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Die Vorfreude, die sich den gesamten Tag über in mir aufgestaut hatte, erreichte ihren Höhepunkt, als ich am Samstagabend endlich zu Hause ankam. Das Haus war blitzsauber, ich hatte jede Ecke geschrubbt, die Küche glänzte, und das Wohnzimmer duftete nach dem frischen Aroma von Zitrusreiniger und frisch gewaschenen Kissenbezügen. Schon am frühen Morgen war ich einkaufen gegangen und hatte alles besorgt, um ein perfektes Abendessen für Marc zu zaubern.

Meine Mutter war bei einer Freundin und würde erst spät am Abend zurück sein. Ich hatte Sturmfrei. Es fühlte sich an wie ein Segen, ein unerwarteter, wunderbarer Segen.

Ich ging ins Badezimmer und nahm mir viel Zeit, um mich fertig zu machen. Ich rasierte mich gründlich, duschte und cremte meine Haut danach mit meiner Lieblingslotion ein, die nach Vanille und Karamell duftete. Meine Haare föhnte ich sorgfältig und legte sie in sanfte Wellen. Ich trug ein leichtes Make-up auf, betonte meine Augen und ließ meine Lippen natürlich glänzen. Als ich in den Spiegel blickte, grinste ich und das Spiegelbild eines bis über beide Ohren verliebten Mädchens grinste zurück.

Die Dunkelheit kroch langsam über den Himmel, als ich im Wohnzimmer Kerzen anzündete und die Lichterkette über dem Sofa einschaltete. Der Raum wurde in ein warmes, romantisches Licht getaucht.

Nachdem ich meinen Blick ein letztes Mal kritisch durch das blitzsaubere Haus hatte schweifen lassen, nickte ich mir selbst zu. Alles war so gut wie es nur ging vorbereitet. Die Arbeitsplatte in der Küche glänzte, die Kräuter, die ich für das Abendessen brauchte, lagen bereit und der Duft von frisch gebackenem Brot hing noch in der Luft. Der Esszimmertisch war perfekt gedeckt, ein frisches, weißes Tischtuch drapiert und der schimmernde Schein der Kerzen tanzte sanft auf der polierten Oberfläche des Tisches. Übertrieben? Vielleicht. Doch ich fand es perfekt für die Bedeutung, die dieser Abend für mich, für uns hatte. 

Mein Herz hämmerte mir bis zum Hals, als ich den Flur entlang und durch das Wohnzimmer schlenderte. Ein verträumtes Lächeln lag auf meinen Lippen, während ich die sorgfältig arrangierten Kissen auf der Couch betrachtete, die Decke, die für den gemütlichen Teil des Abends bereit lag. Alles war bereit für eine perfekte Nacht, die  so viel Bedeutung für mich – für uns beide hatte.

Als ich mich schließlich auf die Couch sinken ließ, schlug die Wanduhr gerade acht. Ich zog die Beine an und blickte zum Fenster hinaus, wo die Dunkelheit bereits die Welt in ihren Bann gezogen hatte. Aber von Marc war noch keine Spur zu sehen.

Die Minuten vergingen, und meine anfängliche Aufregung begann sich in Unruhe zu verwandeln. Zehn Minuten nach acht. Fünfzehn Minuten nach acht. Eine unsichtbare Schlinge begann, sich um meine Brust zu legen. Ich knabberte nervös an der Nagelhaut meiner Finger, eine Angewohnheit aus Kindertagen, die sich in Momenten der Anspannung bemerkbar machte.

Ich zwang mich, mit der finalen Zubereitung des Abendessens zu beginnen, um nicht zu sehr in meine Gedanken zu versinken. Aber als ich den Braten in den Ofen schob und den Timer einstellte, konnte ich ein flaues Gefühl in meinem Magen nicht ignorieren. Marc hätte schon längst da sein sollen.

Als es halb neun schlug und immer noch keine Spur von Marc zu sehen war, machte sich Sorge in mir breit. War ihm etwas passiert? Steckte er im Verkehr fest? Ich zögerte nicht länger und griff nach meinem Handy, um ihn anzurufen.

Aber er nahm nicht ab.

Auch nicht bei zweiten Anruf. 

Mittlerweile war es halb zehn, das Essen war mittlerweile fertig und verbreitete einen köstlichen Duft, doch mein Appetit war verschwunden. Mit einem tiefen Seufzer nahm ich den Braten aus dem Ofen und stellte ihn zur Seite.Frustration und Enttäuschung breiteten sich in mir aus und ich ließ mich entkräftet auf die Couch zurückfallen. Warum hatte Marc nicht angerufen? Warum war er nicht hier?

Glück kommt in Wellen  | ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt