Kapitel 16 "Enttäuschungen"

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Esselamun aleykum!

Viel zu spät kommt das Kapitel, ich weiß. Es tut mir auch leid. Ich rede gar nicht lange rum, DANKE FÜR DIE 10K! Nicht nur das, es sind schon MEHR ALS 11K! Jazakhallahu khair, Allah razi olsun!

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Die Worte meines Vaters standen uneffektiv im Raum. Sie hatten nicht die Wirkung die sie haben sollten. Stur sahen wir uns weiterhin in die Augen. Meine Hand umfasste noch immer voller Wut die Gabel. Die Luft knisterte fast schon vor Anspannung. Es war nicht gut stur zu sein, das wusste man. Märchen, Erfahrungen, Erzählungen zeigten uns das, aber ich wollte nicht nachgeben. Nicht als Erste. Nicht diesmal. Wenn ich nicht jetzt zeige, dass ich stark und selbstsicher bin, wird sie es ausnutzen. Nicht jeder Mensch ist gut und fasst deine Schwächen als Menschlichkeit auf, mehr als genug nutzten sie schamlos aus und verwendeten sie gegen einen. Leyla etwas unterstellen wollte ich auch nicht, aber seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind, ist sie kalt und abweisend mir gegenüber und um Allahs Willen, was hatte ich ihr getan? Ihr Verhalten sorgte dafür, dass ich anfing über sie schlecht zu denken. Sie war schuld, ich war geduldig. Bis heute. Heute hatte mein Geduldsfaden gerissen. Sie hatte kein recht dazu mich vor meinen Eltern, meinen zukünftigen Schwiegereltern und Erdin zu blamieren. Pure Absicht war das, nichts anderes. Mein Charakter leitete mich oft dazu naiv zu handeln, ich glaubte an das Gute im Menschen. Irgendwo tief in jedem Menschen steckte das Gute, ich wollte daran glauben. Das war das Einzige das meinen Glauben an die Menschheit und Menschlichkeit aufrecht hielt. In einer Welt wie dieser, wo so korrupt, so widerlich, so respektlos gehandelt wird war das mein einziger Halt. Ich wollte auch an das Gute in Leyla glauben und ich glaubte auch daran, aber solche Aussagen, solche Blicke erschwerten mir das. Ich wollte mich mit jedem aus Erdins Familie verstehen. Mädchen hatten Angst vor ihren Schwiegermüttern, aber mein Gefühl sagte mir, dass mein Problem Leyla wird. Überzeugt sah ich sie an. Meine Augenbrauen waren ein bisschen zusammengezogen während sie eine provokant gehoben hatte. Ihre braunen gepflegten Haare fielen leicht gelockt über ihre Schultern und teilten sie somit. Sie war hübsch, ohne Zweifel. Eine kleine niedliche Nase, große leuchtend braune Augen und deutliche Wangenknochen, welche sie nur noch hübscher machten. Sie war einer der Menschen die man sah und sich sofort „mashallah" dachte. Leider konnte ich dies noch nicht über ihren Charakter sagen. Was wichtiger gewesen wäre.

Ein Stoß gegen meinen linken Oberschenkel brachte mich zurück in die Realität. Ich sah herunter und danach zu Tansu. Sie hatte mich heute zum zweiten Mal gerettet, wofür ich ihr vom ganzen Herzen dankbar war. Denn ich wirkte wirklich nicht so, als würde ich nachgeben und das müsste Leyla verstanden haben, was mir reichte.

Das falsche Husten meines Vaters richtete jede Aufmerksamkeit auf ihn. Seine Blicke sprachen Bände. Sie sagten mir klar, dass er unzufrieden war was mein Verhalten anging. Er war nicht jemand der darauf achtete, was der andere sagte oder wer was getan hatte, er interessierte sich eher dafür warum wir uns hineingesteigert hatten, warum wir uns falsch verhalten hatten. Wenn der gegenüber Fehler macht, musst du nicht einen weiteren machen, der dafür sorgt, dass die Situation schlimmer wird. Das war sein Leitsatz, den er uns seit unserer Kindheit predigte und selbst pflegte. Er würde es Erdins Familie nicht anmerken lassen, aber das wird Konsequenzen für mich haben, das war deutlich.

„Wir wollte über eure Heirat sprechen nicht?", sagte er und sah sich Erdin und seinen Vater an.

„Lasst uns doch nach dem Essen reden", schlug Erdins Vater, Onkel Yusuf, vor.

Mein Vater nickte als Antwort und am Tisch wurden wieder über alltägliche Dinge gesprochen. Wir räumten den Tisch ab und die Frauen begaben sich nach oben um dort zu beten. Das Wohnzimmer von ihnen war nicht groß genug, sodass wir zusammen unser Gebet verrichten konnten, aus diesem Grund blieben die Männer unten und wir stiegen die Treppen hoch in Leylas Zimmer. An der Wand waren viele unterschiedliche Familienbilder die so schön angeordnet waren, dass man bestimmt einige Zeit verbringen konnte indem man nur ruhig die Bilder betrachtete. Ich lief meiner Mutter hinterher und wir stellten uns gemeinsam zum Gebet. Ich hatte Tansu gefragt ob sie mitbeten möchte, weil ich mir erhoffte, dass es ihr dadurch wie bei Esin leichter fallen könnte, aber sie lehnte ab und machte deutlich, dass ich nicht weiterfragen sollte. Es machte mich traurig, aber ich verlor meine Hoffnung nicht. Irgendwann wird sie auch anfangen. Unsere Gebete werden erhört, daran glaubte ich, vor allem die meiner Eltern und speziell meines Vaters, das versicherte mir ein Hadith.*

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