1. Kapitel

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Ich wurde wach, als die kühlen Sonnenstrahlen der Herbstsonne meine Nasenspitze berührten. Ich drehte mich zur Seite und beobachtete Thinda, die friedlich vor sich hin schlummerte. Sie war so ein schönes Mädchen. Ihre dunkelbraune Haare waren in etwa hüftlang und über ihr ganzes Gesicht verteilten sich kleine Sommersprossen. Sie hatte lange, geschwungene Wimpern und volle Lippen. Die Augen hatte sie von ihrem Vater. Sie waren eisblau und funkelten in der Sonne. Immer wenn ich in ihre Augen sah, erkannte ich meinen Mann. Ich vermisse ihn so unendlich.

Ich erhob mich von dem Platz, an dem ich diese Nacht mit Thirja Rast gemacht hatte und wir uns schlafen gelegt haben. Es war eine mit Moos bedeckte Waldlichtung, die sich als ziemlich weich und bequem zum schlafen herausstellte. Ich griff nach meinem braunen Bogen, den ich neben mir platziert hatte und lief los in den Wald, um zu jagen und etwas zum Essen zu finden.

Ich Schlich mich gerade an ein Reh heran, als ich ein Rascheln hinter mir hörte. Schnell drehte ich mich um und richtete mein Pfeil auf einen alten Mann mit spitzem Hut. "Was wollt ihr hier? Und glaubt nicht, alter Mann, ich würde euch nicht auf der Stelle einen Pfeil durch ihren Kopf bohren!" Ich spannte den Pfeil in der Sehne immer mehr an. Ich wollte gerade loslassen, als mein Bogen samt Pfeil durch den Stab des alten Mannes zerschmettert wurde und in tausend Teile zu Boden fiel. Ich starrte geschockt auf die Überreste meines aus Eichenholz angefertigten Bogens.
"Das ich von Thorin Eichenschilds Frau, Nilda Eichenschild, Tochter des Ronan, einfach mit einem Pfeil bedroht werde! Was führt euch hier in den Wald von Fangorn? Welche Absichten verfolgt ihr?"
"Gandalf... Verzeiht mein voreiliges Handeln. Ich habe nicht erwartet, hier auf euch zu treffen. Aber sagt mir, woher kennt Ihr Thorin? Und woher glaubt Ihr zu wissen, ich sei mit ihm den Bund eingegangen? Sprecht!"
"Nilda, ich habe viel mit Ihnen zu besprechen. Es geschehen Dinge in der Welt, die mich äußert beunruhigen. Und ihr Mann spielt in dieser Hinsicht eine mehr oder weniger große Rolle. Nehmt eure Sachen und folgt mir, rasch!"
"Gandalf, wartet! Es gibt etwas, dass ich Euch noch mitteilen muss. Ich bin nicht allein. Meine Tochter, Thinda, ist bei mir. Ich war schwanger, als ich damals entführt wurde. Zur Welt brachte ich dieses kleine Mädchen. Sie bedeutet mir alles, ich kann sie nicht hier zurücklassen. Das würde sie nicht überleben!"
"Nehmt sie mit, rasch! Uns bleibt nicht viel Zeit! Ist sie in Sicherheit? Verfolgt euch jemand?"
"Bis jetzt wurden wir von noch niemandem verfolgt. Auf dem Weg nach Fangorn töte ich nur eine Orkmäute, die aber nicht auf der Suche nach uns waren. Sie hinterließen mir dieses kleine Geschenk."
Ich fuhr mit meinem Finger über die rechte Hälfte meines Gesichtes, auf der sich eine Narbe von meiner Augenbraue bis zu meinem Kinn erstreckte. Ein Ork erwischte mein Gesicht mit seinem Dolch, noch bevor ich ihm den Kopf abschlagen konnte. "Dafür werden sie büssen! Für all das, was sie mir damals angetan haben!" Die Wut kochte in mir auf. Zu schrecklich war diese Zeit damals, um sie einfach so vergessen zu können. Ich wurde von Azog, dem Schänder, ein Jahr lang als Sklavin missbraucht. Ich war jeden Tag in Fesseln gelegt, wodurch ich an meinen Handgelenken rote und tiefe Wunden besaß. Mein Rücken ist voller Narben, die ich durch das Auspeitschen erhielt. Eines Tages, vier Tage vor Thindas Geburt, konnte ich fliehen. Ich fand Unterschlupf bei Radagast dem Braunen, wo ich auch meine Tochter zur Welt brachte. Ich konnte sie gerade noch davor bewahren, auch Azog dem Schänder als Geisel zu verfallen. Das hätte ich mir nie verzeihen können.
"Ihr könnt später Eure Rache verüben, doch jetzt müssen wir uns schnellsten Weges zum Erebor begeben! Denn Azog ist besiegt worden und der Berg ist nun wieder in den Händen der Zwerge. Und dein Mann, Thorin Eichenschild, Sohn des Thraín, Sohn des Thror, ist König unter dem Berge und wartet auf seine Frau."
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und rannte schnellsten Weges zurück zu der Lichtung. Thinda war schon wach und spielte im Gras. Ich packte sie und nahm sie auf den Arm, dann packte ich alles weitere ein und kehrte zurück zu Gandalf. Dieser half mir und Thinda hoch auf das Pferd und ritt los.
"Mama, wo bringt uns der Mann hin?", fragte mich Thinda und schaute mich mit großen Augen an.
"Nach Hause", entgegnete ich und konnte ein Lächeln nicht mehr unterdrücken.

Hallo Leute, das war mein erstes Kapitel zu dem Buch "Nilda - Never forget". Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob schon mal jemand so eine Art Fanfiction geschrieben hat. Auf jeden Fall habe ich mir das alles selbst ausgedacht und ich hoffe, die Idee mit Thorins verschollener Frau gefällt euch. Liebe Grüße
Lea-Hannah<3

Nilda - Never forget (Thorin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt