Kapitel 28- Hausarbeiten und Folter

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Müde blickte er in den grauen Himmel. Und das sollte Sommer sein. Wer hatte das bloß beschlossen? Das sah eindeutig nach Regen und Gewitter aus und nicht nach einem Tag, an dem man nach der Vorlesung eine Runde über den See rudern würde.

Auf dem Campus rannten nur wenige Studenten herum, das wunderte Paul allerdings auch nicht. Es war die Zeit im Semester kurz vor den Prüfungen. Eigentlich auch der einzige Grund, warum er heute zur Uni gekommen war. Lernen konnte er auch alleine hinter verschlossenen Türen. Nur Seminare alleine veranstalten und sich selbst benoten konnte er eben nicht.

Vor der Drehtür zur technischen Fakultät blieb er stehen und zog sein Handy aus der Hosentasche seiner zerschlissenen Jeans, die bestimmt schon seit mindestens vier Jahren nicht mehr in Mode war. „C3024", murmelte er leise und schob es zurück in die Hosentasche, ehe er durch die Drehtür in den vollklimatisierten Eingangsbereich trat. Sofort strich er sich über die Oberarme und suchte mit den Augen nach der Treppe. Er war echt zu lange nicht mehr hier gewesen. Kein gutes Zeichen.

Von den Tischen etwas weiter den Gang runter konnte man gemurmelt hören und aus dem Gängewirwarr zu den kleinen Klassenräumen hetzten immer wieder gestresst aussehende Studenten zum Drucker, oder in die Cafeteria, zumindest lag beides in der Richtung und es roch stark nach dem viel zu starken billig Kaffee, den man dort für rund einen Euro kaufen konnte.

Die Treppe war den Gang ganz runter und dann links. So musste er an den Gruppentischen vorbei und lief natürlich unweigerlich in eine Jungsgruppe, die in einer besonders großen Sofaecke gefletzt saß. Sein Plan war eigentlich schnell vorbeizukommen und damit noch pünktlich in seinem wichtigen Seminar zu sitzen.

„Ehy, Paul." Ollie erhob sich und hielt ihm die Hand zum Einschlagen hin. Die blonden Haare ordentlich zurück gegelt und mit diesem elenden Fuckboygrinsen wirkte er plötzlich abstoßend auf Paul. Hätte er auch so werden können?

„Keine Zeit. Hab ein Seminar."

„Meldest du dich deswegen nicht mehr bei uns, oder was ist dein Problem?" Jetzt erhob sich auch Sven. „Hat dir dein Marketingheini da reingeredet, dass du nicht mehr feiern gehen sollst, da ihr euch sonst eure Siegquote versaut?"

„Lass mich in Ruhe! Und lass Niklas daraus. Er kann nichts dafür, dass ihr Arschlöcher seid." Paul wollte einfach nur weiterlaufen, die Treppe hoch sprinten und noch gerade ebenso in den Klassenraum schlittern. Sie verschwendeten seine Zeit.

Ollie drehte sich zu den anderen Jungs, die Paul nicht kannte, aber alle reichlich verkatert aussahen. „Er nennt uns Arschlöcher, aber meldet sich nicht. Das soll ein Freund sein?"

Paul schnaubte auf. „Zum Mitschreiben. Wegen dir bin ich zusammengeschlagen worden und ihr habt mich einfach liegen gelassen. Das ist für mich keine Freundschaft."

„Als wenn du wüsstest, was das ist. Was man so hört, verträgst du dich ja auch nicht mehr mit deinem Ruderkumpel." Das hatte gesessen und Sven grinste breit.

Er musste schlucken, zog seinen Rucksack mehr auf seine Schulter, bereit zu rennen. „Niki ist für mich wie ein Bruder. Im Gegensatz zu euch macht er etwas aus sich und lässt Freunde nicht einfach im Dreck liegen." Paul würdigte ihnen einen letzten Blick und hechtete dann zur Treppe.

Der Professor setzte gerade zu einer Begrüßung an, da hetzte Paul in den Raum.

„Tschuldigung", murmelte er und schob sich schnell in eine der Sitzreihen.

Sein Professor sah genervt auf seine Armbanduhr und fuhr dann unbeirrt fort.

Er atmete auf und zog seinen Laptop aus seinem Rucksack. Also keine Standpauke über das zu spät kommen oder was auch immer hätte sein können.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 7 hours ago ⏰

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