Paul
Sein Schädel dröhnte. Alles drehte sich und die Stadt war einfach zu laut. Irgendwo in der Ferne hupte ein Auto und Fußgänger lachten. Wie ein kleines Kind wollte er seine Ohren mit den Händen zu halten und sich auf dem rauen Asphalt zusammenkrümmen. Scharf sog er dabei die Luft ein, als ein stechender Schmerz in seiner Rippe pochte. Fuck! Das würde Ärger geben!
Ihm war schlecht und die Augen schwer. Wo war er überhaupt? Er konnte sich nur noch an kleine Fragmente der Nacht erinnern. War er überhaupt noch am Leben? Es würde ihn nicht wundern, hätte der Typ ihn totgeschlagen.
„Scheiße!" Jemand fluchte wie durch Watte. Schritte kamen näher. Sein Herz schlug augenblicklich schneller. Sollte er sich bereit machen zur Flucht? Obwohl konnte er sich überhaupt auf den Beinen halten in dem Zustand?
„Oh nein! Paul!" Das war eindeutig Leah. Diese Stimme würde er inzwischen überall erkennen. Entweder sie war jetzt ein Engel oder einfach nur seine Retterin in der Not und er noch nicht tot.
Jemand ließ sich neben ihn auf den Boden fallen. „Was machst du für eine Scheiße?"
Niklas. Konnte es noch besser werden? Würden als Nächstes noch Bene und William neben ihm knien und ihm Vorwürfe machen?
„Niki, er muss ins Krankenhaus. Das sieht echt schlimm aus."
„Nein!", krächzte Paul irgendwie und versuchte die Hand auszustrecken, um Leah irgendwie klarzumachen, dass es nicht so schlimm war, wie es schien.
„Leah, pack dein Handy weg. Wir nehmen ihn mit. In Krankenhäusern dreht er immer durch. Das macht alles nur noch schlimmer. Er muss eh erstmal nüchtern werden. Von seiner Fahne alleine wird man ja schon besoffen."
Es raschelte. „Aber er braucht Hilfe. Ich dachte, im Winter wart ihr wieder so gut miteinander-, Ach, Paul. Was machst du denn nur?"
Er spürte eine weiche Hand, die sanft seine Wange berührte. Siedend heiß fiel ihm ein, dass er sich nie bei Leah entschuldigt, hatte für damals, als er sie und Niklas hatte auseinanderbringen wollen. Fuck, war sie eine gute Seele. Er wusste augenblicklich nicht, ob er Niklas beneiden oder bemitleiden sollte.
Stöhnend erhob sich Paul schwanken vom Boden, nur um das Gleichgewicht zu verlieren und gegen Niklas zu prallen, der ihn irgendwie auffing. „Das wird spaßig beim wieder zusammenflicken!"
„Ich weiß gar nicht, ob ich alles dahabe. Oh Gott, muss das nicht genäht werden?" Leahs Stimme klang eigenartig besorgt.
Er spürte rauere Finger an seinem Kiefer. Sein Kopf wurde zur Seite gedreht. Leise stöhnte er auf, als die Finger genau auf eine Stelle an der Wange drückten. „Das geht schon. Mit Haftpflastern bekommen wir das schon wieder hin."
„Dein Optimismus in allen Ehren, aber Niki, das sieht heftig aus!"
„Danke, Leah. Jetzt fühle ich mich erst recht schlecht!" Paul lachte leise und bereute es sofort. Alles tat ihm weh. Das Pochen in der Schläfe war auch nicht erträglicher geworden.
Niklas fasste ihn an der Schulter. „Alter, bekommst du eigentlich irgendetwas mit? Du brauchst gleich erstmal Eis für dein Auge und eine Menge Wasser. Fuck Paul! Was hast du schon wieder dummes gemacht?"
Paul bemühte sich, Niklas anzusehen, aber das Gesicht seines besten Freundes verschwamm wieder mehr und mehr vor seinen Augen. Obwohl war Niklas noch sein bester Freund? Oder hatte er es jetzt komplett versaut?
„Warst du alleine unterwegs?" Leah fasste ihn an der anderen Schulter und stützte ihn.
„Nein!" Bemüht sah er sich um. Wo waren diese Hunde bloß abgeblieben? Arschlöcher, alle miteinander! Hatten sie ihn wirklich liegengelassen und waren abgehauen? Dabei hatte er den Streit nicht angefangen. „Sie sind weg." Er musste schlucken.
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Intermediate
Romance-Jeden Donnerstag ein neues Kapitel- 🌊Die Ruderreihe geht weiter 🌊 Anna steht vor einem Problem, das sie am liebsten vermeiden würde: Ihr Ex, den sie eigentlich nie wiedersehen wollte, ist plötzlich zurück in ihrem Leben. Gegen ihren Willen findet...