Kapitel 13- Böse Schlangen

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Anna sah von ihrem Cappuccino auf. Der war eher schlecht als recht, wenn sie ehrlich war. Aber gut genug, dass sie sich nicht beschwerte.

Paul saß schon eine Weile alleine vor dem Bootshaus und blickte auf den Steg. Sie wollte gerade aufstehen und zu ihm gehen, da setzte sich Dana neben ihn.

Dana sah gut aus. Sehr gut sogar. Lange blonde Haare, obwohl so lang auch wieder nicht, große blaue Augen, einen süßen Mund mit einer niedlichen Stupsnase. Sie konnte ja verstehen, dass Paul sie mochte und sie deshalb nie ganz losließ, aber Dana war eindeutig eine Bitch, die ihresgleichen suchte.

Zähneknirschend sah Anna dabei zu, wie Dana Paul an der Hand nahm und weg zog. Die Anderen hatten das anscheinend nicht bemerkt und Anna dacht sofort an das Gespräch, das sie in der Umkleide belauscht hatte.

Sie hatte eigentlich nur schnell auf die Toilette gewollt, aber am Eingang der Umkleide innegehalten, als sie Dana und Franka hatte reden hören. Es schnell klar gewesen, dass es um Paul ging oder viel mehr darum, dass Dana mal wieder ihre langen dünnen Finger nach ihm ausstrecken wollte.

Franka hatte ihr gesagt, dass sie es lassen sollte. Aber davon hatte Dana nichts wissen wollen.

Es klang noch sehr deutlich in Annas Ohren nach, wie Dana sagte, dass es schließlich nur um etwas Spaß ging und wenn Paul nicht so verdammt gut im Bett wäre, sie ihn schon längst völlig abgeschossen hätte. Man müsse sich ja auch einmal etwas gönnen, besonders in den heißen Phasen vor der nächsten großen Wettkampfsaison.

Anna hatte schnell gemacht, dass sie auf die Toilette kam. Sie wusste gar nicht, dass Frauen auch sie widerlich sein konnten.

„Warum muss Bene immer so übertreiben?", seufzte Niklas und riss sie aus ihren Gedanken.

Franka rührte ihren Cappuccino um und zuckte mit den Schultern. „Ihr Jungs gebt euch auch einfach keine Mühe."

„Ihr seid Benes Goldkinder. Ihr habt leicht reden. Euch schreit er nicht ständig an."

„Wir können es halt." Franka grinste und zog die Augenbrauen triumphierend hoch. Dann sah sie zu Leah herüber. „Sah nicht schlecht aus heute. Taugt unser Niklas wohl eher als Trainer."

Niklas knirschte mit den Zähnen und sah aus, als würde er am liebsten Aufstehen. Das konnte Anna bei dem Spruch wirklich nachvollziehen.

„Er gibt sein Bestes. Im Boot ist er wohl trotzdem zu mehr zu gebrauchen." Leah lächelte und strich Niklas über den Rücken, um wieder etwas zu beruhigen.

„Mhm. Liegt im Auge des Betrachters." Franka nahm einen Schluck aus ihrem Kaffeeglas und verzog das Gesicht. „Hätte mir ruhig mal einer sagen können, dass das nur Plörre ist."

„Es ist okay. Die Bohnen sind im Abgang sehr bitter. Etwas Zucker und es müsste gehen. Ich würde eher eine mildere Mischung nehmen." Anna nahm ebenfalls noch einen Schluck von ihrem Cappuccino. „Ist eh so eine Kapselmaschine, sieht man an den Schichten und wie die sich abgesetzt haben."

„Oh, jemand mit Ahnung. Nice." Franka musterte sie nun unverhohlen.

Sofort fühlte Anna sich angegriffen. „Ich bin Barista."

Franka zog bloß wieder die Augenbrauen hoch und blickte wieder Niklas an. „Was ist mit Paul los?"

„Was meinst du?"

„Er ist nicht so vorlaut wie sonst und saß bis gerade noch alleine auf der Bank vor dem Bootshaus. Habt ihr dicke Luft."

„Nein. Alles in Ordnung." Niklas zuckte nicht mal mit der Wimper.

„Schade. Dachte, ihr hättet immer noch Stress wie beim letzten Trainingswochenende."

Niklas seufzte. „Wie hält dein Freund es mit dir aus?"

Franka grinste und sah Leah an. „Wie hältst du es mit ihm aus?"

