3. Inside

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Im Afterlife erwartete dich ein ungewöhnliches Bild.

Der DJ legte düstere, durchdringende Housemusik mit Rock-Einfluss auf. Die Leute stiegen darauf ein; der DJ schien ein Gespür dafür zu haben, die Leute mitzunehmen. Der Bass durchdrang auch deinen Körper und packte dich, sodass du gleich mitmachen wolltest. Die Leute tanzten im Rhythmus der Musik, die Schwarzlicht-Spots kreisten über der Tanzfläche. Dadurch wirkten sie wie tanzende Schatten, jedoch voller Leidenschaft und Hingabe. Es faszinierte dich; so etwas hattest du vorher noch nie gesehen.

Doch du musstest dich erst weiter umsehen.

Der ganze Club war in Schwarz und Rot gehalten. Schwarze Wände und Decke, von der sich eine rote, hochglanzpolierte Tanzfläche absetzte. Der ganze Club befand sich in einem rötlichen Schimmer; alles wirkte mysteriös, fast schon unantastbar. Die ganze Einrichtung war nahezu komplett dunkel gehalten; es hingen dunkle Vorhänge in den Ecken und Kerzenhalter mit dunkelroten Kerzen an den Wänden. Nur in den Ecken standen ein paar Sessel und Tische.

Während die Tanzflächen fast komplett in Schwarzlicht gehüllt waren, die von roten Spots durchkreuzt wurden, schimmerte der restliche Bereich, auch um die Tische und die Bar, alles in einem rötlichen Licht.

Du gingst zur komplett schwarzen Bar; der ganze Tresen war matt gehalten. Außen am Tresen war ein Leuchtstreifen, sodass die Bar förmlich rot zu strahlen schien.

Heute war der Club gut gefüllt, doch an der Bar stand noch ein leerer Barhocker. Als du dich auf diesen setztest, wurdest du schon beobachtet. Die Barfrau kam nach kurzer Zeit zu dir und musterte dich mit zusammengekniffenen Augen.

Sie trug eine hautenge, schwarze Lackhose mit roten Streifen und ein Top der gleichen Machart. Ihre langen schwarzen Haare hoben den schwarzen Lippenstift und die schwarz geschminkten Augen hervor, was ihre hellgrünen Augen noch mehr unterstrich. Dir blieb fast die Spucke weg, als du ihr in die Augen sahst.

"Du bist neu hier!" Sie beobachtete dich mit prüfendem Blick. Doch ihre Augen schienen dich zu durchleuchten, als sie dein Gesicht zu analysieren versuchte, bis sie einen Moment an deinen Augen verweilte. Sie musste bereits unzählige Gäste gesehen haben; vielleicht versuchte sie, in der Mimik zu lesen. "Lass mich raten: Deine Welt bricht gerade über dir zusammen!" 

Du wusstest nicht, was du sagen solltest, und stammeltest nur: "Äh..." Vielleicht warst du auch zu leicht zu durchschauen; schließlich warst du vorher noch nie hier und wirktest etwas verloren.

Sichtlich amüsiert fuhr sie fort: "Dann bist du hier genau richtig; ich mach' dir was fertig."

Im nächsten Moment sahst du, wie sie die Flaschen in die Hand nahm und anfing, mit ihnen zu jonglieren. Es war beeindruckend und sah unglaublich aus, wie sie die Flaschen in die Luft warf und hinter ihrem Rücken wieder fing. Wie oft musste sie das schon gemacht haben, um so mit ihnen umgehen zu können? Es dauerte nicht lange, um dir etwas zu mixen; als sie alles zusammen hatte, ließ sie alles in ein Glas fließen und drehte sich dir zu: "Hier, das ist genau das, was du jetzt brauchst!"

Du warst sicherlich etwas überrascht und stammeltest: "W... Was ist das?"

Selbstbewusst schob sie dir das Glas über den Tresen: "Das sind die Four Horsemen: Jack, Jim, Johnnie und James."

Du begannst zu verstehen: "Ah, alles klar..."

Gerade als du zum Glas greifen wolltest, sagte sie: "WARTE! Eins fehlt noch!" 

Sie zog das Glas zurück und kramte etwas unter der Bar hervor. Einen Moment später zog sie eine Heftzwecke heraus, hielt sie demonstrativ in die Höhe und stach sich damit in den Zeigefinger. Im nächsten Moment hielt sie diesen über das Glas und ließ einen Tropfen Blut ins Glas tropfen.

Mit großen Augen konntest du sie nur anstarren.

