Kapitel 13

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1 ½ Jahre Später

Die warmen Sonnenstrahlen Spaniens schien mir direkt ins Gesicht, genüsslich schloss ich meine Augen und genoss die Stille, die mich an diesem wunderschönen Strand umgab. Es befand sich keine Menschenseele hier, da das Grundstück der Familie Rossi gehörte, entspannt lag ich auf einer der Strandliegen und las mein Buch weiter, was mir Nevio besorgt hatte. Tief versunken in meinen Gedanken dachte ich über alles nach, was ich in diesen Jahren erlebt hatte.

Seit eineinhalb Jahren lebten wir nun in Madrid, mit Nevio und Sira, seitdem sie mir bei meiner Flucht geholfen hatten, wohnten wir gemeinsam in ihrem Anwesen. Hier hatte ich es tatsächlich geschafft einen Neuanfang zu wagen, auch wenn dieser Weg sehr schwer war, mit der Unterstützung von Sira fand ich recht schnell einen neuen Job, ich arbeitete in einer Wohneinrichtung als Krankenschwester, was spezialisiert auf Demenz und Altheimer war. Es machte mir sehr viel Spaß, mit älteren Menschen zu arbeiten, weil ich auch viel von ihnen lernen konnte, ihre Weisheiten, die sie mir auf dem Weg gaben, halfen mir sehr meine dunkelsten Tage zu überstehen. 

Nevio, Sira und ich wurden zu einer richtigen kleinen Familie, ohne sie würde ich vermutlich nicht mehr leben, in dieser einen Nacht verlor ich nicht nur meine Familie, sondern auch mich selber. An dem Tag als wir in Spanien ankamen, gab mir Sira ihr Telefon und erlaubte mir meine Familie zu kontaktieren, um ihnen ein Lebenszeichen von mir zu geben, mit zitternden Händen wählte ich die Nummer meines Vaters in der Hoffnung er würde sich freuen mich zu hören, es klingelte dreimal hintereinander bis seine sanfte Stimme durchdrang 

„Hallo" tränen sammelten sich sofort in meinen Augen, ich hatte denn klang seiner Stimme so sehr vermisst „Baba nasilsin, benim Mina" (Papa wie geht es dir, ich bin es Mina) hauchte ich in die stille mein Vater antwortete mir nicht, eine Langezeit verging unsicher, wieso er nicht mit mir sprach brach mir das Herz, was drauf folgte, brachte mich innerlich um

„Ben senin Baban değilim, Beni bir daha arama, senin gibi bir Kızım yok, sen bizim için öldün"(Ich bin nicht mehr dein Vater, Ruf mich nicht mehr an, ich habe keine Tochter wie dich, du bist für uns gestorben), mit diesen Worten legte mein eigener Vater, den ich über alles geliebt hatte, auf und tötete das Mädchen, dessen Existenz nur aus der liebe ihres Vaters bestand. Ich erinnerte mich nur noch brüchig an diesen Tag, die Worte meines Vaters jedoch brannten sich in meine Seele ein, was danach geschah, war wie ausgelöscht, laut Sira hatte ich einen Nervenzusammenbruch, Nevio musste einen Arzt rufen, der mich sedieren musste, weil ich eine Gefahr für mich selbst und meiner Mitmenschen war. Tagelang aß und trank ich nichts, sprach mit niemandem, war in mich gekehrt und weinte nur, das schwarze Loch, in dem ich mich befand, zog mich mehr und mehr zu sich hinunter das ich sogar wieder anfing mich zu Ritzen, dieser Schmerzen zeigten mir, dass ich noch lebte und etwas fühlen konnte, auch wenn es der Schmerz war, den ich mir selber zufügte, die Wunden führte ich mir wie damals schon an meinen Armen und Beinen zu, damit es niemand sah, zog ich sogar in der wärme Hoodies oder Lang ärmliche Blusen an, die Panikattacken und Alpträume nahmen wieder vermehrt zu in der ich Nachts schreiend und weinend aufwachte, eines Nachts war es so schlimm das Nevio die Zimmertür aufbrechen musste er rannte auf mich zu nahm mich, ohne ein Wort zu verlieren in seine Arme und blieb die gesamte Nacht über bei mir, keine einzige Sekunde ließ er mich aus seinen Armen los in dieser Nacht, fühlte ich das erste Mal nach Monaten das Gefühl geborgen zu sein. 

Monatelang waren die beiden an meiner Seite und halfen mir wieder auf die Beine, Nevio besorgte mir eine sehr gute Therapeutin, die mit mir gemeinsam meine Traumata aufarbeitete, natürlich geschah das nur mit meiner Einwilligung.

Am Anfang gefiel mir dieser Gedanke nicht, ich wollte niemanden erzählen, was mir widerfahren war, all die Jahre hatte ich geschwiegen, doch hatte es Nevio und Sira geschafft mich davon zu überzeugen diesen Schritt gegangen zu sein, machte mich selber sehr stolz. Ihnen hatte ich immer noch nichts erzählt, was meine Vergangenheit betrifft, das Einzige, was sie wussten, war, dass meine Familie mich verstoßen hatten, mehr möchte ich ihnen auch nicht aufbürden, sie hatten schon soviel für mich gemacht. Die Bindung von uns Dreien wurde von Tag zu Tag immer stärker, uns verbindet mehr als nur dasselbe Blut. In meinen Adern floss zwar nicht dasselbe Blut wie bei ihnen, aber ich trage sie tief in meinem Herzen und das war das wichtigste. 

Leontes Rossi - Du gehörst nur mir, Anima MiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt