Kapitel 5

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Alle sprachen durcheinander und immer mehr Menschen übertraten die Schwelle der Kingston Familie. Es wurde geschrien, die Seelenlosen wüteten draußen und rissen ihre Opfer wie Raubtiere auf der Jagd.

Gerard psalmodiere die Worte Gottes auf Latein, während Connor immer lauter schrie. Mit einem Krachen brachen die Ketten vom Bettpfosten und der kleine blonde Junge stand auf wackeligen Füßen im Raum. Die Scharren von Dorfbewohner wurden durch seine Schreie über die Schwelle katapultiert, woraufhin sie gleich von den Seelenlosen verspeist oder in ihres Gleichen verwandelt wurden.

Gerard wurde gegen die nächstgelegene Wand katapultiert und blieb bewusstlos an ihr liegen. Das Christenkreuz schlitterte über den Boden in Samuel Kingstons Schoß. Der Soldat ergriff es rasch mit seinem Gewehr unterm Arm, welches an der Küchenwand lehnte. Die Kingstons wurden durch die Schreie des Besessenen in die Küche befördert.

Das besessene Kind lief in Richtung Küche und machte vor dem Heiler halt. Er trat mit den Füßen nach ihm. Die Nase des Heilers brach bei dem Kontakt mit dem Fuß des Jungen. Ein Stöhnen entkam dem Älteren. Connor bückte sich zu ihm runter und packte den alten Mann an der Kehle. 

"Du wolltest mich töten, das Geschenk Gottes. Eure ach so große Erleuchtung. Dafür wirst du bezahlen!" Der Vierjährige löste den Griff um die Kehle des Alten und stellte sich wieder stabil auf seine kleinen Füße.

 Samuel und Marlene Kingston sahen das teuflische Funkeln in den Augen ihres Sohnes und mussten mit ansehen, wie der alte Heiler Gerard von einer höheren Kraft in Fetzen gerissen wurde. Der alte Mann hatte keinen Moment zum Schreien, denn sein Anblick sprach für sich. Es war ein grausamer Tod und sie waren die Nächsten.

Blut und Fleischfetzen schossen durch den Flur und benetzte die Wände. Connor lachte engelsgleich und tapste zu seinen Eltern, die auf dem Boden saßen. Die Augen der beiden waren weit aufgerissen vor Angst. Todesangst.

 Als der blonde Junge bei seinen Eltern angekommen war, hielt ihm Samuel Kingston den Lauf des Gewehrs an seine kleine Brust. Samuel wollte seinen Sohn nicht erschießen, das würde er sich niemals verzeihen. Aber wenn Connor wirklich verloren war, dann musste er den Rest seiner Familie um jeden Preis beschützen.

Connor ließ diese Geste jedoch kalt. Er sah zu seiner Mutter und ähnelte mal wieder ihrem kleinen Engel von Sohn. Der teuflische Anlitz war aus seinen Augen verschwunden und er streckte die Hände nach seiner Mutter aus. Samuel drückte den Lauf des Gewehrs mit mehr Druck an Connors Brust.

Nun umfassten Connors eiskalte Hände das Gesicht seiner Mutter und er senkte den Kopf, um seine Stirn an ihre zu legen. Sein eigenes Gesicht war voller Blut des Dorfältesten. Es war beinahe eine herzliche Geste, aber sie fühlte sich alles andere als herzlich an.

 Marlene Kingston rührte sich keinen Milimeter und ließ jede Berührung ihres Sohnes zu. Aus Angst sie würde ihn dazu anstacheln sie, ihren Mann und ihren letzten Sohn auch noch noch in der Luft zu zerfetzten. Und das aus reinem Vergnügen für ihn.

"Ich hab dich lieb, Mama", sprach mit seiner kindlichen Stimme und schloss die Lider. Connor ließ sich zu Boden sinken und kniete nun vor seiner Mutter. Er wirkte so zerbrechlich wie Glas. "Liebst du mich auch?", fragte er.

Marlene verwunderte diese Frage und war noch immer wie schockgefroren. In ihrem Kopf ratterte es. "Ja", hauchte sie dünn. "Ich liebe dich auch, Connor. Wie könnte ich das nicht tun?" Connor blieb stumm und bewegte sich nicht. Vorerst.

"Bist du böse, dass der alte Man in die Luft geflogen ist?", fragte er und eigentlich wollte Marlene mit Ja antworten, aber ihre Angst hielt sie davon ab, schonmal das Familiengrab zu graben. "Nein, mein Schatz. Das bin ich nicht. Er hat es verdient", brachte sie mühevoll über die Lippen.

"Genau!"

Mit einem Lächeln setzte sich Connor wieder auf und wirkte wie das glücklichste Kind der Welt. Er klatschte in die Hände. "Ich geh Ares suchen. Er hat versprochen mit mir nach Trüffel suchen zu gehen." Eilig tapste Connor voller Euphorie aus der Küche und schenkte dem Gemetzel im Haus keinerlei Beachtung. Als wäre es überhaupt nicht existent.

"Ares, komm raus. Mir geht es fantastisch. Lass uns Trüffel suchen gehen, wie versprochen und Versprechen werden nicht gebrochen. Oder brichst du jetzt dein Versprechen? Ares, das ist nicht lustig! Mir ist nicht nach Verstecken spielen. Wo bist du? Soll ich dich suchen kommen? Na schön wie du willst, kleiner Bruder. Du willst verstecken spielen, dann spielen wir verstecken. Ich hoffe, du hast dich gut versteckt. Denn jetzt komm ich und suche dich." 

Zum Schluss begann Connor zu lachen und lief verspielt durch die Räume. Er blickte unter die Tische und hinter die abgewetzten Vorhange. "Ich werde dich schon finden, kleiner Bruder. Und zwar sehr bald, versprochen. Versprechen werden nicht gebrochen." 

Die letzten zwei Sätze klangen wieder nach dem Teufel der in Connor innewohnt. Der kleine Junge rieb sich freudig die Hände und kicherte, während er weiter suchte.

"Ich komm und finde dich, Ares!", brüllte der blonde Junge und wurde sichtlich ungeduldig. Das Spiel verlief nicht so wie er es sich wünschte. Aber das wird sich jetzt ändern. Denn das Spiel des Teufels fing gerade erst an.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 18, 2023 ⏰

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