Detroit Police Department, 15:10
Seit einigen Tagen waren keine neuen Abweichlerfälle für dich und Connor eingetroffen. Niemandem war der Android abhandenkommen, es wurde keine einzige Auseinandersetzung gemeldet und nicht einmal zu Rupert, der immer noch polizeilich gesucht wurde, kamen irgendwelche Hinweise ein. Es schien für einen Moment so, als ob Frieden zwischen Menschen und Maschinen herrschte. Als ob man sich mit ihnen abgefunden oder zumindest einen vernünftigen Weg gefunden hätte, um diese Stadt mit ihnen gemeinsam zu besiedeln, ohne sich ständig an die Gurgel zu gehen. Doch egal, wie sehr du dich auch darüber freutest, du wusstest, dass das kein Zustand von langer Dauer sein würde.
Während deine Finger auf der projizierten Tastatur ziellos herumtippten, erhaschten deine Augen immer wieder einen Blick auf die Uhr in der Taskleiste. In fünf Minuten begann deine 45-minütige Mittagspause, allerdings hattest du in diesem Moment kaum noch etwas zu tun, also warum noch warten? Im Augenwinkel blicktest du zu Connor rüber. Sein verschwommener Umriss verriet dir, dass er ebenfalls am Computer arbeitete. Was genau er abgesehen der Abweichlerdateien bearbeitete, wusstest du nicht genau, aber wenn sowieso gerade kein neuer Auftrag für euch bereit war, konnte auch seine Arbeit für eine Dreiviertelstunde warten.
»Meine Pause fängt gleich an. Begleitest du mich ins Nihon-Kōhī?«, fragtest du lächelnd.
»Wenn es dir Freude bereitet, gern. Aber wir sollten darauf achten, dass es nicht zu einem erneuten Missverständnis kommt wie neulich«, antwortete der RK800. Du hattest ihm etwas detaillierter von deinem Gespräch mit Jeffrey Fowler berichtet, woraufhin er sich sogar bei dir entschuldigt hatte. Er versicherte dir, es täte ihm leid und es sei nicht seine Absicht gewesen, ein solches Missverständnis, geschweige denn, dienstliche Folgen für dich zu provozieren. Natürlich hattest du ihm verziehen, obwohl davon eigentlich gar nicht die Rede sein kann, da du nie wütend auf ihn warst.
»Dann... verbringst du eben offiziell keine Zeit mit mir, sondern hilfst mir nur tragen«, antwortetest du bestimmend, während sich dein Körper bereits erhob. Knackend richtete sich dein Rückgrat auf. Deine Arme ragten gen Decke und streckten sich in ihrer vollen Länge aus. Dabei rutschte dein locker sitzender, schwarzer Rollkragenpullover leicht nach oben, sodass eine kleine Stelle nackte Haut am Bauch sichtbar wurde. Obwohl es keine beabsichtigte Geste war, wünschtest du dir vielleicht irgendwo, dass Connors Augen für einen Moment dorthin gerutscht waren, wo sie offiziell nicht sein sollten. Aber wie wahrscheinlich war das schon? Wenn du nicht so etwas wie klaffende Wunden oder einen starken Ausschlag hattest, gab es auch keinen Grund dafür, dass er geguckt hätte.
»Ich muss noch schnell auf die Toilette. Warte doch ruhig schon am Ausgang auf mich«, schlugst du vor und wandtest dich im Anschluss von ihm ab. Während du dich von ihm entferntest, vernahmst du ein „In Ordnung" seinerseits.
Als du zum Schreibtisch zurückkehrtest, um deine Sachen zu holen, waren deine Jacke, dein Schal und dein Regenschirm weg. Du nahmst an, dass Connor sie bereits mitgenommen hatte. Schulterzuckend machtest du dich also auf den Weg in den Eingangsbereich, wo du den Androiden neben der Tür erspähtest.
Als seine wachsamen Sensoren dich bemerkten, packte er das Geldstück ein, mit dem er sich die Zeit vertrieben hatte, und breitete deine Jacke vor sich aus, sodass du nur noch mit den Armen hineinschlüpfen brauchtest.
»Dankeschön. Hab mich schon gefragt, wo meine Sachen sind«, trällertest du zufrieden und ließt ihn machen. Du wusstest zwar, dass er ein Sozialmodul besaß und es ihm dadurch möglich war, ausgeprägte, kollegiale Bindungen aufzubauen, aber dass er auch so ein Gentleman sein würde, überraschte dich zugegebenermaßen doch ein wenig.
»Es hat sich angeboten, sie direkt mitzunehmen«, antwortete er. Den Schal reichte er dir anschließend ebenfalls und wartete geduldig, bis du ihn angelegt hattest, bevor er die Tür öffnete und den Schirm aufspannte. Behutsam hielt er ihn so über euren Körpern, dass dich kein einziger Tropfen treffen konnte, er hingegen aber die volle Breitseite vom Regen abbekam.
»Macht dir das Wasser gar nichts aus?«, fragtest du interessiert.
»Mein Körper ist bis zu einem gewissen Grad wasserfest gebaut. Kritischen Schaden würde ich erst erleiden, wenn ich mich beispielsweise über längere Zeit unter Wasser befinden würde, welches entweder sehr heiß oder kalt wäre«, antwortete er sachlich. Das tat er jedes Mal, wenn er über seine Funktionen oder generell über sich sprach und es amüsierte dich ein wenig.
»Darf ich?«, vergewissertest du dich, während du dich zurückhaltend bei ihm einhaktest. Der Android sah für einen Bruchteil einer Sekunde zu deinen zierlichen Fingern, die den Stoff seines Jacketts bereits sanft umschlossen hatten, ehe er dich lächelnd anschaute.
»Sicher.« Eine prickelnde Gefühlsregung huschte durch deinen Magen bis zum Brustkorb nach oben und zog deine Mundwinkel schlussendlich auch noch hoch.
![](https://img.wattpad.com/cover/342091257-288-k408013.jpg)
DU LIEST GERADE
machine to lover || Connor x Reader
FanfictionDetective Joleen Carter, von ihrem Vorgesetzten neckisch „Jolly" genannt, arbeitet seit vier Jahren im Detroit Police Department und ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem bisherigen Leben. Wäre da nur nicht das Problem mit der gespaltenen Gesellsc...