Kapitel 7 "Erdin"

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„Hira ich weiß nicht, ob dir das gefallen wird, aber als die Gäste gekommen sind hat Hilal ständig nach dir gefragt. Als ich ihr gesagt habe, dass du nicht da bist, hat sie gesagt, dass ich dich doch anrufen soll, damit du kommst. Das habe ich dann ja auch getan, wie du weißt", sie legte eine kurze Pause ein und beobachtete mich. Elhamdulillah, bei meiner Familie störte mich das nicht. „Hiram, ich glaube dass diese Frau, also die Mutter der Kinder, Zeynep, mit Hilal gesprochen hat, dass sie dich mal anschauen will sozusagen. Ich glaube sie sieht dich als eine geeignete Schwiegertochter für ihren Sohn. Ich gehe davon aus, dass sie dich auf der Kirmes gesehen hat", erzählte sie weiter.

Geschockt sah ich meine Mutter an. Was war hier eigentlich los? Schon wieder jemand der mit mir heiraten will? Hatte ich nicht erst letzte Woche Enes überwunden?

Nicht, dass es ein Missverständnis war? Vielleicht irrte sich meine Mutter ja?

„Anne, yanlışlık olmasın", brachte ich geschockt raus. (Nicht dass es ein Missverständnis ist)

„Yok kızım, annen haklı", sagte diesmal mein Vater. (Nein meine Tochter, deine Mutter hat recht)

Ich drehte mich zu meinem Vater, der sich wieder auf seinen Lieblingsplatz, die Einzelcouch, gesetzt hatte.

„Nasıl yani?", fragte ich verwirrt. (Wie jetzt?)

„Bende gördüm Hilal'in nasıl annene seni araması için direttiğini. Hep seni övdü Hilal. Oğlanın babası da hep kendi oğlunu anlattı. Oğlan çok mütevazi, çok efendi birisi. Abinlede iyi anlaşmışa benziyor", erklärte er. (Ich habe auch gesehen wie Hilal deine Mutter dazu gedrängt hat dich anzurufen. Hilal hat dich ständig gelobt. Der Vater des Jungen hat immerzu von seinem Sohn erzählt. Der Junge ist sehr zuvorkommend und höflich. Außerdem wirkt es so, als ob er sich gut mit deinem Bruder versteht)

„Hem fark etmedin mi? Annesi de, kızı da, neydi ismi... Leyla mı? Ikisi de seni ve davranışlarını dikkatle izlediler", fügte meine Mutter noch hinzu. (Ist es dir denn nicht aufgefallen? Die Mutter und die Tochter, was war ihr Name noch... Leyla? Beide haben dich und dein Verhalten aufmerksam beobachtet)

Sichtlich überfordert blickte ich meine Eltern an. Sie sahen mich still an und gaben mir etwas Zeit die ganze Sache zu überdenken. Ich sah von meinen Eltern weg und blickte auf den Teppich.

Stimmt. Leylas Blicke hatte ich bemerkt, ich war dadurch extrem verunsichert worden. Aber die Mutter? Ich hatte sie einige Male angesehen und meistens sah sie auch in dem Moment zu mir... Das bedeutet dann ja, dass... Schon wieder?
War das ein Zeichen, dass doch meine Zeit zum Heiraten gekommen war?

Über wen sprachen meine Eltern überhaupt? Um wenigstens eine Frage zu klären, fragte ich meine Eltern.

„Welcher Junge?"

„Erdin."

Erdin.
Erdin, der mich breit grinsend angesehen hatte.
‚Und dieses Grinsen! Mein Gott! Er sah so gut aus' hatte Esin an dem Tag im Zug gesagt.

Langsam wurde mir das zu viel. Ich hatte nicht geplant, in meinem letzten Studienjahr mich zu verloben, geschweige denn zu heiraten.
Wieso passierte das eigentlich mir? Natürlich beschwere ich mich nicht, elhamdulillah, meine Sorgen waren nichts im Vergleich zu den der anderen. Ich wollte nicht einmal darüber nachdenken, mit was sich andere Menschen umschlagen, aber das alles belastete mich. Es kam so plötzlich und gerade als ich Enes erledigt hatte, war auf einmal Erdin das neue Problem.

Wieso heißen eigentlich alle etwas mit ‚E'?
Und wieso machte ich mir über so etwas Unnötiges wie deren Anfangsbuchstaben Gedanken?
Ich versuchte diese Gedanken zu stoppen und sah meine Eltern an. Gespannt warteten sie auf eine Antwort von mir.

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