08. Kapitel

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Ich habe das Gefühl, dass Joel sich ein Stück zu mir gebeugt hat und ein Schauer rieselt meine Wirbelsäule hinunter vor Aufregung. Ohne nachzudenken, sage ich:,,Mein Ex hat mich betrogen. Seitdem halte ich.. Abstand. Eigentlich", füge ich noch leise hinzu.

Die Spannung zwischen uns ist greifbar und ich spüre, dass in uns beiden ein Feuer lodert.. Wild und lichterloh.. Aber gleichzeitig wartend. Ich frage mich, wie Joel reagieren würde, wenn ich ihn küssen würde.. Würde er vorsichtig und zärtlich sein oder leidenschaftlich und unkontrolliert..?

,,Was ein Vollidiot", knurrt Joel leise.

Ich kann seinen Atem auf meiner Wange spüren und beuge mich ebenfalls ein bisschen vor.. bilde mir ein, seine rauen Bartstoppeln bereits auf meiner Haut zu spüren..

,,Addie!"

Die Stimme lässt mein heißes Blut zu Eis gefrieren. Joel dreht sich einige Herzschläge vor mir um und rutscht von seinem Hocker. Meine Finger gleiten von seinem Unterarm und fühlen sich plötzlich ganz kalt an.

Zwei Armlängen von uns entfernt steht Jackson. Wenn man vom Teufel spricht, kommt er..

Ich rutsche ebenfalls von meinem Hocker und wende mich um. Seine dunkelblonden Haare sind wie früher auch nach hinten gestylt und er hat die Hände tief in den Hosentaschen vergraben.

,,Was willst du?", zische ich und sehe aus den Augenwinkeln, wie Joel nach meiner offenen Feindseligkeit dem Neuankömmling gegenüber näher zu mir tritt.

Wie ein Gentleman steht er einen guten halben Schritt vor mir und bildet damit eine schützende Wand zwischen Jackson und mir.

,,Ich habe dir geschrieben, weil ich mir nicht sicher war, ob du es wirklich bist.. Aber wow, du bist es!"

,,Hast du den Wink mit dem Zaunpfahl nicht begriffen? Jackson, ich habe dir auf deine letzten.. puhh, fünfzig Nachrichten nicht mehr geantwortet."

Jackson hebt seine Hände und zuckt mit den Schultern. ,,Hätte ja sein können, dass du eine neue Nummer hast, Süße."

,,Nenn mich nicht so", fauche ich und Wut sammelt sich in meiner Brust. ,,Und jetzt lass uns bitte wieder alleine."

Jacksons Pupillen sind enorm geweitet und ich würde wetten, dass er eben erst eine frische Line gezogen hat. ,,Komm schon, Addie. Hast du nicht genug geschmollt?"

,,Lass mich endlich in Ruhe, Jackson! Sonst hetze ich dir eine Klage nach der nächsten auf den Hals."

"Süße, verdammt. Du siehst aus und klingst, als bräuchtest du mal wieder einen ordentlichen Fick."

,,Pass auf, wie du mit ihr redest", knurrt Joel und ballt seine Hände zu Fäusten.

,,Komm runter, Alter. Wir haben es schon oft genug getrieben, ich weiß, wie ich mit ihr reden kann", erwidert Jackson großspurig.

Meine Adern brennen, so wütend macht dieses Arschloch mich.

Glücklicherweise scheint niemand der Barbesucher uns zu beachten, aber trotzdem fühle ich mich mehr als unwohl.. Und bloßgestellt.

,,Ist das dein Ex?", fragt Joel über seine Schulter leise.

,,Ja", antworte ich genauso leise und kann die Wut in meiner Stimme nicht zurückhalten.

,,Willst du hier verschwinden?"

,,Ja, bitte."

Joel greift in seine Hosentasche und wirft, ohne einen Blick auf die Scheine zu werfen, ein paar auf die Theke. Er schnappt sich meine Tasche und gibt sie mir, dann nimmt er meine Hand und verschränkt unsere Finger miteinander.

Wir laufen an Jackson vorbei, als er plötzlich nach meiner Hüfte grapscht. Jacksons Finger wollen sich gerade tiefer in meine Haut bohren, als sein Griff abrupt ablässt.

Joel hat sich blitzschnell umgedreht und Jackson mit der Faust eine verpasst, so stark, dass Jackson rückwärts taumelt und sich geschockt die Nase hält.

Ein paar der Besucher drehen sich jetzt zu uns um.

,,Hör auf die Lady, du Arschloch. Und fass sie nie wieder an, verstanden?", warnt Joel ihn knurrend.

Ohne Jacksons Antwort abzuwarten, dreht Joel sich um und zieht mich überraschend sanft mit sich. Wir sagen kein Wort, bis wir aus der Bar draußen sind und uns alleine im dezent beleuchteten Aufzug befinden.

,,Joel.. Ich.."

,,Adeline, es tut mir leid. Eigentlich bin ich nicht so aggressiv, ehrlich", unterbricht er mich und dreht sich zu mir. ,,Keine Ahnung, was da in mich gefahren ist."

Wie in Trance kommt er näher, seine Augen voller Entschuldigungen.

,,Nein, Joel. Ist schon in Ordnung. So sehr hat mich noch nie jemand verteidigt", gestehe ich leise und blinzle zu ihm hoch. Der Alkohol lockert meine Zunge ganz schön, aber die Worte purzeln mir schneller über die Lippen, als ich sie überhaupt denken kann. ,,Es hat mir gefallen."

Ich sehe plötzlich alles kristallklar: den Hunger in Joels dunkelbraunen Schokoladenaugen, das leichte Zittern seiner Muskeln, den verspannten und markanten Kiefer, weil er sich auf die Zähne beißt..

Langsam lege ich meine Hände an seine Brust und versuche so, seinen schnellen und erhitzten Atem zu beruhigen. Er scheint noch wütender zu sein als ich.

,,Scheiße, Adeline. Weißt du, was du da tust?", wispert er leise.

Ich erwidere seinen Blick intensiv und will so dringend von ihm geküsst werden, dass ich mich jeder seiner Bewegungen anpasse.

Er legt seine Hände an meine Taille und drückt seinen Körper vorsichtig gegen meinen. Seine langen Finger sind fast genauso heiß wie mein Körper. Meine Augen weiten sich, als ich die große Beule in seiner Hose spüre und ich lasse mich widerstandslos von ihm an die Fahrstuhlwand drücken.

Ich rieche den herben Geruch des Gin Tonics und seines eigenen, unwiderstehlichen Geruchs.. Oh Gott, ich bin doch eigentlich eine anständige Frau.. Aber ich würde mich von ihm hier und jetzt in diesem Aufzug vögeln lassen.

Seine weichen Lippen und der raue Bart bilden einen interessanten Kontrast auf meiner Haut, als er ganz zart mit seinen Lippen über meine Wange streift und mir ins Ohr flüstert:,,Du machst mich wahnsinnig, Adeline.."

Um es mir zu beweisen, drückt er seine Hüfte fester gegen mich und ich stöhne leise, als er seinen harten Schwanz durch die vielen Stoffschichten an mir reibt.

,,Fuck, was gibst du nur für Töne von dir", murmelt er an meine Halsbeuge und ich wandere mit meinen Fingern in seinen Nacken, um ihn endlich zu mir zu ziehen und zu küssen..

Als der Fahrstuhl plötzlich mit einem hellen Klingeln im Erdgeschoss ankommt und die Türen genauso schnell auseinander fahren wie Joel und ich. Erschrocken schauen wir in den Flur der Eingangshalle, dann wieder in unsere geröteten Gesichter und treten kichernd wie zwei Jugendliche aus dem Aufzug.

,,Scheiße, warte kurz", brummt er, bevor wir in die Eingangshalle gehen, in der sich ein paar Leute aufhalten. Joel verschwindet hinter einer Ecke und ich höre etwas klimpern.. Seine Gürtelschnalle?

Als er wenig später wieder neben mich tritt, hat seine Hose nicht mehr eine so auffällige Beule wie eben und ich hebe verwundert die Augenbrauen.

Joel grinst schief und legt seinen Arm um meine Schulter. ,,Frag ruhig, ich sehe doch, dass du neugierig bist."

Ich schaue ein bisschen paranoid über die Schulter, dass uns auch bloß niemand belauschen kann, bevor ich leise frage:,,Wie hast du dich so schnell abkühlen können?"

Er lacht, aber es ist nicht dieses trockene, raue Lachen, sondern ein ehrliches und warmes Gelächter. Herzhaft.

,,Ich habe ihn umgeklappt, Kleines. Der wird jetzt nämlich erstmal eine Weile stehen bleiben."

the fire within usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt