13. Kapitel: Von Göttern und Helden (Teil 1)

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Dieses Kapitel ist ziemlich lang geraten, weshalb ich es in zwei Kapitel aufteile. Ich habe versucht, es an einer möglichst sinnvollen Stelle zu trennen - dennoch wirkt es doch recht abgehackt. Also nicht wundern, Kapitel 14 schließt dann nahtlos an.

Grüße, Sarah

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Simon schwor Stein und Bein, keine Spezialzigaretten mehr zu haben.
Mit großen runden Augen schaute Salma zwischen uns hin und her und fragte mich, was eine Spezialzigarette sei. Als ich es ihr erkläre, machte sie ein finsteres Gesicht und schlug Simon mit der flachen Hand auf den Oberarm. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Auch nicht, als sie ihm im strengen Tonfall einen Vortrag über den schädlichen Einfluss sämtlicher Rauschmittel auf dieser Welt hielt. Es stellte sich heraus, dass sie ziemlich viele kannte.

Ich schwieg vorsichtshalber und konzentrierte mich bald nur noch darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Es kostete mich alle mir verbliebene Kraft, und als wir endlich den Bumvee erreichten, wurde mir vor lauter Erleichterung schwindelig.
Simon schob sich neben mich und legte eine Hand auf meine Schulter. »Du hast dich gut geschlagen«, raunte er mir zu. »Für eine Zivilistin, meine ich.«

Ich stützte mich mit dem Ellenbogen auf der Motorhaube ab und lächelte müde. »Du meinst für eine Zivilistin, die euch allen den Arsch gerettet hat, als du fremdgesteuert warst. Wenn du schon keine Spezialzigarette als Dankeschön für mich hast, könntest du mir stattdessen erklären, was es mit eurer Sekte auf sich hat, bevor ich mit euch in ein Auto steige.«

Simon zwinkerte mir zu. »Du saßt bereits mit mir zusammen in diesem Auto, schon vergessen?« Er streckte die Hand aus und strich über die zerkratzte Motorhaube. »Deine Fahrkünste werden mich ein gesamtes Wochenende voller lustigmachender Lackdämpfe bescheren.«

Ich ließ mich nicht auf seinen Scherz ein. »Ich meine es ernst, Simon. Heute Morgen bin ich noch in einer Zelle aufgewacht. Ich habe nicht vor, das eine Gefängnis gegen ein anderes zu tauschen.« Um welche besondere Art von Gefängnis es sich handelte, verschwieg ich vorsorglich. Elion würde ihnen früh genug berichten, unter welchen Umständen er mich entführt – beziehungsweise gerettet – hatte. Bis dahin zog ich es vor, nicht wie eine Verrückte behandelt zu werden. Wo wir schon beim Thema waren. »Oder um eines Tages festzustellen, dass ihr mir ebenfalls eine Gehirnwäsche verpasst habt.«

Simons Hand erstarrte. »Das wird nicht geschehen, Marika. Wie ich bereits erwähnte: Der Gehorsam liegt in unseren Genen, und es gibt viele Situationen, in denen er überlebenswichtig ist. Ich könnte dir jetzt versichern, dass wir die Guten sind – und daran glaube ich fest – und dann würdest du dich fragen, ob ich die Wahrheit spreche oder indoktriniert bin. Oder«, er trat neben den Bumvee, öffnete die hintere Tür und lächelte entschuldigend, »ich bin einfach ehrlich zu dir und erinnere dich daran, dass ich weiterhin an Elions Befehl gebunden bin und du so oder so mit uns mitfahren wirst. Ich bevorzuge es allerdings, dich weiterhin höflich zu behandeln.«

»Toll.« Ich stieß mich ab und schlurfte zu ihm. Was blieb mir anderes übrig, wenn ich nicht mit körperlicher Gewalt gezwungen werden wollte? »Wird sicher 'ne richtig spaßige Zeit mit euch.«

»So lange ich in der Nähe bin auf jeden Fall.« Er stützte meinen Unterarm, als ich auf die Rückbank kletterte.

Ich warf einen Blick in den hinteren Bereich des Bumvees. Zwischen dunkelblauen Kisten lag Elion, regungslos, und ohne den angespannten Gesichtsausdruck, den er den ganzen Tag über mit sich herumgetragen hatte, erschreckend jung aussehend. Salma kauerte neben ihm, hielt seine linke Hand und murmelte leise vor sich hin. Wieder war es mir, als ginge ein kaum wahrnehmbares Glühen von ihrer Hand aus.
Ich schüttelte den Kopf, um das Trugbild zu verscheuchen, und ließ mich schwer in den Sitz fallen.

Daimonion: Dunkle WasserWo Geschichten leben. Entdecke jetzt