„Was soll es da zum Aushalten geben?" Leah sah verwirrt Niklas an. Dem ins Gesicht geschrieben stand wie froh er war, dass Leah so von ihm dachte.

„Na ja, Kontrollfreak, echt seichtes Profil und verteidigt ständig seinen besten Freund, obwohl das ein ziemliches Arschloch ist."

Leah zuckte mit den Schultern. „Kontrollierend finde ich Niklas eigentlich gar nicht. Da habe ich schon anderes erlebt." Das würde Anna nur bedingt unterschreiben. „Und was du mit einem zu seichten Profil meinst weiß ich beim besten Willen nicht." Wahrscheinlich meinte Franka damit, dass Niklas ein ziemlicher Waschlappen sein konnte. „Paul geht eigentlich auch, aber wie man in den Wald ruft, so schallt es eben wieder hinaus."

Niklas musste daraufhin breit Grinsen und auch Anna verschluckte sich fast an ihrem Kaffee. Während Franka ihre Überheblichkeit verging.

„Was soll das jetzt heißen?"

Anna stellte ihr Kaffeeglas auf den Tisch. „Das heißt, dass Paul ein echt netter Kerl ist, aber Dana und du ihn ganz schön fertig macht."

Franka musste schlucken und strich sich eine lange dunkle Strähne aus dem Gesicht, die aus ihrem Dutt gerutscht war. „Hat sich dieser eine Typ aus dem Januar noch mal bei dir gemeldet, oder hat Niklas ihn so eingeschüchtert, dass er Leine gezogen hat?" Da wollte jemandem das Thema unangenehm. Spannend. Anna blickte aufs Wasser und sah einem Mädchendoppel dabei zu, wie es langsam Tempo aufbaute.

„Er hat nochmal versucht, mich anzuschreiben, aber no Chance. So jemand kommt mir nie wieder zu nahe." Leas Stimme klang überraschend entschlossen. Vielleicht war sie doch nicht mehr das kleine verschreckte Mäuschen, das sich bei jeder Erschütterung sofort versteckte.

„Er müsste dann wohl auch Angst vor Niklas haben. Obwohl kann man vor ihm eigentlich Angst haben? Du siehst wirklich viel zu sehr nach Mamas Lieblingsschwiegersohn aus."

Niklas knirschte wieder mit den Zähnen.

„Ist doch besser als ein Vollidiot, der einen nicht in Ruhe lässt" hörte Anna sich wie durch Watte sagen und verfolgte mit dem Blick weiter die Boote und den auf einem Fahrrad neben den Booten herfahrenden und wild gestikulierenden William. William war an einem Punkt so sehr ins Erklären vertieft, dass fast vom Fahrrad gefallen wäre. „Niklas, vielleicht hilfst du William mal. Sonst darf er heute noch ins Krankenhaus und die Kleinen stehen ohne Trainer da."

Dankbar eine Entschuldigung zu haben vom Tisch aufzustehen warf Niklas ihr einen Blick zu, während er sich erhob und noch einmal schnell Leahs Hand drückte.

Franka schnalzte mit der Zunge. „Mir wäre Niklas zu lieb. Da ist ja gefühlt keine Kante."

Klar aufregend war etwas anderes, aber zu Leah passte er.

„Ich finde das ganz gut. Ich weiß immer, woran ich bin, hab nicht ständig ein Hin und Her und er setzt mich nicht unter Druck. Manchmal denke ich, ich habe mein ganzes Leben lang nur auf ihn gewartet." Leah sah ihm nach und in ihrem Blick meinte Anna erkennen zu können, dass sie lieber bei ihm wäre, als mit ihnen an diesem Tisch zu sitzen.

„Zu viel Liebe." Anna rückte etwas von ihr ab und zog gespielt genervt die Stirn in Falten.

Leah musste lachen. „Wir reden noch mal, wenn du wieder jemanden hast. Oder wie war das noch mit Paul?"

„Paul ist mein Alibi und den Job macht er verdammt gut."

Wie als würde man vom Teufel reden kam Paul um die Ecke des Bootshauses. Er sah genervt aus und so etwas wie melancholisch. In Annas Brust bildete sich bei dem Anblick ein Knoten und sie wäre am liebsten aufgestanden, um ihn in den Arm zu nehmen, aber Dana folgte ihm dicht und redete wie wild auf ihn ein.

 In Annas Brust bildete sich bei dem Anblick ein Knoten und sie wäre am liebsten aufgestanden, um ihn in den Arm zu nehmen, aber Dana folgte ihm dicht und redete wie wild auf ihn ein

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