2. Der Club

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Es regnete.

Die dunklen Gassen fühlten sich noch bedrückender und kälter an. Es war noch grauer, als es dir sonst vorkam, wie eine spürbare Kälte, die deinen Körper hochschlich. Mit ihr kroch ein Gefühl von Resignation und Verzweiflung in dir hoch; die dunklen, fast schon schwarzen Straßen verstärkten dieses nur.

Mit gesenktem Kopf schlendertest du einfach immer weiter. Du hättest deine Mütze mitnehmen sollen, fiel dir ein. Der Regen durchnässte deine langen, schwarzen Haare. Das Wasser lief die Strähnen entlang bis zu den herunterhängenden Spitzen vor deiner Stirn. Nach und nach fielen die Tropfen zu Boden. In den Pfützen der nassen Straßen spiegelte sich das Scheinwerferlicht der entgegenkommenden Autos, wie ein vorbeifahrendes Blitzlichtgewitter, das vom Regen wie ein Vorhang verschluckt wurde.

Je näher man der Innenstadt kam, umso belebter wurde es auf den Straßen. Die Gassen füllten sich in der Stadt, die niemals schlief. Immer mehr Menschen waren unterwegs; auch du warst mit deinem komplett schwarzen Outfit kaum von ihnen zu unterscheiden. Zwischen all den anderen warst du nur einer unter vielen. Dass du recht groß und auch recht fit warst, konnte man jedoch nicht sehen; jeder lief mit gesenktem Kopf durch die Nacht.

 
Gepeinigt vom Alltag zur Arbeit getrieben, um Geld zu verdienen, dass man die Miete zahlen kann, etwas zu essen hat, um zu "Leben". Manchmal leistet man sich etwas, man kauft sich Dinge, die man nicht braucht, um Leuten zu imponieren, die man nicht mag. 

Du fragtest dich, wozu; was hatte das alles für einen Sinn?

Die Straßen begannen heller zu werden, Schaufenster erleuchteten die Nacht. In manchen Fenstern wurde ein neuer Staubsauger-Roboter beworben, in anderen, dass die neue Grippe-Impfung verfügbar sei. Kopfschüttelnd gingst du weiter, bis es wieder dunkler wurde.

. . .

Doch was war das?

Ein leises Wummern war zu hören. Du gingst weiter in die Richtung. Bis du an eine Seitenstraße kamst, konntest du den Ursprung des Geräusches ausmachen. Ein dunkelrotes Licht erhellte den Weg, das Geräusch wurde lauter, und du gingst näher heran.

Es war ein Club. Das Geräusch war zu einem Rhythmus geworden. Der Bass der Musik durchdrang die ganze Straße, bis du das Schild über dem Eingang erkennen konntest.

AFTERLIFE

Der Name passte zu deiner derzeitigen Situation; vielleicht fandest du im Club ja einige Antworten, dachtest du. Aber zuerst musstest du an dem Türsteher vorbei.

Ein breiter Mann mit schwarzen Haaren, die er zu einem Zopf zusammengebunden hatte, stand vor dir. Er war komplett in Schwarz gekleidet, vom Anzug bis zu den Lederschuhen. Nur die rote Krawatte stach aus dem dunklen Gesamtbild hervor, bis seine Sonnenbrille alles zusammenfügte. Er stand dort mit verschränkten Händen vor seinem Schritt. Dir war klar, dass das einer der Typen war, mit denen man sich besser nicht anlegen sollte.

Trotzdem musstest du näher an ihn herantreten. Als er dich bemerkte und sah, dass du den Club betreten wolltest, stellte er sich vor die Tür und baute sich direkt vor dir auf.

Er senkte seinen Kopf, schob mit einem Finger seine Sonnenbrille herunter und musterte dich von oben bis unten, bis er dir direkt in die Augen sah. Du sahst in seine grünen, messerscharfen Augen; er starrte dich unentwegt an, doch du hieltst seinem Blick stand. Nach einer gefühlten Ewigkeit sprach er dich an.

„Was willst du im Afterlife?" meinte er mit finsterem Blick und tiefer Stimme. 

"Ich suche nach Antworten!" Du wirkst ein wenig überfordert, was er bemerkte. 

Sein Blick wanderte über dein Gesicht: "Und du meinst, sie hier zu finden?" 

Sicher warst du dir nicht, jedoch wolltest du deinen Kopf frei bekommen. „Das hoffe ich." Du starrtest zurück, als ob du dich wieder gefangen hättest.

Er schob die Sonnenbrille wieder zurück.

„Nun", sagte er, ohne dich aus den Augen zu lassen: „Antworten wirst du hier finden." Er trat ein Stück zur Seite und gab die Tür frei. Doch als du durchgehen wolltest, beugte er sich vor und flüsterte dir ins Ohr: „Mach keinen Scheiß, sonst werde ich ungemütlich."

Er sagte es in einem so durchdringenden Tonfall, dass es dir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Du nicktest nur knapp, bevor du hineingingst.

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