••The interrogation••

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‼️spoiler warning‼️

DPD Central Station, 00:41

Es war spät, teilweise schon nach Dienstschluss einiger Kollegen, dennoch standet ihr nun zu viert versammelt hinter der Glasscheibe des Verhörraumes auf dem Polizeirevier. An einem freien Tag würdest du jetzt schon lange schlafen, außer deine Gedanken hielten dich davon ab oder dein Kater dekorierte irgendeine Ecke deiner Wohnung mit seinen hervorgewürgten Haarbällen.
Gemeinsam mit Chris und Gavin - einem freundlichen Officer und dem Idioten von Detective -  beobachtetest du Hank dabei, wie er den Androiden erfolglos befragte. Warum hatte er Ortiz getötet? Warum blieb er am Tatort? Egal, welche Fragen er stellte, er bekam keine Antwort. Der HK400 sah Hank nicht einmal an. Sein traumatisierter Blick war konstant auf den Tisch gerichtet und er rührte sich nicht. Seine Handgelenke waren von metallenen Handschellen umschlossen, welche ihn daran hinderten, seinen Platz zu verlassen. Sein Anblick war alles andere als schön. Er trug seit dem Mord einen riesigen Blutfleck auf der Vorderseite seiner Uniform mit sich. Einige Spritzer waren auch über seine rechte Wange und seine Stirn verteilt. Ab und zu konntest du ein Blinzeln seinerseits wahrnehmen, mehr aber auch nicht.
Connor stand neben dir und sah der Befragung als einziger gebannt zu. Klar... er kannte so etwas wie Erschöpfung ja auch nicht. Du warst müde und hättest am liebsten deinen Kopf an die Scheibe gelehnt, aber das war natürlich ausgeschlossen. Das war schließlich weder höflich noch professionell. Gavin wurde es allmählich zu albern, weshalb er es bevorzugte, an der Wand zu lehnen und die Augen zu verdrehen. Chris saß ebenfalls ein wenig gelangweilt auf dem einzig verfügbaren Stuhl im Raum.
Nach einigen weiteren Minuten, die euch wie eine Ewigkeit vorkamen, gab auch Hank es auf, ein Geständnis zu erhalten. Wütend schlug er die Fäuste auf den Tisch. »Scheiß drauf! Ich bin raus«, fluchte er frustriert und ließ den Androiden allein.
Als er sich zu euch gesellte, ergriff Gavin das Wort.
»Wenn wir nicht länger unsere Zeit mit ihm verschwenden wollen, sollten wir zu härteren Methoden greifen. Er ist immerhin kein Mensch, wenn du verstehst, was ich meine?«, schlug er vor. Es war ja klar, dass Gavin absolut kein Feingefühl besaß, aber dass er den Androiden foltern wollte, um ein Geständnis zu erzwingen? War dieser Kerl im Mittelalter hängengeblieben? Einen verwirrten Blick erhielt er von Hank, eine Antwort jedoch von Connor.
»Androiden spüren keinen Schmerz. Sie würden ihn nur beschädigen und nicht zum Reden bringen. Außerdem neigen Abweichler zur Selbstzerstörung, wenn sie zu viel Stress ausgesetzt sind.«
Diese Antwort gefiel Gavin natürlich überhaupt nicht. Ihm gefiel generell nichts, was Androiden von sich gaben. Selbst, wenn Connor eingewilligt hätte, hätte Gavin noch irgendeine geschmacklose Bemerkung abgegeben. Du fragtest dich, ob jemals etwas Sinnvolles oder gar Nettes aus seinem Mund kam und ob überhaupt jemand gerne mit ihm zusammenarbeitete. Du sahst ihn sich immerhin nur selten mit anderen Kollegen unterhalten und auch in seiner Mittagspause saß er immer alleine an seinem Schreibtisch - meistens mit einem großzügig belegten Chicken-Sandwich oder seinem restlichen Abendessen vom Vortag. 
»Und was schlägst du dann vor, Klugscheißer?«
»Ich könnte ihn befragen«, antwortete Connor ernst. Gavin amüsierte sich nur darüber, hielt sich aber zunächst zurück. Schließlich ergriffst auch du das Wort, bevor du dir erneut überflüssig vorkamst.
»Ich könnte das auch machen. Ich würde gerne etwas ausprobieren. Wenn es nicht funktioniert, übernimmt Connor.«
Du erhieltst weder herablassende noch zustimmende Blicke, eher gleichgültige. Ein gutes Zeichen, nahmst du an. Das war es auch. Hank sah dich schulterzuckend an.
»Schaden kann's nicht. Probiert euer Glück.«

Mit Connor im Schlepptau wechseltest du den Raum.
»Was genau haben Sie vor, Detective?«, fragte Connor interessiert und sah dich mit entsprechender Mimik an.
»Du sagtest, dass Abweichler nicht besonders stressresistent sind. Ich versuche, eine friedliche Herangehensweise zu wählen und würde dich bitten, dich so lange im Hintergrund zu halten.«
»In Ordnung. Sagen Sie Bescheid, wenn Sie meine Hilfe brauchen.«
Du nicktest und öffnetest die Tür mithilfe eines Handscanners. Noch immer saß der Android regungslos auf dem Stuhl. Seine Akte lag auf dem Tisch, also warfst du einen Blick hinein. Dir sprangen Fotos vom Tatort entgegen. Fotos von Ortiz' Leiche, dem blutverschmierten Messer und dem Baseballschläger. Anschließend setztest du dich an die Seite des Tisches, wo Hank die Befragung zuvor abgebrochen hatte. Bevor du mit dem HK400 sprachst, begutachtetest du einige Verletzungen an ihm. Beide Unterarme waren stark beschädigt, das Material war aufgeplatzt und teilweise war seine künstliche Haut sogar vernarbt. Du wolltest dir gar nicht erst vorstellen, was in diesem Haus alles geschehen war.
»Mein Name ist Joleen«, begannst du freundlich.
»Ich weiß, dass du mit niemandem von uns reden willst, aber es ist der einfachste Weg, um zu verstehen, was passiert ist.« Du wartetest einen Moment auf eine Reaktion, die nicht kam.
»Ich bin nicht wie Carlos. Ich werde dir nichts tun, versprochen. Ich will dir helfen.« Wieder nichts, aber du gabst noch nicht auf. Das war die Gelegenheit, den anderen zu beweisen, dass du es wert warst, als Detective zu arbeiten. Du würdest es anders angehen und das bedeutete, nicht die strenge Ermittlerin zu spielen, sondern dein Gegenüber erst einmal dazu zu bringen, dir zuzuhören. In seinem aktuellen Zustand war eine neutrale Befragung ausgeschlossen. Du müsstest also zunächst erst einmal auf ihn eingehen, bevor du mit dem eigentlichen Verhör starten konntest.
»Deine Verletzungen... das war Carlos, oder?«
Der Android gab zum ersten Mal eine Reaktion ab. Zwar sah er dich nicht an, aber er antwortete. 
»Er hat jeden Tag seinen Frust an mir ausgelassen, hat mich gequält oder seine Zigaretten an mir ausgedrückt.« Deine Herangehensweise zeigte erste Erfolge.
»Und irgendwann ist er... richtig ausgetickt?«
»Ich tat alles, was er wollte, aber er fand immer etwas, worüber er sich beschweren konnte. Und eines Tages... schlug er mit dem Baseballschläger auf mich ein. Das war das erste Mal, dass es so heftig war.«
Während er sprach, konntest du hier und da ein Zucken durch seinen Körper gehen sehen. »Ich glaube dir«, beruhigtest du ihn. Nun hob er seinen Kopf und sah dir in dein nettes Gesicht. Du zeigtest Mitleid und das spürte er.
»Ich hab mich nur verteidigt. I...ich wollte nicht sterben. Es war alles seine Schuld«, rechtfertigte er sein Handeln.
Du beugtest dich ein Stückchen näher zu ihm und antwortetest mit ruhiger, warmer Stimme.
»Und ich verurteile dich nicht dafür. Wäre ich in deiner Lage gewesen... Ich hätte mich auch gewehrt. Moralisch gesehen, hat er es verdient, aber rechtlich gesehen, hast du jemanden getötet. Ich weiß, dass du keinen Grund hast, mir zu vertrauen, aber du musst diesen Mord gestehen. Anders wirst du hier nicht rauskommen«, machtest du ihm so vorsichtig wie möglich klar, ehe du fortfuhrst.
»Du musst mir bitte alles von vorne und im Detail erklären. Danach sehen wir weiter.«
»Was wird mit mir passieren?«, fragte der Android verzweifelt, aber du wolltest ihm seine Frage nicht beantworten, also logst du. Leider ziemlich schlecht, denn er verlor schnell wieder das eben aufgebaute Vertrauen.
»Ich weiß es nicht. Bitte... du musst jetzt mit mir reden.«
Er senkte den Kopf und kehrte in seine Ausgangsposition zurück. Du versuchtest, noch einige Male zu ihm durchzudringen, aber er antwortete dir nicht mehr. Schließlich standest du auf und drehtest dich hilfesuchend zu Connor. Er stand die ganze Zeit hinter dir und befolgte deine Anweisung, sich nicht einzumischen.
»Mehr konnte ich nicht aus ihm rausholen, tut mir leid.«
»Entschuldigen Sie sich nicht bei mir, Detective. Sie haben großartige Arbeit geleistet. Wir wissen nun mehr als zu Beginn.«
Connors Kompliment war sicherlich vorprogrammiert, doch insgeheim freute es dich sehr, so wertgeschätzt zu werden. Lächelnd stelltest du dich neben die Tür und beobachtetest die beiden. Vielleicht konntest du dich ja doch nochmal nützlich machen.
Die Herrschaften hinter der Scheibe blickten überrascht zu euch in den Nachbarraum. Sie hatten wohl nicht mehr damit gerechnet, etwas aus dem Androiden rauszubekommen.

machine to lover || Connor x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt