Herzen, dass dieses Blau mein Leben war.

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