Sie beugte sich über die Bar und flüsterte dir ins Ohr: "Der geht aufs Haus!"

Dann zwinkerte sie dir zu und kümmerte sich dann um die anderen Gäste. Du sahst ihr hinterher, bis du das Glas in die Hand nahmst und es in einem Zug austrankst. Sie hatte das bemerkt und grinste ein wenig.

Die Four Horsemen zeigten Wirkung; dir war egal, was passiert war. Du gingst in Richtung Tanzfläche; im Augenwinkel sahst du eine Frau, die verstohlen zu dir rübersah.

Der DJ legte ein neues Lied auf; der Bass durchdrang deinen Körper. Du begannst loszulassen, vergaßt, was passiert war, und bewegtest dich mit den anderen im Takt der Musik. Dicht an dicht auf der vollen Tanzfläche wurde getanzt, geschwitzt und gesungen. In rhythmischen Bewegungen, die wie Wellen über die Tanzfläche gleiteten, wurde getanzt.

Da war sie wieder, die bezaubernde Frau von vorhin; sie tanzte an deiner Seite, ihre Bewegungen elegant und voller Anmut. Ein paar Mal kreuzten sich eure Körper, und in diesen Berührungen spürtest du die flammende Leidenschaft, die zwischen euch pulsierte. Ihre lockigen, schimmernden, braunen Haare tanzten im Takt der Musik und schienen wie lebendig. Plötzlich, auf einem Höhepunkt der Melodie, trafen sich eure Blicke wie zwei Sterne im nächtlichen Himmel. In diesem Augenblick durchzog ein warmer Schauer deinen Körper, und Gänsehaut breitete sich aus, wie du sie noch nie zuvor erlebt hattest. Ein magisches Gefühl überwältigte dich; du warst dir nicht ganz klar, was hier gerade geschah. Als du deine Augen kurz schlossest, erhofftest du, den Moment festzuhalten. Doch als du sie wieder öffnetest, waren die tiefbraunen Augen, die dich so verzaubert hatten, wie vom Winde verweht – sie waren verschwunden.

Sofort hattest du dich umgedreht; sie schien weg zu sein. Wo du auch hinsahst, sie war spurlos verschwunden; wie kann das sein?

Verwundert musstest du die Tanzfläche verlassen und dich setzen. Du gingst zurück an die Bar, an der dich die Barfrau bemerkte. "Alles in Ordnung bei dir?", fragte sie erstaunt.

Du konntest nur den Kopf schütteln: "Nein, ich weiß auch nicht." 

"Wie heißt du eigentlich?", wollte sie wissen. 

Noch immer etwas verwirrt antwortest du gedanklich etwas abwesend: "Aaron."

Sie ließ sich davon jedoch nicht beirren: „Hallo Aaron, ich bin June." 

Du sahst sie an, bevor du antwortetest: „Hallo June. Da war eben eine Frau, ich weiß auch nicht; so etwas habe ich noch nicht erlebt. Mir wurde ganz anders, ganz plötzlich." Du rangst nach Fassung; June bekam das mit. 

Sie schien dir helfen zu wollen: "Wie sah sie denn aus?"

Du musstest tief einatmen und versuchtest, dich zu sammeln. So etwas war dir noch nie passiert. "Sie hat braune, lange, lockige Haare, braune Augen und ein rotes Mini-Kleid an. Sie war von einem Moment auf den anderen einfach verschwunden. Das kann doch nicht sein." 

Deine Verwirrung blieb auch von June nicht unbemerkt: "Vielleicht war der Cocktail doch etwas zu viel." 

Ernst sahst du sie an. "Nein, das ist es nicht. Ich...", du musstest eine kleine Pause machen, "...ich muss mal kurz an die Luft."

Überrascht, aber ohne zu wissen, wie sie dir helfen könnte, sagte June: "Alles klar, du weißt, wo du mich findest!" 

Du nicktest ihr zu und drehtest dich zur Tür, um schnell den Ausgang zu erreichen. Vor der Tür stand der Türsteher, der dich auf Schritt und Tritt mit seinen Blicken verfolgte! Du musstest weiter weg, um herunterzukommen, zum Nachdenken. Das ging nicht, solange seine Blicke auf dir hafteten.

Also gingst du die Straße weiter hoch und biegtest in eine kleine, dunkle Gasse ab. Dort konntest du dich an die Wand lehnen, um Luft zu holen. Doch plötzlich waren Schritte hinter dir zu hören.

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DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt