CHAPTER 11

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Wir verließen das Anwesen zunächst über einen sich im Untergeschoss befindlichen Weinkeller, welchen ich zuvor noch nie zu Gesicht bekommen hatte.

Normalerweise hätte ich mir zur Beruhigung noch einen edlen Tropfen von den teuer aussehenden Weinen gegönnt, jedoch drängte mich Benjiro beharrlich zum Weitergehen.

Am Ende des Weinkellers befand sich eine massiv wirkende Eisentür und der ehemalige CIA- Agent öffnete mit einem speziellen Schlüssel diese, sodass wir in einen dunklen, muffigen Gang hineingelangten.

Ich rümpfte meine Nase in Anbetracht der großflächigen, weißgrauen Spinnennetze, welche an der Decke des niedrigen Ganges hingen, und es machte mich nur noch nervöser, dass der Halbjapaner an meiner Seite immer noch die Pistole griffbereit in seiner Hand hielt. Würden wir uns wohl nur zu zweit gegen eine Vielzahl an feindlichen Angreifern verteidigen können?
Ich war mir zwar sicher, dass Kenny auch seinen Job als Personenschützer, welchen er bereits beim Secret Service im Weißen Haus ausgeübt hatte, auch mir gegenüber sehr ernst nehmen würde.

Aber wenn wir mal ganz ehrlich waren, dann würden wir wahrscheinlich gnadenlos untergehen, sobald uns die Yakuza hier am Ausgang dieses schmalen Notausgangs abpassen und uns der Chef der japanischen Mafia plötzlich direkt gegenüber stehen würde...

Benjiro hatte wohl bemerkt, dass ich wie wild am gesamten Körper zitterte und er griff nun beruhigend nach meiner Hand, während er mithilfe seines Handys den schmalen Weg erleuchtete. Kenny trabte hastig voraus, während ich mich an seiner Leine festklammerte und er schien offenbar den Weg zu kennen. Aufgrund dieser Tatsache schlussfolgerte ich, dass er gerade nicht zum ersten Mal diesen versteckten Fluchtgang entlanglief.

Ob Martin oder mein Commander diesen Gang wohl schon des Öfteren benutzt haben, um das Grundstück unauffällig zu verlassen oder um potenzielle Eindringlinge frühzeitig zu entlarven?

Auch Benjiro drängte mich neben dem hechelnden Schäferhund unermüdlich um Weitergehen an und obwohl mein Herz wie wild in meiner Brust pochte, trugen mich meine zittrigen Beine irgendwie weiter.

Als mir am Ende des Ganges bereits wieder die ersten Sonnenstrahlen ins Gesicht fielen, atmete ich erleichtert auf. Denn endlich konnten wir diesen stickigen Gang hinter uns lassen.

Wieder an der Erdoberfläche angekommen, reckte ich meinen Hals, um Ausschau nach dem von Martin erwähnten Hubschrauber zu halten, jedoch zog mich Benjiro schon hastig zu einer Art Gebüsch am Rande des Weges und so kauerten wir uns auf dem staubigen Boden zusammen.

Ich atmete schwer und konnte mich erst ein wenig beruhigen, als sich Kenny direkt neben mir auf dem Erdboden niederließ und sich tröstend mit seinem weichen Fell an meine Seite schmiegte.
Benjiro registrierte diese Geste ebenfalls schmunzelnd und streichelte mit einer Hand über das Fell des ehemaligen Mitglieds des amerikanischen Secret Service.

Dann aber wurde sein Gesichtsausdruck schlagartig wieder ernst, nachdem wir mehrere, dunkel gekleidete Männer dabei beobachteten, wie sie zur Einfahrt der Villa hochgingen und sogleich pochte mein Herz wieder wie wild.

Ich krallte meine Nägel in meinen Unterarm und wollte mit zittriger Stimme von Benjiro wissen: „Wo bleiben denn die anderen?"
Der Halbjapaner seufzte augenblicklich und er warf einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr, bevor zu mir meinte: „Es sind jetzt seit unserer Flucht fast fünfzehn Minuten vergangen...sobald der Helikopter landet, müssen wir los, Leander..."

„Aber die anderen... Ryan... und...", stammelte ich aufgeregt, während ich den CIA- Agenten flehentlich anblickte: „Wir können sie doch hier nicht einfach im Stich lassen!"
„Leander, ich habe strikte Anweisungen von Simone und Martin bekommen, dass es meine oberste Priorität ist, dich hier rauszubekommen...", ernst musterte mich Benjiro jetzt und er fügte noch tröstend hinzu: „Die anderen können ja dann zum neuen Stützpunkt nachkommen..."
„Nicht aber, wenn sie die Leute von der Yakuza zuerst umlegen...", murmelte ich mit düsteren Gedanken und ein eiserner Griff verfestigte sich um mein Herz, bei dem Gedanken daran, dass meinem Commander oder den anderen etwas zustoßen könnte.

Undercover Lies [Fortsetzung zu "Undercover Love", Teil 2] #LGBT, #GayRomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt