Ich wurde wach, als jemand an meine Tür klopfte. Ich rieb mir die Augen und Schlich zur Holztüre. Mir lächelte Thinda entgegen.
"Komm Mama, wir wollen doch heute zu Papa! Ich warte unten in der Küche auf dich!"
Thinda eilte den langen Flur entlang und ich konnte noch mitverfolgen, wie sie die hölzerne Wendeltreppe nach unten lief.
Ich machte an der Tür kehrt und trottete langsam zurück zu meinem Bett. Ich setzte mich hin und starrte erstmal an die weiße Wand.
Heute war es also soweit, heute würde ich Thorin nach 15 Jahren wiedersehen. Mir Kamen diese Jahre vor wie eine Ewigkeit. Doch nun brannten mir auch einige Fragen auf der Seele: wird er mich wieder erkennen? Wird er mich immer noch so lieben wie früher? Und was wird passieren, wenn er Thinda nicht akzeptiert?
Ich grübelte weiter über meine Gedanken, bis ich mich dazu entschloss, mich umzuziehen. Ich würde nur von einer Person Antworten auf diese Fragen bekommen, und dass war nunmal Thorin. Und ich hatte Thinda versprochen, dass sie ihren Vater heute wiedersehen wird!
Also zog ich mich schleunigst um und hing mir wieder das sämtliche Gepäck um.Als ich in die Küche kam, saß Thinda mit Sigrid am Tisch und unterhielt sich mit ihr über belanglose Themen. Ich setzte mich neben meine kleine Tochter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Na, bist du bereit? Können wir aufbrechen?"
"Noch nicht!", erklang es plötzlich aus Richtung Tür. Im Türrahmen stand Bard, der eine braune Tasche fest in seiner linken Hand hielt.
"Ich habe euch in diese Tasche etwas zu Essen und Trinken gepackt. Ihr werdet es brauchen. Der Weg zum Erebor ist lang und wird ein paar Stunden in Anspruch nehmen. Bitte reist vorsichtig und passt auf euch auf."
Ich stand nun vom Tisch auf und ging auf Bard zu. Ich drückte ihn fest an mich und flüsterte in sein Ohr: "Danke. Für alles."
Dann nahm ich die braune Tasche an mich und wand mich an Thinda.
"So, und jetzt komm! Wir wollen heute noch im Erebor ankommen."
Thinda sprang auf und kam auf mich zu.
"Auch dir auf Wiedersehen, Sigrid! Sag Bain und Tilda einen schönen Gruß. Ich komme euch bald einmal besuchen."
Ich lächelte das Mädchen, das auf der Bank saß, noch einmal an, und ging dann mit Thinda aus dem Rathaus.*
Nach zwei Stunden Wanderung kamen wir endlich am Erebor an. Vor uns lag das große, eiserne Tor, das von zwei riesigen Zwergen bewacht wurde. Oben auf dem Tor standen sämtliche Zwerge in Rüstungen Wache. Als sie mich und Thinda erblickten, rief einer von ihnen: "Öffnet das Tooooor!"
Ich erkannte seine harte und raue Stimme: es war Dwalin, Bruder von Balin.
Das Tor ging langsam und quietschend auf und Thinda blieb vor Erstaunen glatt der Mund offen. Bei ihrem Anblick musste ich leicht Lächeln, schließlich verstand ich ihre Begeisterung.
Als sich das Tor vollständig geöffnet hatte, könnte ich die Hallen Erebors erblicken. Der Anblick haute mich fast um: Die unterirdischen Bogengänge und Hallen wurden von Säulen gestützt, die von den Zwergen wie Bäume aus Stein gefertigt waren. Es liefen schon einige Zwerge auf den Gängen umher, was mich darauf schließen lies, dass schon manche Zwergenvölker aus den blauen Bergen angerückt waren.
Ich spürte, wie Thinda langsam meine Hand nahm. Sie zitterte, doch konnte sie nicht mehr aufhören zu grinsen. Ich wollte mit ihr gerade den Pfad zum Königsthron entlanglaufen, als ich von hinten gepackt wurde.
"He, was soll das!"
"Und sie, Fräulein, müssen sich erstmal identifizieren, bevor sie zu dem König dürfen! Ihr könntet ja auch Spitzel sein!"
Ich wusste welche Stimme es war, Dwalins harten Unterton war mich schon länger bekannt. Ich versuchte mich loszureißen und Thinda zur Hilfe zu kommen. Sie wurde auch von einem Zwerg gefasst, doch sie konnte sich losreißen. Sie rannte in Richtung Thronsaal und verschwand dann im Dunkeln.
"Thindaaaaa!", kreischte ich.*Thorins Sicht*
Ich saß auf Großvaters Thron und der Arkenstein hing über mir. Rechts saß mein Neffe Fili, der noch immer traurig über den Tod seines Bruders war. Es war für uns alle ein schwerer Verlust, vor allem für meine Schwester Dis.
Ich vernahm plötzlich Schreie aus der Eingangshalle. Ich sah kurz zu Fili, der mich auch nur fragend ansah.
Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sich das große Tor geöffnet hatte. Plötzlich schrie eine weibliche Stimme einen Namen, den ich nur halbwegs verstand. Ich sah mich in alle Richtung um, und auf einmal tauchte ein kleines, braunhaariges Mädchen aus der Dunkelheit auf. Sie lief langsam vor bis zu mir und Fili und blieb dann stehen. Sie musterte mich lange und schien scharf zu überlegen. Über ihrer Schulter hing ein brauner Beutel, und in ihrem Gesicht erkannte ich kleine Narben. Ihre Kleidung war schmutzig und die Haare dunkel vom Dreck. Sie hatte ein dünnes, schmales Gesicht und ihre Wangenknochen waren eingefallen.
"Papa?", fragte sie auf einmal leise und kaum verständlich. Ich runzelte die Stirn und sah fragend zu meinem blonden Neffen. Dieser schien die Kleine scharf zu mustern und zu überlegen. Schließlich erhob ich mich von meinem Thron und ging auf das kleine Mädchen zu. Ich kniete mich vor sie hin und sah ihr tief in die Augen.
"Würdest du mir vielleicht sagen wer du bist und was du hier machst?", fragte ich sie ruhig, während ich meine Hände auf ihre dünnen Schultern legte.
"Ich heiße Thinda", flüsterte sie kaum verständlich. Sie begann plötzlich zu zittern und schien gleich umzukippen.
"Hey, Kleine, du brauchst keine Angst zu haben, ich werde dir nichts tun. Sag mir, Thinda, bist du alleine hier oder ist deine Mutter mit dir gekommen?"
"Mama kam auch mit, aber sie wurde von einem großen Zwerg festgenommen."
"Na sowas, wirklich? Und wie heißt deine Mama?"
"Nilda, Nilda Eichenschild", sagte mir das Mädchen und blickte mich dabei sanft an.*Nildas Sicht*
Dwalin packte mich fest von hinten und versuchte, mich aus der Eingangshalle zu ziehen. Ich hämmerte gegen seine Arme und zappelte mit meinen Beinen.
"Lass mich los, Dwalin! Du weißt nicht wer ich bin!", schrie ich.
Auf einmal krachte die Tür vom Thronsaal auf und ein stämmiger Zwerg in goldener Rüstung stand vor mir und Dwalin.
"Lass sie los, sofort, oder ich werde DICH in einen Kerker werfen!", brüllte er.
Als ich seine Stimme hörte, erstarrte ich am ganzen Körper. Meine Nackenhärchen stellten sich auf und Dwalin ließ mich unsanft zu Boden fallen.
"Verzeih mir, Thorin, ich hatte doch keine Ahnung, wer sie ist!"
Mein Mann ignoriert ihn einfach und kniete sich stattdessen neben mich. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mich mit seinen eisblauen Augen an. Ich umfasste seinen Arm mit meiner Hand und sofort schossen mir Tränen in die Augen.
"Was haben sie dir bloß angetan." Er fuhr mit seinem Daumen über meine Narbe im Gesicht.
"Thorin", war das einzigste, was ich hervorbrachte. Er half mir auf und sofort fiel ich ihm um den Hals. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und vergrub mein Gesicht in seinen Haaren. Ich fing an zu weinen und Throin umklammerte mich fest mit seinem Griff.
Als ich mich wieder von ihm löste, konnte ich sehen, wie eine Träne über seine Wange floss. Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und lehnte seine Stirn an meine.
"So lange habe ich auf dich gewartet, so lange habe ich gehofft, dass du zu mir zurückkehren wirst. Und jetzt bist du sogar mit einer zauberhaften Tochter nach Hause gekommen. Ich liebe dich, Nilda."
Ich fing an zu lächeln und legte meine Lippen auf seine. Er küsste mich hungrig und gierig und umfasste dabei meine Taille.
Wie sehr habe ich ihn vermisst.Huhu Leute, das ist also das Finale Kapitel:) hat etwas länger gedauert, schließlich möchte ich euch keinen "bullshit" vorsetzen:) ich hoffe es gefällt euch:)
Ganz liebe Grüße, Lea<3
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Nilda - Never forget (Thorin FF)
FanfictionNilda ist die Frau von Thorin - sie lebten glücklich miteinander und liebten sich über alles. Bis Nilda bei einem Orküberfall auf die Blauen Berge gefangen genommen wird und von den Orks als Sklavin missbraucht wird. Dies geschah in etwa vor 15 Jahr...