4. Kapitel

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"Wirklich? Oh nein, das war mir nicht bewusst! Ich muss mich bei Legolas entschuldigen!"
Strammen Schrittes begab ich mich durch das Tor hinein in das Elbenreich. Dort erstreckten sich grüne Wiesen mit vielen Bächen und Bäumen. Hier war es wahrlich immer Sommer. Ich lief über verschiedene Brücken, bis ich Legolas und Thinda auf einer Terasse wiederfand. Ich gesellte mich zu ihnen und konnte nun auch den atemberaubenden Ausblick betrachten, der sich mir bot. Man konnte auf den ganzen Düsterwald blicken und erkannte am Horizont die Ruinen einer Stadt. Esgaroth. Sie rauchte noch förmlich von dem Feuer des Drachen. Und da sah ich ihn plötzlich: den einsamen Berg. Die Sonne ging gerade tiefrot am Himmel unter, weshalb der Berg leicht rötlich schimmerte. Diesen Ausblick werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen.

"Mama, du bist ja auch da! Ich habe mich schon gefragt, wo du bleibst!" Thinda kam auf mich zugerannt und ich schloss sie in meine Arme.
"Hallo, Frau Nilda, schön sie zu sehen." Legolas lächelte mich an.
Ich nahm Thinda auf den Arm und ging näher an Legolas heran.
"Legolas, ich muss mich noch einmal bei Ihnen entschuldigen. Ich hatte keine Ahnung, dass Ihr meinem Mann das Leben gerettet habt. Ich werde Euch dafür auf ewig dankbar sein. Verzeiht mein schnippisches Verhalten."
Ich verbeugte mich leicht.
"Entschuldigung angenommen, Nilda. Ist es okay wenn wir uns duzen? Ich war in der Schlacht um den Erebor dabei, und nachdem die Zwerge wieder im Besitz des Berges waren, schlossen wir zwischen unseren beiden Völkern Friede. Mein Vater bekam die weißen Edelsteine, die er einst so begehrte, und nun werden wieder viele Handel zwischen den Zwergen und Elben ausgetragen. Du und deine Tochter seid herzlich willkommen bei uns. Ihr könnt solange bei uns verwahren, wie es euch von Nöten ist. Mein Vater Thranduil möchte euch aber noch einmal kurz sprechen. Er ist im Thronsaal einen Stock tiefer. Gandalf ist schon bei ihm. Wir sehen uns dann beim Abendessen?"
"Ganz bestimmt." Nun lächelte auch ich den Elben an. Es fühlte sich einfach richtig an.

Legolas verließ nun mich und Thinda und lief nach rechts zu den Gemächern. Ich dagegen nahm meine Tochter an die Hand und eilte mit ihr in Richtung Thronsaal. Dort angekommen, sah ich Gandalf mit Thranduil reden. Sie unterhielten sich eher wie Freunde, und nicht wie Feinde.
"Guten Abend, König Thranduil." Ich verbeugte mich lange und Thinda versuchte dasselbe. Sie musste nur mit ihrem Gleichgewicht kämpfen, da sie sich so weit nach vorne gebeugt hatte, dass sie fast auf die Nase gefallen wäre. Ich musste leicht schmunzeln und wendete mich an Thranduil.
"Ich bin Euch zu tiefstem Dank verpflichtet, mein König. Es ist sehr großzügig von Euch, uns einige Tage hier im Waldelbenreich aufzunehmen. Ich rechne das Ihnen sehr hoch an, vor allem, weil unsere Völker früher mit einem tiefen Hass verbunden waren."
"Das ist Vergangenheit, meine Liebe. Ich habe mit Thorin Frieden geschlossen und somit ist es meine Pflicht, für das Wohlergehen seiner Frau und seiner Tochter zu sorgen. Fühlt Euch wie zuhause, Nilda Eichenschild. Ich erwarte Euch und Eure Tochter heute Abend zum Abendessen im großen Speisesaal. Morgen könnt Ihr aufbrechen, oder noch einige Tage hierbleiben. Mir ist das völlig gleich."
"Ich danke Euch, mein Herr."
Ich verbeugte mich ein weiteres Mal und lächelte Gandalf flüchtig an, als ich mich auch schon mit Thinda auf den Weg zu unserem Gemach machte.

Es war eine große Wohnung mit zwei Schlafzimmern, einem Wohnzimmer, einem Bad, einer Küche und einem Esszimmer. Nachdem man die Türe geöffnet hatte, kam man direkt ins Esszimmer. Rechts davon befand sich die Küche und links die beiden Schlafzimmer. Nach dem Esszimmer kam das Wohnzimmer und von da erreichte man das Bad durch eine hölzerne Tür. Die Wohnung war schlicht eingereicht, aber trotzdem fühlte man sich auf Anhieb sehr wohl.

"Mama ich geh ihn mein Zimmer. Darf ich?"
"Natürlich meine Liebe."
Thinda hatte bis jetzt noch nie ein eigenes Zimmer gehabt, da wir immer in der Natur unterwegs waren. Ich konnte ihre Neugierde sehr gut nachvollziehen.
Sie lief auf ihren kleinen Füßen davon und auf in Richtung eigenes Zimmer. Auch ich begab mich in mein Schlafgemach. Dort stand ein großes Bett mit einem Schleier umhüllt und gegenüber ein hölzerner Schrank. An diesem hing ein hellblaues Kleid. Es ging bis zu den Füßen und bestand aus weichem Saum. Das Dekolleté war bestickt mit feinen Perlen, die im Licht wunderschön funkelten. Ich streifte meine schmutzigen Klamotten ab und zog das Kleid an. Dann begab ich mich ins Bad und bürstete mein langes, braunes Haar sorgfältig durch. Ich steckte es mir mit den Utensilien, die im Bad bereit gelegt wurden, hoch, und verzierte die Frisur mit kleinen, weißen Blumen.
Ich betrachtete mich im Spiegel. Das Kleid passte wie angegossen und setzte mein Körper schön in Szene. Meine Narbe, die sich über mein Gesicht zog, versuchte ich mit etwas Schminke zu überdecken, was mir leider nur halbwegs gelang. Dann huschte ich aus dem Bad und holte Thinda, um auch ihr beim anziehen zu helfen.

Nilda - Never forget (Thorin FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt