1. Wo bin ich?

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Schwärze, Dunkelheit, Kälte, Schmerz.
Das ist alles, was du spürst.

. . .

Langsam öffnest du deine Augen, du liegst auf dem kalten, nackten Betonboden.
Aber wo bist du hier? Du schaust dich um, das spärliche Licht der nächtlichen Großstadt scheint durch das Dachfenster, das hier ein Lagerraum sein muss.

"Hallo, ist jemand hier?"

Keine Antwort.

Langsam versuchst du aufzustehen, alles schmerzt.
Nur Dachfenster, du siehst dich weiter um, du befindest dich in einer riesigen Halle, mit nur einer Tür. Als du an ihr rüttelst, bewegt sie sich nicht, verschlossen. Wie kommst du hierher und was ist hier eigentlich los?

Du überlegst, was in der gestrigen Nacht passiert ist?

Langsam beginnst du dich zu erinnern.

. . .

Der Club. Du wolltest dich ablenken, zu viel war passiert.

Deine Freundin hatte sich von dir getrennt, dich ausgelacht und dich als Loser bezeichnet. Du hättest ihr nicht sagen sollen, dass du gefeuert worden warst. Nein, halt, dass du nicht teamfähig bist! Aber dir kam es ungerecht vor, dass ihr ausstempeln musstet, nur um Überstunden zu machen, die dann nicht bezahlt wurden.

Nachdem du dich geweigert hattest, nach ihren Regeln zu spielen, wurde deine Stelle wegrationalisiert. Du würdest so nicht ins Team passen.

Als du deiner Freundin Jinny davon erzählt hattest, fing sie an zu lachen, beschimpfte dich, nahm ihre Sachen und verschwand.

Na ja, danach war dir klar, woran du warst. Du warst nur gut, solange genug Geld da war. Wie es jetzt weitergehen sollte, wusstest du nicht, auch nicht, wie du die Miete zahlen solltest.

Dabei mochtest du deine Wohnung. Gut, hier in New York wurde die Nacht gerne mal zum Tag, was dich im 19. Stockwerk jedoch nicht wirklich störte. Dein Zufluchtsort gefiel dir trotzdem. Sicher, er war nicht groß, mit der offenen Küche nur ein großer Raum, mit Bad und Schlafzimmer, doch schön war es. So viele Stunden hattet ihr hier auf der Couch verbracht. Netflix sei Dank.

Du hattest es liebevoll eingerichtet, auf dem Sideboard standen Bücher von Lee Child, Simon Beckett, ja sogar das Leder-Tagebuch von einem John Winchester.

Daneben stand dein Plattenspieler; du warst dabei, deine Schallplattensammlung aufzubauen. Nach Nirvana, Metallica und Staind war sie – sagen wir – ausbaufähig.

Nachdem deine Welt über dir zusammengebrochen war, hattest du „Break The Cycle" aufgelegt. Als dann „Fade" lief, wusstest du, du musstest raus. Einfach nur raus, den Kopf frei bekommen.

Du hattest dir deine Lederjacke geschnappt und warst losgegangen.

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DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt