Seit einer Weile überhole ich mal wieder ein anderes Auto. Welcher Idiot fährt schon um kurz nach Mitternacht die A9 hoch? Dieser Idiot hier!
Aber zurück zu meiner Geschichte. Sind Sie noch dabei?
Ich kann Sie ein wenig beruhigen. Die nächsten Wochen werden ruhig verlaufen. Na ja, ich meine relativ ruhig. Immerhin waren wir Joko und Klaas. Das gab es kein ruhig ruhig. Action können Sie auf jeden Fall erwarten und das Drama will ich Ihnen auch nicht verschweigen.
Sie wollten schließlich alles wissen. Also werden keine Beschwerden mehr angenommen!
Noch knapp eine Stunde, dann würde ich wieder in meinen eigenen vier Wänden sein und diese für die nächsten Tage auch nicht verlassen. Ich habe genug von Menschen. Das konnten Sie mir glauben. Das Handy auf dem Beifahrersitz ignoriere ich weiterhin erfolgreich. Egal, wie oft es vibrierte. Ich kann mit dem Penner gerade nicht reden.
Sie haben Fragen. Verständlich. Die habe ich selbst auch. Aber vielleicht gebe ich Ihnen schon mal eine Info mit der Sie etwas anfangen können.
Joko und ich kamen am 8. Mai wieder zusammen. Das war der Tag an dem wir uns die knallharte Wahrheit um die Ohren gehauen und die erste Nacht seit zwei Jahren wieder gemeinsam in einem Bett verbracht hatten. Ich kann Ihnen sagen: Es war himmlisch. Der beste Schlaf seit langer Zeit.
Danach gingen wir es langsam an. Was man halt langsam in unserem Universum nannte. Aber dazu später mehr. Das Gespräch mit Jan stand noch an. Es war... Interessant. Sagen wir mal so. Ich will nichts vorweg nehmen. Warten Sie ab!
Jedoch wollen Sie vermutlich eher etwas anderes hören. Welches Datum haben wir heute zum Beispiel?
Ja, das dachte ich mir. Sind Sie gespannt? Wie lange haben wir es wohl ausgehalten bis es wieder zum großen Knall kam? Bis ich heute Abend Dinge gesehen hatte, die mich auf ewig verfolgen würden?
Trommelwirbel bitte!
Na, wollen Sie es wissen?
Heute ist Freitag, der 3. Dezember. Wenn man es genau nimmt, schon der 4. Dezember. Knapp sieben Monate später.
Dumm wie ich bin, hatte ich Joko heute überraschen wollen. Meine letzten Termine in Berlin waren erledigt. Die nächste Woche hatte ich eigentlich bei ihm in München verbringen wollen, bis wir dann Freitag für die Weihnachtsfeier wieder nach Berlin gefahren wären. Aber das ist nun vom Tisch. Aus die Maus. Ich bin froh, wenn ich ihn für den Rest des Jahres - besser sogar noch - meines Lebens nicht mehr sehen muss.
Jetzt hab ich ehrlicherweise noch weniger Lust auf Berlin. Vielleicht ist es keine gute Idee, wenn ich mich Zuhause verkrieche. Kurzer Blick rüber zum Handy.
Dann schaue ich wieder nach vorne auf die leere Autobahn. Warum eigentlich nicht? Kann mir doch egal sein, was Joko davon hielt.
Liebe Kinder, bitte nicht nachmachen!
Ich gehe ein wenig vom Gas runter, wechsle auf die rechte Spur und schnappe mir das Handy. Gekonnt ignoriere ich die ganzen eingegangenen Anrufe und Nachrichten. Zu meinen Kontakten. Anrufen. Ich klemme mir das Handy zwischen Schulter und Ohr und warte.
Es tutet. Moment!
„Klaas?", kommt die müde Antwort nach einer Weile.
„Bist du gerade in Berlin?"
„Bin ich... Was... Wie spät ist es überhaupt?"
Ich schiele auf die Uhr am Armaturenbrett.
„Gleich halb eins."
„Oh mann..."
Ich höre rascheln am anderen Ende. Knarzen vom Bett. Ein Gähnen.
„Ist was passiert?"
„Bist du nun in Berlin?"
„Nee, komme gerade da her. Muss erst in zwei Wochen wieder hin. Was ist los? Bist du im Auto?"
Ich presse die Lippen aufeinander. Kann die Worte gerade nicht aussprechen.
„Was hat er getan?"
Auch auf diese Frage kann ich nicht antworten. Ich schlucke hart. Jetzt gerade in diesem Moment wird mir erst richtig bewusst, was heute passiert ist.
„Kann ich ein paar Tage bei dir bleiben? Ich brauche Abstand."
„Na klar. Komm vorbei. Ich schick dir die neue Adresse."
Erleichterung durchflutet meinen Körper.
„Danke, Jan. Ein paar Stunden werde ich aber noch brauchen."
„Kein Ding. Mach keinen Quatsch und fahr vorsichtig!"
Ich lege auf und schmeiße das Handy zur Seite. Dann beschleunige ich den Porsche wieder und fahre zurück auf die Überholspur.
Habe ich Ihnen zu viel versprochen? Das hier ist ein Drama wie es im Buche steht und wir sind noch lange nicht am Ende. Sind Sie bereit noch mehr zu hören?
Ich könnte jetzt ein wenig springen, aber Sie wollen wahrscheinlich gerade die fluffigen Momente hören, nicht wahr? Genug Drama fürs Erste. Gehen wir also zum nächsten Morgen.
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Postemotionale Wirklichkeit
FanficIch warne Sie vor: Diese Geschichte ist nichts für schwache Nerven. Sie beinhaltet Betrug und Lügen. Viel Schmerz und ein paar heftige Streitereien. Joko und ich schenken uns nichts. Unsere Beziehung mag vielleicht zwei Jahre her sein, aber vorbei...