Detroit Police Department, 23:21
Seit knapp siebeneinhalb Stunden saßt du nun schon an deinem streifenfrei polierten Glasschreibtisch und tipptest dir beinahe die Fingerkuppen wund. Ab und zu war mal eine Kaffee- oder Toilettenpause drin, aber dein Zeitplan war zu strukturiert, um sich mal ordentlich auszuruhen. Dein Blick fiel auf die digitale Anzeige rechts unten in deiner Taskleiste.
»Noch anderthalb Stunden...«, murmeltest du gedämpft, ohne deine Position groß zu verändern. Mit jeder Bewegung schmerzte dein Rücken mehr und morgen würdest du sicherlich mit Verspannungen aufwachen, doch für deine Beförderung ackertest du dir in den letzten Wochen den Arsch ab. Du hattest es satt, vom Großteil deiner Kollegen nicht ernstgenommen zu werden. Als 1,65m großes Mäuschen mit jugendlichem Gesicht, das sich kaum an sozialen Aktionen beteiligt, hat man es nun einmal schwieriger als andere, doch trotzdem bliebst du immer standhaft und setztest dich lächelnd an deinen Schreibtisch.Bis vor einer Woche zumindest.
Du wolltest reifer erscheinen und färbtest dir die Haare in einem dunklen Rot. Du selbst warst super zufrieden und fandest dich im Badezimmerspiegel sogar richtig heiß damit, aber auf der Arbeit kam das gar nicht gut an. Nicht, dass es gegen die Vorschriften verstößt, das war gar kein Problem. Es nützte nur rein gar nichts, um reifer zu wirken und im Endeffekt ging dein Plan doch nicht auf. 45 Dollar umsonst verbraten, nur um von Gavin Reed wieder aufgezogen zu werden. Immerhin musstest du nicht mit diesem Idioten von Detective zusammenarbeiten. Dafür allerdings mit einem Lieutenant, der öfter in Jimmy's Bar als auf der Arbeit auftauchte. Allmählich machtest du dir sogar ernsthafte Sorgen um seine Leber und seine mentale Gesundheit. Nach Dienstschluss würdest du ihm etwas zu Essen vorbeibringen. Nur, um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist. Schließlich war er heute wieder früher gegangen und hatte dich dreisterweise mit seinem Kram hier sitzen lassen.
Das Tippen auf deiner Tastatur brachte dich in einen derartigen Zustand der Konzentration, dass du Captain Fowler erst bemerktest als er mit dem Finger vor deinem Bildschirm schnipste. Sofort unterbrachst du deinen Bericht und widmetest ihm deine Aufmerksamkeit.
»Captain, was gibt's?«, fragtest du höflich. Leicht genervt antwortete dir dein Chef.
»Tötungsdelikt. Der Verdächtige ist ein Android von CyberLife. Schnapp dir Hank und schau dir den Tatort mal an. Danach kannst du Schluss machen.«
Er warf dir eine dünne Fallakte vor die Nase und sah sich dabei auf dem Revier um. Vermutlich suchte er Lieutenant Anderson.
»Tut mir leid, aber Lieutenant Anderson ist nicht mehr hier. Ich werde das wohl mit jemand anderem erledigen müssen«, teiltest du Fowler vorsichtig mit. Langsam konntest du beobachten, wie seine Nasenflügel bebten und er wütender wurde. Er versuchte sich jedoch zu beherrschen, denn schließlich konntest du nichts für das Verhalten vom Lieutenant und das war ihm natürlich bewusst.
»Nein, Hank wird dich begleiten. Ob er will oder nicht, ist mir scheißegal! Dieser neue Polizeiandroid wird ihn schon finden und dahin zerren.«
»Welcher Polizeiandroid? Laut des Anwesenheitsprogrammes befinden sich alle unterstützenden Androiden hier auf dem Revier.«Fowler hatte deine Neugier geweckt. Ein neuer Partner und er war kein Mensch. Niemand, der dich verurteilen würde oder nicht ernst nimmt. Insgeheim erleichterte es dich ein wenig, doch es wäre besser, die Freude nicht allzu sehr raushängen zu lassen. Man kann nie wissen, wer einen deshalb kündigen würde, obwohl das DPD mit einigen Hilfsandroiden ausgestattet ist.
»Irgendein Prototyp, den CyberLife uns zur Verfügung gestellt hat. Er ist auf die Jagd auf Abweichler programmiert und da ihr zwei die Hauptleitung der Abweichlerfälle übernommen habt, habe ich ihn euch zugeteilt«, erklärte Fowler in einem mittlerweile ruhigeren Ton.
»Fahr einfach schonmal los. Hank kommt nach, dafür sorge ich!«
»Natürlich.«Mit einem Nicken wandte sich Fowler wieder von dir ab und schlenderte zurück in sein Büro, den klobigen Glaskasten nur einige Meter entfernt von eurem Schreibtisch. Hank hat echt Eier, dass er sich ständig vor den Augen seines Chefs solche Aktionen leistet. Andererseits kennen sich Fowler und der Lieutenant schon seit ihrer Schulzeit und wahrscheinlich wusste der Captain auch mehr über deinen Vorgesetzten als du.
Rasch speichertest du deinen halbfertigen Bericht und schaltetest den PC aus. Ein Blick auf Hanks Tisch verriet dir, dass er mit eurem Dienstwagen unterwegs war und du dir wohl ein teures Taxi rufen müsstest, um zu besagtem Tatort zu gelangen.6413 Pines Street, 23:54
Den Kopf an die kühle Fensterscheibe des automatisch fahrenden Taxis gelehnt, sahst du aufmerksam nach draußen. Es war stockdunkel und nur die schwach glühenden Straßenlaternen erhellten die heruntergekommenen Gehwege. Diese Gegend war für ihre ärmeren Bewohner und häufigen Unruhen bekannt, was dir insgeheim etwas Angst machte, die du allerdings gut überspielen konntest. Außerdem wärst du in ein paar Minuten auch nicht mehr alleine unterwegs.
Die entspannende Musik, die per Bluetooth-Verbindung von deinem Handy über die Lautsprecher des Autos abgespielt wurde, begleitete dich zum Tatort. Bereits von Weitem erkanntest du die Blaulichter der Polizeiwagen und eine Ansammlung an Pressemitarbeitern und Zivilisten durch die Windschutzscheibe.
»Sie haben Ihr Ziel erreicht. Vielen Dank für Ihre Mitfahrt bei Detroit Taxi. Wir wünschen einen angenehmen Abend«, verabschiedete dich die K.I. des Taxis, nachdem es am Straßenrand anhielt und die Verbindung zu deinem Handy trennte. Du stiegst elegant aus und bahntest dir deinen Weg zum Haus. An der Eingangstür unterhielt sich Hank bereits mit Ben Collins, einem geschätzten Kollegen und Hanks nahezu einzig weiterer Person außer dir, die er nicht in seine Scheißegal-Schublade steckte. Im Schlepptau: der Polizeiandroid.»Hank!«, machtest du auf dich aufmerksam und stelltest dich zu ihm. Ben lächeltest du zur Begrüßung kurz zu, welcher zurück lächelte. Er war einer der wenigen mit Chris Miller, die dich als vollwertige Kollegin betrachteten und entsprechend behandelten.
„Joleen! Wir haben auf dich gewartet. Gut, dass du jetzt da bist. Ich habe Hank die Einzelheiten schon erklärt, aber schaut euch das da drinnen am besten selber mal an. Ich versuche mal, die schaulustige Meute im Zaun zu halten." Mit einem Nicken ließ Ben euch alleine.
»Mensch... hätte nicht gedacht, dass du vor mir hier auftauchen würdest. Aber du hattest Hilfe... nehme ich an?«
Dein Blick wanderte auf den Androiden hinter Hank.
Er sah aus wie ein Mensch und würde sich auch anhören wie einer. Auf dem grauen Jackett über seiner rechten Brust stand "RK-800", darunter die Seriennummer. Er trug außerdem ein weißes Hemd, eine schwarze subtil gemusterte Krawatte und eine dunkelblaue Jeans. Sein Haar war dunkelbraun und fiel locker zur linken Seite. An seiner rechten Schläfe leuchtete die LED, die in jedem Androiden verbaut war, in einem kühlen Blau. Sie wechselte die Farbe zu einem stechenden Gelb als seine braunen Augen auf deine trafen.Hank verdrehte die Augen und erklärte dir sichtlich genervt, weshalb er bereits vor dir am Tatort ankam.
»Die Blechbüchse hat mich von Jimmy hierher geschleppt. Sehe ich etwa so aus als ob ich mich in meinem Alter noch für eine Beförderung anstrengen würde, Jolly?« Eine kleine Neckerei konnte er sich nicht verkneifen.
»Nicht direkt, aber du siehst auch nicht so aus als ob du anderen Leuten deine Arbeit überlässt. Du hast es verdient, bei deinem nicht verdienten Feierabendsuff gestört zu werden«, schossest du grinsend zurück. Um Hank noch etwas mehr zu ärgern, sahst du grinsend zum Androiden. »Hast du gut gemacht, RK-800!«
Der Android verstand das als Einladung, sich vorzustellen.
»Mein Name ist Connor. Ich bin der Android, den CyberLife geschickt hat. Ich werde Sie und Lieutenant Anderson bei Ihren Ermittlungen unterstützen und hoffe auf eine gute Zusammenarbeit, Detective Carter.«
Er kannte deinen Namen, ohne ihn vorher von dir oder Hank gehört zu haben. Naja... vielleicht hatte Hank ja doch von dir erzählt, als Connor ihn einsammelte. Andererseits hatte der Android dein Gesicht vermutlich gerade gescannt und alle wichtigen Informationen über dich verarbeitet.
»Du wirst uns sicher eine große Hilfe sein, Connor«, antwortetest du.
Hank beäugte dich mit einer hochgezogenen Augenbraue und verschränkten Armen.
»Was denn?«, fragtest du verwirrt, als du dich von Connor abwandtest.
»Heb dir deine Nettigkeit für wen anders auf, der braucht sowas nicht. Und jetzt lass uns reingehen.«
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machine to lover || Connor x Reader
FanfictieDetective Joleen Carter, von ihrem Vorgesetzten neckisch „Jolly" genannt, arbeitet seit vier Jahren im Detroit Police Department und ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem bisherigen Leben. Wäre da nur nicht das Problem mit der gespaltenen Gesellsc...