Kapitel 1

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Mein erster Weg führte mich direkt in das MotorHome von Aston Martin. Dort würde ich Mike Krack und Fernando Alonso treffen. Mit Fernando hatte ich tatsächlich die letzten Monate auch trainiert und mich gut verstanden. Gut gelaunt und mit meinem Kaffee in der Hand betrat ich das MH. Meine blonden Haare hatte ich unter meine Cap gesteckt, dazu trug ich eins der Poloshirts des Teams und schwarze, enge Jeans. Ich war gespannt, wie der Grid heute reagieren würde. Noch wusste keiner, außer Alonso und der FIA, Bescheid. Und eigentlich sollte das auch bis nach FP1 so bleiben. „Ahhh Lucie!", Mike zog mich sofort in eine väterliche Umarmung. „Hey Mike!", sagte ich glücklich und wurde dann sofort von Alonso in eine Umarmung gezogen. „Hallo Kleines. Schon aufgeregt? Ich meine heute ist deine Premiere.", sagte er neugierig. Ich nickte leicht. Alonso war in den letzten Monaten mehr Vater geworden als mein Vater es je war. Das war nicht schwer, denn meinen Vater kannte ich nicht. Meine Mutter war vor drei Jahren gestorben. Damals war ich 18 Jahre alt. Jetzt war ich 21 und erfüllte meinen größten Traum. Pilotin in der Formel 1. Meine Mutter wäre stolz auf mich, dass wusste ich. Deshalb war ich auch stolz auf mich selber.

„Radio Check!", hörte ich Mike ins Mirko sagen, damit das Team nicht erfuhr, dass ich fahre, übernahm Mike heute meinen Radio. „Loud and clear.", erwiderte ich und wurde von einem Mechaniker auf die Boxengasse raus gelotst. Die ersten vier Runden fuhr ich langsam. Ich wollte die Strecke erstmal kennenlernen. Denn im Gegensatz zu den meisten meiner Kollegen war ich noch nie hier in Bahrain gefahren. Also Frau war mir das bis dato nicht erlaubt, jedenfalls nicht in der F2 und den unteren Ligen. Jetzt als F1-Fahrerin hat die FIA wohl irgendwelche neuen Regelungen durchgesetzt und ich durfte hier fahren. Ich fuhr noch ein paar weitere Runden, welche ich schneller fuhr. Ich belegte die zweit schnellste Runde dieses Trainings und fuhr zurück Richtung Box. „Okay du kennst den Plan?", hörte ich Micke in mein Ohr fragen. „Ja.", sagte ich nur und fuhr in die Boxengasse ein. Ich war eine der letzten, die zurück in die Box kamen. So hatten wir das auch geplant. Ich fuhr spät raus zum Practice und kam spät wieder zurück.

Ich stellte den Wagen ab und reichte das Lenkrad nach draußen. Dann stieg ich aus, nahm meinen Helm ab und dann die Sturmmaske. Ich zog meine Haare aus dem Anzug und schüttele sie leicht. Die gesamte Boxengasse war plötzlich total ruhig, und mein Team sah mich mit großen Augen an. „Lucie Dawn.", stellte ich ,ich freundlich dem Chefmechaniker vor. Perplex nahm er meine Hand und schüttelte sie. Es war immer noch viel zu ruhig in der Boxengasse, und als ich mich umsah stellte ich fest, dass wirklich alle Teams und alle Fahrer in meine Richtung sahen. Doch auch die Reporter und die Fans sahen mich an. Ich hob kurz die Hand und winkte in Richtung der Kameras. Dann öffnete ich meinen Anzug leicht, zog den oberen Teil aus und band ihn mit den Ärmeln um meine Hüfte. Alonso kam aus seiner Box und umarmte mich fest. „Ach du warst super Kleines, ich könnte nicht stolzer sein!", sagte er begeistert und ich grinste ihn an. „Jetzt stell ich dir erstmal die Jungs vor. Sonst wird das mit FP2 heute gar nichts mehr.", sagte er und zog mich mit sich zu RedBull.

„So. Das ist mein guter Freund Sergio Perez.", stellte mir Fernando den ersten Fahrer, den wir sahen, vor. „Du darfst mich auch gerne Checo nennen. Und wer bist du? Fernando hat da ein riesiges Geheimnis drauf gemacht", sagte Sergio lachend. „Ich bin Lucie Dawn.", sagte ich freundlich lächelnd und er nickte lächelnd zurück. „Sehr Schön, freut mich echt, dass du hier bist. Das ist mal ein guter frischer Wind. Vor allem in den Zeiten der Gleichberechtigung. Finde ich sehr schön.", sagte er lächelnd und ich nickte. Der andere RedBull-Fahrer kam aus seiner Box und musterte mich. „Wann kommt euer richtiger Fahrer?", er kam auf uns zu und sah Fernando fragend an. Dieser rollte mit den Augen. „Das ist unsere richtige Fahrerin. Das ist Lucie, und sie wird dies nächsten zwei Jahre für Aston Martin fahren.", sagte Alonso ernst zu ihm. Natürlich kannte ich eigentlich schon alle Fahrer vom Namen her. Aber persönlich ist es mir dann doch lieber, dass mich Fernando vorstellt. Vor uns stand jetzt also die Nummer 33, oder auch die Nummer 1 in dieser Saison, Max Verstappen. Frauenheld schlecht hin, aggressiver Fahrer und scheinbar auch menschlich echt fies. „Ihr lasst ernsthaft ein Püppchen fahren?", fragte er belustigt und beleidigt verschränkte ich meine Arme vor der Brust. „Also ersten bin ich kein Püppchen. Zweitens braucht sich der große Herr Verstappen nicht so aufspielen. Das kann ich nämlich gar nicht leiden, dieses Psycho-Macho-Gehabe.", sagte ich kühl zu ihm und er zog die Augenbrauen zusammen. „Hast du mich gerade als Psycho betitelt?", knurrte er wütend und ich blickte ihm genauso wütend in die Augen zurück. Das schien ihn etwas aus dem Konzept zu bringen, denn blinzelte mich kurz verwirrt an. Dann wurde sein Blick sofort wieder abweisend. „Ich habe gesagt, dass du ein Psycho-Macho-Gehabe an den Tag legst und ich das gar nicht leiden kann.", sagte ich zurück. Wütend sah er mich an. „Nenn mich noch einmal Psycho!", zischte er wütend und kam auf mich zu. Wütend ging ich ebenfalls einen Schritt auf ihn zu, was ihn wieder zu verwirren schien. Fernando packte mich am Arm und zog mich weiter. „Okay, ich glaube es ist besser, wenn wir weitergehen. War schön Jungs! Ciao!", rief er schnell und zog mich zu Mercedes weiter. „Ey, ich war mitten in einem Starrwettbewerb!", sagte ich genervt. „Nein, davon hältst du dich fern. Damit das klar ist.", sagte er ernst. „Okay, Papa.", sagte ich Augenrollend und er musste schmunzeln.

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